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Grau - ein Eddie Russett-Roman

Grau - ein Eddie Russett-Roman

Titel: Grau - ein Eddie Russett-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eichborn-Verlag
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innerlich. Dad war gar nicht gekommen, um mich zu unterstützen, er war rein beruflich hier. Violetta zielte mit ihrem ausgestreckten Finger in meine Richtung.
    »Auf welcher Seite wollen die Verlierer spielen?«
    »In der ersten Hälfte mit dem Blick zur Sonne.«
    »Eine zweite Hälfte wird es nicht geben«, konterte Violetta, wieder begleitet vom Gelächter ihrer Mädchen. Sie kauerten zusammen, um ihre Taktik zu beraten, und wir taten das Gleiche.
    »Also«, fing ich an, »wer sind die besten Spieler?«
    Jabez, Keith und Courtland hoben die Hand, ebenso Jane.
    »Gut, dann seid ihr die Stürmer. Ich will … «
    »Jetzt komm schon, Roter«, unterbrach Jane, »streng deinen Grips an! Keiner außer Violetta würde es wagen, Schwefel anzugreifen. Er ist also unser einziger Spieler von Bedeutung.«
    Gegen diese Logik war schwer anzukommen.
    »Sollten wir also jemals in Ballbesitz kommen, was ich bezweifle«, fuhr Jane fort, »spielen wir Courtland einen Pass zu. Und da Violetta die Stürmerin der anderen Mannschaft sein wird, sollten Jabez und Keith sie jederzeit decken und sie foulen, wenn Daisy gerade mal nicht guckt. Ich mache den Angriff. Ihr anderen versucht einfach, euch dem Gegner in den Weg zu stellen.«
    Mit diesen Worten marschierte sie auf den Platz.
    »Neuer Plan«, gab ich klein bei. »Wir gehen so vor, wie Jane es sagt. Ich bin ein miserabler Spieler, deswegen schließe ich mich beim Sturm aufs gegnerische Tor einfach Jane an. Passt auf eure Schienbeine auf, und gebt euer Bestes. Und bitte keine Hechtsprünge hinterm Ball her oder sonstige melodramatische Aktionen. Wenn wir schon vom Platz gefegt werden, dann wenigstens mit Stil.«
    Verhaltenes zustimmendes Gemurmel, und alle bezogen ihre Posten. Ich gesellte mich zu Jane, die stur zu Boden blickte und nichts sagte.
    Die Mädchen gewannen den Münzwurf und rempelten los. Keine acht Sekunden, und sie hatten ihr erstes Tor geschossen.
    »Constance hat mir eine Antwort geschickt«, sagte ich zu Jane. »Dein Gedicht ist sehr gut angekommen.«
    »Da fällt mir aber ein Stein vom Herzen, Roter. Ich habe vor lauter Sorge, ob euer junges Unglück denn auch verdientermaßen zustande kommt, gestern Nacht kein Auge zugetan.«
    Allmählich konnte ich ihrem Sarkasmus etwas abgewinnen, so fremd er mir auch war, doch sie war kein Freund von oberflächlichem Geplänkel und fuhr mich an.
    »Was hast du dem Colormann gesagt?«
    Diesmal hatte ich keine Angst mehr, vielleicht, weil ich anfing, sie besser zu verstehen.
    »Ich habe ihm absolut nichts von dir erzählt, nur einige verrückte Theorien. Aber ich gestehe, dass ich verunsichert bin und nicht weiß, wem ich vertrauen kann.«
    »Mir kannst du vertrauen.«
    »Wirklich? Robin und Zane sind tot, und der Colormann erzählt mir, dass irgendwo zwanzigtausend Meriten herumliegen. Du hast irgendwie die Hand im Spiel, und Seine Farbenprächtigkeit sucht dich. Meine Frage an dich ist: Bist du in Ockers Tod verwickelt oder nicht?«
    Zum ersten Mal, seit wir uns kannten, schien sie mir zutiefst bestürzt.
    »Natürlich nicht! Robins Tod nützt niemandem . Es war das Schlimmste, das diesem Dorf und allen, die hier leben, passieren konnte.«
    »Wer hat ihn dann getötet? Und jetzt sag nicht, dass er sich Grünes Licht geben wollte oder sich selbst fehldiagnostiziert hat.«
    Sie senkte den Blick, und ihre Stimme wurde leise.
    »Ich weiß es nicht. Ich wünschte, ich wüsste es, aber ich weiß es nicht. Es gibt nicht viel, was mir Angst macht – aber die Leute, die Ocker auf dem Gewissen haben, machen mir Angst.«
    »Ich hätte dich niemals als ängstlich eingeschätzt.«
    »Du weißt eben nicht alles.«
    »Ein Fortschritt, immerhin. Vor vierundzwanzig Stunden hast du noch gemeint, ich wüsste überhaupt nichts.«
    Sie gewann ihre Fassung zurück, und der nächste Satz wurde mit der üblichen Verve vorgetragen.
    »Was hast du über den Colormann herausgefunden?«
    Bevor ich mir darüber klar wurde, was geschah, fing ich an, ihr alles zu erzählen. Ich befand mich in einem Gewissenskonflikt, unbewusst jedoch war ich von Anfang an auf Janes Seite.
    »Er weiß, dass bei dem Farbmusterklau noch eine dritte Person im Spiel war. Das ist der alleinige Grund seines Hierseins. Ich habe ihm gesagt, im Dorf gäbe es möglicherweise jemanden, der nachts sehen könne, aber das interessierte ihn nicht im Geringsten.«
    »Du hast ihm was gesagt?«
    »Dass es möglicherweise … «
    »Schon verstanden. Jemand, der nachts etwas sehen kann. Und wie

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