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Grappa lässt die Puppen tanzen - Wollenhaupt, G: Grappa lässt die Puppen tanzen

Grappa lässt die Puppen tanzen - Wollenhaupt, G: Grappa lässt die Puppen tanzen

Titel: Grappa lässt die Puppen tanzen - Wollenhaupt, G: Grappa lässt die Puppen tanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Rennschwein Rudi Rüssel und Im Tal der wilden Truthähne.
    Man konnte die Filme gegen eine kleine Gebühr leihen oder kaufen. Aber es gab auch ein Angebot für Mitglieder eines VideoClubs 69 . Dazu musste man sich registrieren lassen und auf die Zusendung einer Aktivierungsmail warten. Wegen des Jugendschutzes.
    Das las sich interessant. Ich klickte auf den Button: Mitglied werden, doch man verlangte die Angabe des Namens und einer Kreditkartennummer. Ich ließ es zunächst und las den Werbetext:
    Im VideoClub 69 sind alle unsere Pornofilme verfügbar und in der Regel auch immer sofort auf Lager! Das Bestellen ist somit sehr einfach und absolut transparent. Du wirst in wenigen Schritten durch den Bestellvorgang geleitet und kommst somit entsprechend schnell zu deinem gewünschten Ziel. Du kannst dir die Pornofilme auf DVD zuschicken lassen, sie aber auch sofort herunterladen.
    Die Filmtitel, mit denen hier geworben wurde, lasen sich anders als die der Kinderfilme: Gefangen im Schloss des Schmerzes, Die Gangbang-Party oder Lolita, lutsch los!
    Hübsche Alliteration, dachte ich und schickte nun doch eine Registrierung ab. Kurz darauf bekam ich die E-Mail mit der Aufforderung, den Aktivierungslink zu klicken. Das lief alles ohne Probleme. Nun war ich also Kunde bei den Wachträumern. Ich klickte mich in die Hardcoreabteilung.
    Ich fand nur das Zeugs, das in den USA, Italien, Dänemark oder Schweden hergestellt und in zigtausend Kopien in den Regalen der Kino-Freunde gehortet wird.
    Ich klickte das Impressum des Internetauftritts an, um zu sehen, wer hinter der Seite steckte. Da war jedoch kein Name zu lesen, sondern nur eine Firmennummer und der Zusatz: Eingetragen im amtlichen Firmenbuch für England und Wales. Der Webmaster war unter der hübschen E-Mail-Adresse info@schlampenfotos-versand. co. uk zu erreichen. Das gab nicht viel her. Aber mir war klar, dass die Spur heiß war.
    Wachtraum drehte selbst Pornos – da war ich mir sicher. Was hatte die schalldichte Wohnung sonst für einen Sinn? Ein Bett, ein paar Lampen und eine Kamera. Dazu ängstliche Frauen und Kerle, die ihre kranke Sexualität über Gewalt und Blut auslebten. Romafrauen waren eine leichte Beute. Niemand meldete sie vermisst. Damit hatte keine Behörde einen Grund, etwas zu unternehmen.
    Aber Hardcoresex war nicht verboten, wenn die beteiligten Personen freiwillig mitmachten und jederzeit aussteigen konnten.
    Im Pornobereich gab es die Möglichkeit, die Mitgliedschaft in einem Premium-Videobereich zu erwerben. Die Werbeseite für diesen Bereich enthielt den Text:
    Geile Girls begeben sich in die Hand erfahrener und strenger Meister, um bei ihnen Schmerzen, Unterwerfung, Demütigung, Hingabe und extreme Lust intensiv zu durchleben.
    Für die Mitgliedschaft im Premium-Bereich musste man weitere persönliche Daten angeben. Die Anschrift, eine Kontonummer und die Nummer des Personalausweises. Soweit wollte ich meine Daten in dieser Umgebung nicht offenlegen.
    Schmerzen und Demütigung? Video? Das klang ganz übel.
    Vielleicht hatte die Frau über dem Türmchen die Visitenkarte gar nicht aus Hunger verspeist, sondern um einen Hinweis auf die Menschen zu geben, die sie gefoltert und missbraucht hatten und schließlich für ihren Tod verantwortlich waren.

Die Reise zurück ins Elend
    Ich wollte weiterkommen und startete in den Norden. Mir fiel wieder mal auf, dass dieser geschmähte Stadtteil mehr Atmosphäre hatte als die bräsigen Einfamilienhaus-Straßen, in denen der Müll getrennt wurde, die Sonnenkollektoren auf den Dächern eine ökologisch korrekte Energieverwendung dokumentierten und die Mittelklassewagen jeden Samstag poliert wurden.
    Natürlich war es nicht schön, den Müll aus den Fenstern zu werfen, im Hinterhof Feuer zu entfachen oder die Autos der Bürger im Süden zu klauen. Aber dieses Verhalten ließ sich im Fall der Bierstädter Nordstadt nicht durch seelenloses Wohnambiente erklären.
    Ich stoppte vor dem Haus, in dem die Zimas wohnten. Ich wollte wissen, wie die Familie an die Visitenkarte von Wachtraum-Unterhaltungsmedien gekommen war.
    Kalo Zima öffnete. Er schien mich wiederzuerkennen, hatte aber nicht vor, mich in die Wohnung zu lassen.
    »Donka?«, fragte ich.
    Er schüttelte den Kopf. Ich blickte an ihm vorbei in den Flur. Dort standen gepackte Koffer. Zusammengeschnürtes Bettzeug lehnte an der Wand und prall gefüllte Plastiktüten lagen auf einem Haufen.
    »Plovdiv?«
    Er nickte.
    »Wann?«
    Der Mann zuckte die

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