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Grau - ein Eddie Russett-Roman

Grau - ein Eddie Russett-Roman

Titel: Grau - ein Eddie Russett-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eichborn-Verlag
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einer Mannschaft möchte ich nicht Kapitän sein.«
    Die anderen starrten mich an, als ich das sagte, und gruppierten sich dann auf besorgniserregende Weise erwartungsvoll um mich herum.
    »Mist!«, sagte ich. »Ich bin der Kapitän, stimmt’s?«
    »Es ist traditionell der Spieler, der als Letzter kommt«, sagte Courtland mit einem ekligen Grinsen. Mir wurde flau im Magen, und mein einziger Gedanke war: Wäre ich doch bloß unter dem Bett geblieben.
    »Ich bin wirklich der Kapitän?«
    »Ja«, antwortete Courtland. »Du aus dem Grünen Sektor bist uns doch mit deinen überragenden Führungsqualitäten haushoch überlegen.«
    »Ich kann euch nur sagen, dass ich noch nie der Kapitän einer Hockey … «
    »Hast du eine Strategie?«, fragte Doug. Ich merkte, dass ich gegen den Wind redete. Die Entscheidung, wer hier den Kapitän gab, war längst getroffen, und wenn ich mich weiter beklagte oder versuchte, ganz auszusteigen, würde ich nur als Spielverderber dastehen.
    »Strategie?«, sagte ich nachdenklich. »Wie wäre es damit: den Ball zwischen ihre Torpfosten kriegen und darauf achten, dass wir dabei nicht allzu viel Prügel beziehen.«
    Dieser zugegebenermaßen groteske Vorschlag wurde mit Gelächter quittiert. Ich sah mich um. »Haben wir nicht zu wenig Spieler?« Während die Mannschaft der Mädchen in voller Stärke auf dem Feld stand, außerdem mindestens drei Ersatzspielerinnen hatte, dazu eine ganze Meute Unterstützer und Trainer, hatten wir gerade mal sieben Spieler und überhaupt keine Anhänger, außer meinem Vater und Dorian, der auch nur gekommen war, um die Mädchen zu fotografieren, wenn sie gewonnen hatten.
    »Einige Spieler haben noch … Klärungsbedarf mit Mitgliedern der Frauenmannschaft«, sagte Doug, »und wenn man die Wahl hat zwischen einem schmerzhaften Stoß in die Weichteile und zehn Demeriten wegen Fernbleibens, wüsste ich auch, wofür ich mich entscheide.«
    »Also«, sagte Violetta, die auf uns zuschritt wie ein Terrier auf einen Schwarm verschreckter Ratten. »Wer von euch hoffnungslosen Verlierern wurde zum Kapitän bestimmt?«
    »Das bin dann wohl ich«, sagte ich. »Aber wir können nicht antreten, weil wir keine volle Mannschaftsstärke haben.«
    »Die Feigen bekommen ihren gerechten Lohn«, antwortete sie, was ihr von den Mädchen gedämpftes Lachen einbrachte. »Heißt das, ihr gebt klein bei? Oder steht ihr euren Mann und kämpft auch ohne volle Stärke?«
    Beinahe hätte ich aufgegeben, aber ich musste mich ja noch mit Jane aussprechen.
    »Nach den Regeln ist es uns gestattet, einen von euch zu übernehmen, um auf gleiche Spieleranzahl zu kommen.«
    »Na gut«, sagte Violetta, »ihr könnt unseren kleinen Tollpatsch kriegen.«
    Sie zeigte auf die vom Pech verfolgte Elizabeth Gold, die gerade erst zu meinen Gunsten aus Violettas Freundesliste gestrichen worden war. Sie hockte niedergeschlagen auf der Reservebank.
    »Nein, ich nehme lieber die da.«
    Ich zeigte auf Jane. Sie blickte mich kalt an. Sie hatte mir ihr Vertrauen geschenkt, sie hatte mir den Tod im Yateveobaum erspart, und jetzt hatte ich sie an den Colormann verraten – jedenfalls musste sie das denken.
    »Kommt überhaupt nicht in Frage«, sagte Violetta. »Jane ist unsere aggressivste … ich meine, unsere beste Angreiferin. Liz könnt ihr noch kriegen.«
    »Wir haben freie Wahl, Violetta.«
    Ich wandte mich an Daisy, die als Schiedsrichterin fungierte, und sie entschied zu unseren Gunsten.
    Violetta sah mich wutentbrannt an, und Jane trat vor, einen Schritt auf mich zu. Wenn wir in derselben Mannschaft spielten, hätte sie kein Recht, mich zu töten, ja, schon ein hartes Angehen gegen mich hätte sie schwerlich rechtfertigen können.
    »Schlau«, raunte sie mir zu, als sie an mir vorbei zu den anderen Spielern ging, »aber das rettet dich auch nicht.«
    Die Jungs guckten geschlossen weg, als sie ihr gepunktetes Trikot gegen unser gestreiftes wechselte. Bei den Mädchen löste Janes Ausscheiden einige Besorgnis aus, denn plötzlich dämmerte ihnen, dass dieses Jahr möglicherweise sie diejenigen waren, die eine Abreibung erhielten, bei uns führte es zu einer Stärkung der Kampfmoral. Lediglich Courtland schien alles andere als glücklich mit der Wendung, und er sah mich mit dem besonders verächtlichen Blick an, den Gelbe sonst nur für die unteren Ränge der Farbskala übrig haben.
    »Der Spaß ist vorbei«, sagte Violetta. »Ist der Mustermann vorgewarnt?«
    »Er steht an der Seitenlinie bereit.«
    Ich fluchte

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