Grappa und die Toten vom See
Drogengeschäfte verwickelt zu sein. Die Ermittlungen waren im Sand verlaufen. Jahre später fand man die Waffe, mit der der Mann und acht weitere Ausländer ermordet worden waren, bei der Terrorzelle aus Zwickau.
Ich las weiter. Alle Medien hatten von Fabian Fellner abgeschrieben, wenn es um Erklärungen zum ideologischen Überbau der Terrorzelle ging.
Irgendwann schweiften meine Gedanken ab. Ich sah Kleist vor mir, wie er der schönen Italienerin den Stuhl zurechtschob.
Ich wählte seine Büronummer, doch ich erreichte nur seine Vorzimmerdame. Genüsslich berichtete sie mir, dass der Herr Doktor sich den Rest des Tages freigenommen habe, um einer Kollegin aus Italien die Stadt zu zeigen.
»Frauchen, er hat gar nicht gebohrt!«
Nach einer relativ schlaflosen Nacht, die mir ständig Bilder von Kleist und Condi auf die Netzhaut projizierte, kehrte ich schon ziemlich früh bei Frau Schmitz ein. Sie hatte die Bäckerei gerade aufgeschlossen und die ersten Brötchen in den Ofen geschoben. Sie war guter Dinge, denn Bärchen Biber hatte sie am Vortag im Rahmen seiner Recherche zur Sozialen Alternative Dorstfeld aufgesucht und sich ihre Sorgen über die Nachbarn angehört.
»Ich mach erst mal ein richtig schönes Frühstück für uns zwei Hübschen, Frau Grappa«, meinte sie und schloss den Laden wieder ab. Sie seufzte. »Das Lehrmädchen kommt auch nie pünktlich.«
»Aber sonst klappt es doch gut mit der Kleinen, oder?«
»Sie ist freundlich zu den Kunden und lernt schnell«, räumte die Bäckerin ein. »Das ist ja schomma viel, wenn du dir überlegst, wo sie wechkommt.«
Ich nickte. Donka war eine Roma und ich hatte sie Frau Schmitz vermittelt – nach einer Recherche im Prostituiertenmilieu in der Nordstadt.
»Nur pünktlicher könnte sie sein …«, grummelte Frau Schmitz.
»Das wird schon noch«, besänftigte ich sie. »Machst du auch Rührei mit Schinken für uns?« Mein Magen knurrte.
»Na sicha.«
Sie verschwand. Ich griff zum Bierstädter Tageblatt. Mein Artikel über den mysteriösen Radfahrer war an prominenter Stelle abgedruckt. Bärchen Biber hatte die Recherche zur neuen Neonazigruppe noch nicht abgeschlossen, aber den Personaldezernenten der Stadt interviewt. Der hatte gerade einen interessanten Arbeitsgerichtsprozess durchzustehen: Der ehemalige Feuerwehrchef von Bierstadt war auf einer rechtsextremen Kundgebung gesichtet und fotografiert worden. Für einen Beamten, der sich der freiheitlich-demokratischen Grundordnung verpflichtet hat, ein Unding. Der Mann war bei geringer Gehaltskürzung nach Hause geschickt worden und hatte dagegen geklagt. Er wolle der Stadt weiterhin als Beamter zur Verfügung stehen.
Die meiste Freude bei der Zeitungslektüre machte mir allerdings Margarete Wurbel-Simonis. Die Kulturredakteurin war neuerdings auch für Umwelt und Gesellschaft zuständig.
Bei guter Pflege: »Frauchen, er hat gar nicht gebohrt!«
Es ist unfassbar: Vier von fünf Hunden über drei Jahre haben ein krankes Zahnbett. Das schädigt langfristig die Zähne. Und die braucht der Bello – denn was für Menschen die Hände, sind für den Hund die Beißerchen. Im Zahnbelag sammeln sich Bakterien, die zu Zahnausfall führen können. Tierärzte empfehlen deshalb regelmäßiges Zähneputzen. Es gibt Hundezahnbürsten, die besonders weich sind, aber auch Kinderzahnbürsten sind brauchbar. Wichtig ist die Wahl der Hundezahnpasta, die im Zoofachhandel zu erhalten ist. Beispielsweise mit Leberwurstgeschmack.
Frau Schmitz schleppte das Tablett mit dem Frühstück heran. Das Leberwurstbrot ließ ich erst mal liegen.
»Dein junger Kollege hat alles aufgeschrieben, was ich gesagt habe«, erzählte Frau Schmitz. »Sach ma, Frau Grappa, stecken da wirklich Nazis dahinter und nicht mein Nachbar?«
»Die Katzenscheiße auf deiner Terrasse stammt bestimmt von dem netten Herrn, der neben dir wohnt«, entgegnete ich. »Aber der Satz Rotfront verrecke ist eindeutig politisch. Es gibt bei dir in Dorstfeld eine neue Gruppe. Die heißt Soziale Alternative. Und diese Leute versuchen, den Stadtteil zu übernehmen.«
»Übernehmen?«
»Ja, sie wollen die demokratisch gesinnten Bürger in Angst und Schrecken versetzen. Mit rechten Parolen und Gewaltaktionen. Die schreiben ja nicht nur Rotfront verrecke , sondern auch Ausländer raus und Tod für Kinderschänder. Und ab und zu ziehen sie los und verprügeln ein paar Ausländer. Mein Kollege versuchte, die Atmosphäre zu schildern, die in dem Stadtviertel
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