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Grappa und die Toten vom See

Grappa und die Toten vom See

Titel: Grappa und die Toten vom See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Wollenhaupt
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hier mal gewohnt hat. Ich wollte dir nur Bescheid sagen.«
    »Ich komme.«
    »Der Leiter der Mordkommission, Dr. Kleist, ist unterwegs«, teilte ich dem Beamten mit.
    »Ihr Kollege hat mich inzwischen aufgeklärt«, sagte der Polizist. »Bei uns ging ein Notruf ein. Ein Passant hat Licht gesehen und Lärm gehört. Ich konnte ja nicht ahnen, um welches Gebäude es sich handelt.«
    »Daraus wird Ihnen keiner einen Vorwurf machen.«
    Ich blickte zum Haus. »Es scheint wieder alles ruhig zu sein. Hat der Passant sonst noch etwas gesehen? Vielleicht jemanden, der weggelaufen ist?«
    »Der Anrufer hat nur die Meldung gemacht und leider seinen Namen nicht genannt.«
    Ein Wagen stoppte. Zwei Männer stiegen aus und kamen auf uns zu.
    »Da sind die Kollegen schon«, bemerkte der Polizist. Er zog die beiden zur Seite und redete mit ihnen.
    Zwei Straßenlaternen sandten ihren matten Schein auf das Anwesen der Mahlers: ein kompaktes, zweistöckiges Gebäude aus Sandstein mit Erkervorbau. Das schmiedeeiserne Tor war nur angelehnt.
    »Bleiben Sie zurück!«, ermahnte mich der Einbruchsbulle.
    »Schon klar!«, rief ich. »Ich guck ja nur.«
    Pöppelbaum grinste. »Die Fotos hab ich im Kasten. Ich war drei Minuten vor dem Streifenwagen da. Das Siegel an der Tür ist übrigens unversehrt. Die müssen durch die rückwärtigen Fenster gekommen sein.«
    »Dann lichte gleich noch den Leiter der Mordkommission ab und wir haben alles. Wahrscheinlich haben die Täter gewusst, dass die Besitzer nicht mehr zurückkommen, und dachten, sie räumen das Haus leer, bevor es jemand anderes tut.«
    »Das glaub ich nicht«, widersprach Wayne. »Willst du wissen, warum?«
    »Klar.«
    »Hier!« Er reichte mir die Kamera. Ein gesprühtes Hakenkreuz ›zierte‹ eine große Fensterscheibe, darunter der Spruch: Juda verrecke!
    »Das steht auf dem großen Terrassenfenster zum Garten«, erklärte der Bluthund. »Ganz schön herb, was?«
    »Allerdings.«
    Kleist ließ sich von zwei Kollegen begleiten. Dreitagebart, offenes Hemd und ein müder Blick. Ich mochte diesen Look und bekam prompt weiche Knie. Er grüßte uns knapp, drückte das Gartentor auf und steuerte die Tür an. Seine Leute folgten ihm. Wayne knipste drauflos. Kurze Zeit später fuhren die Spurensicherer vor und legten ihre weißen Overalls an. Die Kripo Bierstadt operierte mit kompletter Besetzung.
    »Hier kommen wir nicht weiter. Die Fotos haben wir und die Fakten kriege ich, wenn die Sonne aufgegangen ist«, stellte ich fest. »Kennst du eine Kaffeebude, die schon geöffnet hat?«
    »Nur die Tankstelle an der Bundesstraße. Aber der Kaffee dort ist lausig.«
    »Egal. Ich will weder nach Hause noch in die Redaktion. Kommst du mit?«
    Wayne nickte. »Auf mich wartet zu Hause auch keiner.«
    Vor der Tankstelle lagen die gerade gelieferten Ausgaben der Tageszeitungen – darunter auch das Tageblatt. Im Inneren des Häuschens saß ein müder Mann hinter der Kasse. Er musste nicht nur den Sprit kassieren, sondern auch die Kaffeemaschine bedienen. Milch und Kaffee liefen in die großen Plastikbecher.
    »Sonst noch was?«, fragte er.
    »Zwei Croissants«, bestellte ich. »Mit Marmelade.«
    Ich transportierte unser Frühstück zum Tisch.
    Wayne hatte es sich schon bequem gemacht und schaute sich die Fotos an. »Dafür, dass es stockfinster war, gar nicht so schlecht«, meinte er und ließ mich gucken.
    »Ist das hier ein Lichtschein hinter dem Fenster?«, fragte ich und deutete auf ein Bild, das die Terrassentür mit den Schmierereien zeigte. »Und der Schatten hier – könnte das ein Mensch sein?«
    Er prüfte das Foto. »Da spiegelt sich der Blitz, denke ich. Und der Schatten kann Teil einer Skulptur sein. Ich glaube nicht, dass noch jemand im Haus war, als ich im Garten stand. Da ist auch kein Auto weggefahren. Es war totenstill.«
    »Ein Passant hat die Bullen gerufen und seinen Namen nicht genannt. Ist das nicht merkwürdig?«
    »Finde ich nicht. Vielleicht hat der Zeuge das Hakenkreuz gesehen und Angst bekommen. Wer legt sich schon gern mit einer Nazitruppe an?«
    Der Kassierer ordnete die Zeitungen auf dem Tresen. Ich kaufte ein Tageblatt. Bärchen Bibers Artikel über die Dorstfelder Szene und Frau Schmitz stand auf der ersten Seite des Lokalteils.
    »Lies mal vor, Grappa«, forderte Wayne.

    Bierstadt ist wegen seiner harten Neonaziszene in Dorstfeld immer wieder in den Schlagzeilen. In diesem Stadtteil bauen die
Autonomen Nationalisten
ihre Herrschaft aus. Bewohner von Dorstfeld

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