Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grappa und die Toten vom See

Grappa und die Toten vom See

Titel: Grappa und die Toten vom See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Wollenhaupt
Vom Netzwerk:
herrscht.«
    Jemand klopfte an die Ladentür. Donka. Sie hatte verweinte Augen und entschuldigte sich bei ihrer Chefin fürs Zuspätkommen.
    »Was ist los, Mädchen?«, fragte Frau Schmitz.
    »Mein Onkel war bei mir. Aus Bulgarien. Er will mich zurückholen.«
    Das war keine gute Nachricht.
    »Ist er dir bis hierher gefolgt?«, fragte ich.
    »Nein. Ich konnte abhauen.«
    »Hat er dich bedroht?«
    Sie nickte.
    »Wo ist dein Onkel jetzt?«
    »Ich bin weggelaufen. Da war er noch in meiner Wohnung.«
    Ich kramte mein Handy heraus und wählte die Nummer der Mission. Mit dieser Beratungsstelle für Prostituierte und Opfer von Menschenhandel hatte ich schon oft zu tun gehabt und sie hatte auch Donka geholfen, das Milieu zu verlassen.
    »Wir werden den Mann durch die Polizei aus der Wohnung entfernen lassen«, kündigte die Sozialarbeiterin an. »Wir bezahlen die Miete. Der hat da nichts verloren.«
    »Und Donka? Sie kann doch nicht dahin zurück. Der Onkel wird ihr auflauern.«
    »Wir werden eine Lösung finden. Ich denke da an einen Platz in einer Wohngruppe.«
    SS-Eddi kehrt zurück ins Rampenlicht
    Am Mittag traf ich Bärchen Biber in der Kantine. Er mümmelte lustlos an einem Wiener Schnitzel und blätterte in einem Katalog mit der Aufschrift Fernreisen – Die große weite Welt erleben .
    Ich stellte meinen Teller ab und nahm Platz. »Wo soll es denn hingehen? Ich könnte dir den Lago Maggiore empfehlen.«
    »Nee, lass mal. Dazu bin ich zu jung. Ich will zum Nordlichthimmel der Lofoten«, verriet er. »Im November. Hört sich doch gut an, oder?«
    Er las vor:

    Die Inselgruppen der Vesteralen und der Lofoten gehören zu Europas letzten Naturparadiesen. Im Winter verzaubern Sie die einzigartigen Licht- und Naturschauspiele, während Sie die Ruhe am nördlichen Eismeer genießen. In der Region sorgt ein lokales Mikroklima für eine relativ geringe Wolkenbildung, sodass abseits künstlicher Lichtquellen die Wahrscheinlichkeit recht groß ist, das einzigartige Polarlicht zu erblicken.

    »Ist immer gut, wenn einem ein Licht aufgeht«, entgegnete ich. »Mir wäre es zu kalt da oben. Was hast du in Dorstfeld rausbekommen? Wer steckt hinter der Sozialen Alternative? «
    »Die nennen sich Autonome Nationalisten . Sie haben da sogar einen Treffpunkt, den sie Nationales Zentrum nennen.«
    »Wieso gibt es so viele Gruppen? Da verliert man ja den Überblick.«
    »Eben – genau das ist beabsichtigt. So ist es für die Behörden schwieriger, sie im Auge zu behalten«, antwortete Bärchen.
    Er hatte den Kampf mit dem Wiener Schnitzel aufgegeben und stocherte in der Salatbeilage herum. »Wird einer dieser Klubs verboten, kriechen dessen Mitglieder beim nächsten unter. Ich finde die Stimmung in diesem Stadtteil übrigens sehr unangenehm. Überall lungern Typen rum, beobachten einen und man weiß nicht, ob sie zu den Guten oder den Bösen gehören. Man kann die nicht mehr unterscheiden. Die Autonomen Nationalisten treten wie eine Antifa-Gruppe auf und kleiden sich auch so … schwarze Windbreaker mit Kapuze oder Kapuzenpullover und Baseballkappen. Zur Krönung ein Palästinensertuch.«
    »Hast du Namen?«
    »Hm. Zum Beispiel SS-Eddi. Eddi Schaberl.«
    »Ach, Gottchen, der alte Schmierlapp. Der muss doch schon auf die sechzig zugehen«, stöhnte ich. »Der hat noch Einfluss auf die Szene? Der hat doch so viele Vorstrafen und Bewährungsauflagen, dass er noch nicht mal bei Rot über die Ampel laufen darf, ohne dass man ihn einbuchtet.«
    »Er lernt den dummen rechtsradikalen Nachwuchs an, also die, die sich nur prügeln wollen. Damit kennt er sich ja aus.«
    Mir fiel etwas ein. »Sagt dir der Name Holger Bruns etwas?«
    »Ja. Ein Journalist. Er hat viel über Neonazis geschrieben.«
    »Und er war mit David Cohn befreundet. Wenn du Kontakt zu ihm brauchst, sag mir Bescheid. Bruns ist gerade in Bierstadt.«
    »Danke, Grappa. Deine Frau Schmitz könnte übrigens recht haben.«
    »Womit?«
    »Dass ihre Nachbarn für die Schmierereien verantwortlich sind. Heinz und Gisela Golombeck gehören nämlich auch der Sozialen Alternative an. Die schmeißen nicht nur mit Katzenscheiße, die haben noch mehr auf Lager!«
    Am Nachmittag erreichte ich endlich Kleist.
    »Wann gibt es denn mal wieder eine nichtssagende Pressemitteilung?«, fragte ich.
    »Heute.«
    »Zu welchem Thema?«
    »Zu der Tatwaffe. Die Kollegen haben sie in einem Steinbruch in der Nähe des Tatortes gefunden. Der oder die Täter haben sie dort entsorgt.«
    »Es war eine P8,

Weitere Kostenlose Bücher