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Grappa Und Die Seelenfaenger

Titel: Grappa Und Die Seelenfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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sich auf dem Besucherstuhl. Beide schienen beste Laune zu haben. Kaffee duftete. Mir schien, als ob sie sehr vertraut miteinander waren – ich hörte ihr Lachen noch, als ich schon längst an der Tür vorbei war.
    In der Kantine saß Pöppelbaum. Er winkte mir heftig zu. »Grappa! Gut, dass du kommst. Ich hab eben was erlebt, das zieht sogar dir die Schuhe aus.«
    »Ich bin gleich da. Erst mal Essen fassen.«
    Nur Chili con Carne war noch übrig. Ich nahm den Teller und setzte mich zum Bluthund.
    »Warst du nicht mit Bärchen unterwegs?«, fragte ich.
    »Das ist es ja!«
    »Erzähl!«
    »Wir sollten doch die Geschichte über den Unfall machen. Das achtjährige Mädchen, das von dem Geländewagen überfahren worden ist«, erzählte er. »Wir sind also zur Unfallstelle. Die Bullen waren noch da und einer von denen schilderte den Vorfall und zeigte uns die Stelle. Du kennst das ja, weiße Kreidestriche auf dem Asphalt. Und weißt du, was Biber gemacht hat?«
    »Nein.«
    »Er hatte einen Aktenkoffer dabei. Den öffnete er und holte einen kleinen Teddybären, drei Windlichter und einen Pappdeckel heraus, auf dem in Kinderschrift das Wort Warum? geschrieben war. Er drapierte alles an der Unfallstelle und forderte mich auf, ein Foto zu machen. Hier!«
    Wayne reichte mir seine Kamera. Tatsächlich: Auf dem Display sah ich einen Teddy mit roter Schleife um den Hals, drei brennende Kerzen in rotem Glas und die Pappe.
    »Ich fasse es nicht«, meinte ich kopfschüttelnd. »Das nennt man: Leser verarschen. Ob Schnack so was gut findet? Was hat das mit christlichen Grundwerten zu tun, mit Familienzeitung?«
    »So ähnliche Fragen hab ich Biber auch gestellt«, berichtete Pöppelbaum. »Aber er hat nur mit den Schultern gezuckt und gesagt, dass er das immer so macht. Er wolle die Emotionen der Leser ansprechen und der Zweck heilige die Mittel. Sein Gepäckstück nennt er ›Betroffenheitskoffer‹. Und er meinte noch, dass das im modernen Journalismus so üblich sei.«
    »Damit könnte er sogar recht haben«, seufzte ich. »Bilder mit Teddys, Kerzen und der Warum?- Pappe hab ich schon hundertmal gesehen. Jetzt weiß ich wenigstens, wo die Sachen herkommen. Dabei sieht der Goldjunge aus, als könne er kein Wässerchen trüben.«
    »Das täuscht«, sagte Wayne. »Der hat ganz schön zynische Sprüche drauf. Wie kaputt wird der erst mit vierzig sein?«
    »Das ist unser Nachwuchs«, nickte ich. »Mit Bärchen werden wir noch einiges erleben. Seid ihr noch in der Schule gewesen?«
    Wayne verneinte. »Die haben uns nicht reingelassen. Also lauerten wir den Kindern und Eltern vor der Schule auf. Wie Biber daraus aber eine Geschichte stricken will, ist mir ein Rätsel.«
    »Das ist ganz einfach«, erklärte ich. »Tiefe verbale Betroffenheit garniert mit mageren Fakten aus dem Polizeibericht und dem Teddy-Bild. Das klappt. Bärchen kann sensibel, ganz bestimmt. Der Koffer ist der Beweis. Ich muss jetzt los. Kommst du allein klar?«
    »Sicher. Was jetzt?«
    »Birsen Aslan. Siebzehn Jahre und bereit für die große Karriere im Showbiz.«
    »Soll ich mit? Fotos?«
    »Noch nicht. Erst mal schnuppern.«

Wie singt man dunkelhaarig?
    Birsen wollte nicht, dass ihr Vater von unserem Gespräch erfuhr. Darum trafen wir uns nicht bei ihr, sondern in einem Café. Die kleine Türkin war sehr hübsch anzusehen mit ihren schwarzen Locken und den Mandelaugen.
    »Pitt Brett steht auf Dunkelhaarige«, plapperte sie los. »Alle seine Freundinnen und Frauen waren vom Typ her so wie ich.«
    »Ich dachte, du willst singen«, lächelte ich.
    »Klar.« Birsen rührte in ihrem Kakao. »Aber auf den Brett kommt es halt an. Wenn man bei dem durchkommt, ist die zweite Runde so gut wie sicher.«
    »Und was wirst du singen?«
    »Das tut ja so doll weh.«
    »Bitte?«
    »So heißt der Song. Von Annette Ballermann. Es geht um Liebe und so.«
    Um Liebe und so. Das überraschte mich nicht wirklich.
    »Warum singst du einen deutschen Titel?«
    »Ich kann mir die englischen Texte nicht merken«, bekannte Birsen. »Deshalb sing ich deutsch. Ich hab Ihnen mal eine CD mitgebracht. Hat mein Bruder mit mir aufgenommen.«
    »Wie stellst du dir ein Leben als Supertalent vor, falls du es schaffen solltest?«
    Birsen schwelgte in den üblichen Kleinmädchenträumen. Viel Kohle verdienen und/oder einen Mann mit Geld finden, immer Party feiern, geile Klamotten kaufen beim Rund-um-die-Uhr-Shoppen.
    »Warum hast du deine Lehre hingeschmissen?«
    »Ich muss mich jetzt ganz auf meine

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