Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grau - ein Eddie Russett-Roman

Grau - ein Eddie Russett-Roman

Titel: Grau - ein Eddie Russett-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eichborn-Verlag
Vom Netzwerk:
kommst du darauf?«
    Ich erzählte ihr von der Schubkarre, aber das beeindruckte sie genauso wenig wie den Colormann.
    »Was hast du ihm noch gesagt?«
    »Nur, dass an Ockers Tod irgendwas faul ist. Und dass Travis’ Tod Mord war.«
    Sie schüttelte traurig den Kopf.
    »Pass gut auf«, sagte sie. »Für einen Roten scheinst du ja einigermaßen in Ordnung zu sein. Mach deine Stuhlzählung, und dann hau ab nach Hause. Eine Fahrkarte wirst du dir schon irgendwoher besorgen können. Durch die vielen Fragen wirst du weder klüger noch welterfahrener oder sonst was. Nur sterben wirst du mit Sicherheit.«
    »Wow! Ein Ratschlag – soll das heißen, dass ich dir etwas bedeute?«
    »Ganz und gar nicht. Ich denke nur langfristig, und eines Tages brauche ich dich vielleicht noch, um mir einen Gefallen zu tun. Und Tote tun einem keinen Gefallen.«
    »Musstest du mir das unbedingt sagen? Du hättest mich in dem Glauben lassen können, dass ich dir wenigstens nicht völlig egal bin.«
    »Für ein Kindermädchen, das dich verhätschelt, bist du zu alt, Roter. Dein Schlag.«
    »Was?«
    »Dein Schlag!«
    So seltsam es anmutete, aber der Ball rollte tatsächlich auf uns zu. Ich holte aus und schlug ihn weit von mir in das Feld des Gegners, wo, wie durch ein Wunder, Jane schon bereitstand, um ihn in Empfang zu nehmen. Im Tor stand Imogen Fandango, aber sie hatte nicht den Hauch einer Chance; der Ball schoss so rasend schnell an ihr vorbei, dass sie ihn gar nicht wahrnahm. Ein Pfiff, und der Kampf kam zum Ende, außer für Tommo, der weiter mit Cassie rangelte und offenbar dabei war, den Kürzeren zu ziehen. Erst als Daisy direkt vor ihren Ohren in die Trillerpfeife blies, hörten die beiden auf, aber sie holten noch eine ganze Weile nacheinander aus und fauchten sich an, bis sie endlich Ruhe gaben.
    »Du hast eine Idee für eine neue Strategie«, sagte Courtland, als wir uns zur nächsten Runde versammelten. Wir hatten Jabez verloren, der hinter der Seitenlinie von meinem Vater zusammengeflickt wurde, aber ob wir gleiche Mannschaftsstärke hatten, war uns mittlerweile egal.
    »Ach ja?«
    »Ja, und zwar mache ich diesmal den Stürmer, und alle anderen sind nur zu meiner Verteidigung da. Tommo, du gehst Daisy an und nimmst ihr die Pfeife ab. Sobald ich im Ballbesitz bin, braucht ihr die anderen nur noch von mir abzuwehren – mit allen Mitteln. Die Graue … «
    »Ich heiße Jane«, informierte ihn Jane.
    »Also gut, Jane übernimmt meine rechte Flanke, weil sich sowieso keiner traut, gegen sie anzugehen. Und Keith, du übernimmst meine linke Seite, weil du Dresche einstecken kannst, ohne gleich in die Knie zu gehen.«
    »Okay«, sagte Keith.
    »Sehr gut«, sagte ich, denn es schien mir ein sinnvoller Plan zu sein, wenn er auch gegen die Spielregeln verstieß. »Und was mache ich?«
    »Gar nichts«, knurrte Courtland. »Deine Aufgabe ist es, den Kopf hinzuhalten.«
    »Mal ehrlich«, sagte Jane. »Ist das wirklich nötig? Ich weiß, Russett ist ein Schlappschwanz, aber er ist schließlich Gast in unserem Dorf.«
    Er ignorierte sie einfach, und alle marschierten aufs Feld zu ihren Positionen.
    »Was ist eigentlich hier los?«, fragte ich Tommo, als er an mir vorbeizog. »Was soll ich machen?«
    »Deinen Kopf hinhalten«, wiederholte er mit einem gackernden Lachen. »Sag bloß, das weißt du nicht? Der Mannschaftskapitän übernimmt bei Fouls die volle Verantwortung für sein Team. Und bei den vielen Meriten, die du hast, können wir uns jede Menge Fouls leisten. Und noch etwas: Anscheinend bist du ein rotes Tuch für Courtland. Er ist ziemlich sauer auf dich. Und ich bin übrigens auch nicht gerade gut auf dich zu sprechen. Du hast mich belogen. Du hast uns alle belogen!«
    Ich stand wie vom Donner gerührt, während das Geklapper der Holzschläger einsetzte. Keine Sekunde war vergangen, da rannte Courtland los, Daisy hatte man bereits die Pfeife entwendet, und die Gewalt nahm ihren Lauf.

Demeriten & Violetta
    2.3.09.23.061: Eine krumme Haltung wird unter gar keinen Umständen toleriert.
    »Zwei gebrochene Schlüsselbeine, drei verrenkte Fußgelenke, drei Schienbeinfrakturen, Prellungen ohne Ende, ein halb abgerissener Daumen, drei gebrochene Handgelenke, bei Gerry Puce eine zweifache Oberschenkelfraktur, und Lucy musste ein Ohr angenäht werden.«
    »Das mit dem Ohr kann ich erklären. Sie saß auf der Reservebank, als … «
    »Halten Sie den Mund, Russett.«
    Oberpräfekt von der Malve kam zum Schluss des Berichts und sah mich

Weitere Kostenlose Bücher