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Grappa und die Toten vom See

Grappa und die Toten vom See

Titel: Grappa und die Toten vom See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Wollenhaupt
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Wind bekommen – es ging aber nicht um Gesicht zeigen gegen Rechts , sondern um die Soziale Alternative Dorstfeld.
    »Klingt gut – aber nur auf den ersten Blick«, erläuterte Bärchen. »Auch die Ziele sind gar nicht so übel.«
    Er griff zu einem Flugblatt und las vor: » Abschaffung des Mietwuchers für Studenten, Rentner und Sozialschwache, Stärkung der Polizei im Kampf gegen den steigenden Drogenhandel und die organisierte Kriminalität, Neuregelung der Asylpolitik im Regierungsbezirk Arnsberg. Da kann doch fast jeder zustimmen. Doch es gibt noch andere Ziele. Die zeigen sich in dem Blog und dem Gästebuch und in den Leseempfehlungen der Alternative. Die Themen sind hier: Überfremdung der Schulen, Forderung nach einer volksfreundlichen Politik – mit Volk sind natürlich nur die Deutschen gemeint. Volksfreundlich bedeutet: Abschiebung krimineller Ausländer, kurzer Prozess mit Kinderschändern und Ausweisung von Islamisten. Als bevorzugte Redner treten übrigens Parteifunktionäre der NPD auf.«
    »Dann haben sich diese Leute jetzt organisiert«, stellte Simon Harras fest. »Bisher waren es ja nur Einzelne, die mit Sprühdosen und Flyern unterwegs waren und Ausländerjungs klatschten.«
    Ich berichtete von dem Angriff auf Frau Schmitz und der Warnung des Polizisten.
    »Ich fahr bei der Frau mal vorbei, Grappa«, kündigte Bärchen an. »Vielleicht ergibt sich daraus eine Story.«
    »Sie glaubt, dass ihre direkten Nachbarn dahinterstecken. Mach ihr bitte keine Angst«, bat ich.
    »Unsere Staatsmacht lässt sich ganz schön auf der Nase herumtanzen«, meinte Wayne Pöppelbaum. »Warum werden solche Gruppen nicht einfach verboten?«
    »Weil wir in einem Rechtsstaat leben«, referierte Schnack. »Und das ist gut so. Und zu den Bürgerrechten gehört auch das Recht zur Gründung von Parteien und Vereinen, die Demonstrationsfreiheit, die Pressefreiheit und vieles mehr. Die parlamentarische Demokratie ist die beste Staatsform, die ich mir denken kann. Und davon dürfen auch die profitieren, die sie am liebsten abschaffen würden.«
    »Ich finde die politische Anarchie besser«, krähte Bärchen Biber in Schnacks Vortrag hinein. »Keine Könige, keine Herrscher, auch keine vom Volk gewählten, jeder lebt mit jedem in Frieden und Freundschaft. Was kann es Schöneres geben?«
    »Deine originelle Analyse der Anarchie ist wohl deiner Jugend und deiner Unwissenheit geschuldet«, blaffte Schnack ungehalten. »Anarchie führt zu Bombenlegerei und Unruhe. Lies die Beispiele im Geschichtsbuch nach, Carsten!«
    »Wie auch immer«, mischte ich mich ein. »Die Geschichte hat Luft nach oben. Und der Mord an den Mahlers erst recht.«
    »Richtig. Darüber reden wir gleich unter vier Augen.« Schnack verteilte die Tagesarbeit.
    Dr. Margarete Wurbel-Simonis hatte vor einiger Zeit in die Pressestelle der Kölner Philharmonie wechseln wollen, doch die Sache kam anders: Die abendlichen Arbeitszeiten gefielen ihr nicht. Anderswo kam sie nicht unter, denn Journalistinnen über fünfzig mit dem Arbeitsschwerpunkt Kultur wurden nicht gerade gesucht. So hatten wir sie immer noch am Hals.
    Heute wurde Wurbelchen anlässlich der Messe Hund und Pferd mit einem Bericht über die Zahnpflege bei Hunden betraut. Sie zuckte nicht mit der Wimper. Simon Harras sollte sich den BVB-Fan-Automaten am Flughafen anschauen, an dem sich die Fußballbegeisterten kurz vor Abflug mit lebenswichtigen Borussia-Devotionalien eindecken konnten. Die Volontäre hatten am Vorabend die Gastro-Safari rund um den Borsigplatz mitgemacht und bekamen den Auftrag, eine Reportage über die Fressorgie für die bunte Seite zu gestalten.
    Nach der Konferenz folgte ich Schnack in sein Zimmer und bat ihn, mir mehr über die Familie Mahler zu erzählen.
    »Mahler hatte sehr solvente Kunden. Er war nicht nur Steuerberater, sondern auch Wirtschaftsprüfer und in einigen Organisationen ehrenamtlich tätig.«
    »Zu welcher Art Klientel gehören die Leute, die er beraten hat?«, fragte ich.
    »Nun ja, ich bin einer davon, aber das sagt gar nichts. Er hat über seine Kunden nie gesprochen«, antwortete Schnack. »Durfte er ja auch nicht.«
    »Keine kriminellen Geschäfte?«
    Schnack verneinte sofort. »Mahler war seriös – da bin ich mir sicher.«
    »Warum haben die Mahlers David Cohn nach Italien begleitet?«
    »Norbert interessierte sich schon immer für die Geschichte seiner Familie. Wahrscheinlich wollte er dabei sein, wenn David die Orte besucht, an denen die gemeinsamen

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