Grau - ein Eddie Russett-Roman
GETROFFEN ++ EIGENTLICH ER STERBENSLANGWEILIG ++ SCHON GANZ AUFGEREGT DASS DU VIELLEICHT MENGE ROTSICHT HAST ++ DADDY ZURÜCKHALTEND AB WIE VIEL FARBWAHRNEHMUNG ICH DIR GEHÖRE ER KANNS NICHT LASSEN KOMMA WAS FRAGEZEICHEN ++ ALLES LIEBE CONSTANCE XXXXXXXX ++ ENDE DER NACHR
Das waren ausgezeichnete Neuigkeiten, denn es bedeutete nicht weniger, als dass ich vorne lag. Constance hatte sogar den Gruß »Alles Liebe« und acht Küsse unter das Telegramm gesetzt, was mich erst recht umhaute, bis Mrs Blut mir erklärte, dass es egal sei, ob zwei oder acht, der Preis sei derselbe.
Ich ging wieder nach Hause, vergewisserte mich, dass Jane nicht mehr da war, verstaute das Telegramm in meinem Koffer und versteckte mich dann für eine halbe Stunde unter meinem Bett, bis es Zeit wurde, zum Sportplatz aufzubrechen.
Die Nachricht hatte mich etwas aufgemuntert, aber wiederum nicht so sehr, wie ich es gern gehabt hätte. Doch immerhin: Courtland hatte zwar durchblicken lassen, dass ich nicht mehr aus Ost-Karmin abreisen würde, aber da kannte er die Oxbloods schlecht – wenn die sich etwas in den Kopf gesetzt hatten, dann bekamen sie es auch.
Hockey
1.1.19.02.006: Mannschaftssport ist Pflicht, er dient zur Stärkung des Charakters. Ein starker Charakter verleiht dem Mannschaftssport Sinn und Zweck.
Der Sportplatz befand sich auf einem ebenen Stück Land zwischen dem Dorf und dem Fluss, in unmittelbarer Sichtweite des Grünen Zimmers. Zu der Anlage gehörten noch zwei Holzpavillons, ein Umkleideraum, ein Punktestandanzeiger für Cricket, ein Block gestaffelter Sitzreihen und mehrere Sichtblenden auf Rädern. Früher war alles leuchtend bunt angestrichen gewesen, doch die Farben waren längst verblasst und bildeten nur noch eine Palette von Pastelltönen, der Farbauftrag geplatzt und verschrumpelt wie ein ausgetrocknetes Flussbett.
Von den insgesamt drei Feldern war das Cricketfeld das gepflegteste, aber grün eingefärbt waren, aus Gründen der Sparsamkeit, nur die Torräume. Die beiden anderen Felder waren für Feldhockey und Fußball, und obwohl auch sie einigermaßen eben und frei von Schafdung waren, hätten ihnen eine frische Grasnarbe und ein paar Runden mit der Walze ganz gut getan. Aber für begeisterte Amateure reichte es allemal, und abgesehen von dem schwachen Geruch nach heißem Öl, der von der Linoleumfabrik herüberwehte, war die Anlage geradezu idyllisch.
Ich verspätete mich, absichtlich. Zum einen, weil ich hoffte, die Mannschaftsauswahl zu verpassen und nur zum Ersatzspieler degradiert zu werden, zum anderen, weil ich einen Zusammenstoß mit Jane oder Courtland vermeiden wollte. Die beiden waren allerdings längst da und sahen mich böse an, und ich durfte mir nur noch Gedanken darüber machen, von wem der beiden ich mehr zu befürchten hatte. In diesem Zusammenhang wahrscheinlich mehr von Jane, denn sie spielte in der gegnerischen Mannschaft. Tödliche Unfälle auf dem Spielfeld, wenn auch selten, wurden als »zufällig« gewertet, waren also nicht mit Strafen verbunden – doch nur dann, wenn das Opfer im Ballbesitz gewesen und vom Gegner angegangen worden war. Solange ich also den Ball nicht in Besitz bekam, konnte ich einen Angriff von Jane vermeiden, aber leider konnte ich nicht ausschließen, dass mir irgendein Blödmann einen hübschen Pass zuspielte.
Meine Hoffnung, als Ersatzmann eingeteilt zu werden, erfüllte sich nicht. Ich bekam ein gestreiftes Mannschaftstrikot ausgehändigt, von Tommo, dann einen Schläger von Courtland, der mir auch noch höchst vergnügt »viel Glück« wünschte, sodass ich nur vermuten konnte, er meinte das genaue Gegenteil. Der Mannschaftskapitän der Mädchen war natürlich unsere Streberin Violetta von der Malve. Sie musterte mich von oben bis unten, als ich aufs Feld kam; die Geschichte mit der erpressten Banane war ihr sicher noch bestens in Erinnerung.
»Ich bin froh, dass du dich herbemüht hast«, sagte sie. »Auch wenn es natürlich an eurer demütigenden Niederlage nicht das Geringste ändern wird.«
»Was meint sie damit?«, fragte ich Doug, als sie sich entfernt hatte, um ihre Mannschaft anzufeuern.
»In der gesamten Hockey-Geschichte von Ost-Karmin haben die Jungs das Mädchenteam noch nie geschlagen«, antwortete er ziemlich resigniert. »Wir rennen nur ein bisschen auf dem Feld herum und versuchen, nicht von ihren verdammten Schlägern getroffen zu werden. Sobald der Spielstand zehn zu null ist, geben wir auf.«
»Meine Güte«, murmelte ich. »Von so
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