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Grau - ein Eddie Russett-Roman

Grau - ein Eddie Russett-Roman

Titel: Grau - ein Eddie Russett-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eichborn-Verlag
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verantwortlich.«
    »Wir sind insbesondere von Ihnen enttäuscht, Violetta«, setzte Amaranth noch nach. »Russett ist einfach nur ein unverantwortlicher, einfältiger Zugereister aus einem der Regionalzentren – aber Sie hätten es besser wissen müssen.«
    Ich spürte, wie sie innerlich kochte. Wir wussten beide, wer eigentlich schuld an dem Ganzen war, aber Regel ist Regel, und Courtland war so gut wie unantastbar. Wir mussten uns abfinden mit den Vorwürfen, etwas anderes blieb uns nicht übrig. Warum Jane sich in das Handgemenge eingemischt hatte, war mir erst nicht ganz klar gewesen, doch jetzt begriff ich: Während Courtland Ärger machte, um mich abzustrafen, wollte Jane den Präfekten eins auswischen. Der Zwischenfall hatte Auswirkungen auf ihre Jahresbilanz, mehr noch, auf die Friedensdividende der Zentrale. Ein Jahr ohne Aggressionen konnte bis zu zehntausend Bonusmeriten wert sein, gestaffelt aufgeteilt zwischen den Präfekten und dem Dorf.
    Turquoise bat uns, einen Moment draußen zu warten, und wir standen auf, verbeugten uns reumütig und trotteten hinaus.
    »Schwachkopf«, fauchte Violetta, kaum war die Tür hinter uns ins Schloss gefallen. »Das wirst du mir büßen, das kannst du mir glauben!«
    »Was hast du vor?«, fragte ich. »Mich vom Orchester ausschließen?«
    »Das wäre nur der Anfang«, sagte sie, verärgert, weil mir diese ›Strafe‹ zuerst eingefallen war. »Aber ich werde auch meine vielen engen und persönlichen Freunde auffordern, bei deiner Stuhlzählung nicht mit dir zu kooperieren. Ohne meine freundliche Unterstützung wird deinem Aufenthalt hier kein Erfolg beschieden sein. Und«, fügte sie noch hinzu, »ich streiche dich von meiner Freundesliste. Ich hoffe, du bist am Boden zerstört.«
    »Ich glaube, mir fallen sofort mindestens siebenundachtzig schlimmere Dinge ein«, hielt ich ihr vor. »Zum Beispiel Vanillesoße ohne gelbe Farbe.«
    Sie kniff die Augen zusammen und rümpfte zickig die Nase. Die Tür öffnete sich, und Mrs Schwefel sagte uns, wir könnten wieder hereinkommen. Wir traten hintereinander ein, verbeugten uns erneut und setzten uns, als wir dazu aufgefordert wurden.
    »Haben Sie noch etwas zu sagen, bevor wir die Strafe verkünden, Master Russett?«
    »Es ist nicht zu entschuldigen, Sir«, murmelte ich. »Ich werde mir Mühe geben, mich zu bessern.«
    »Miss von der Malve?«
    »Es ist eine Intrige, um mich zu verunglimpfen«, platzte sie hervor und zeigte mit dem Finger auf mich. »Ich bin kein schlechter Mensch. Jeder möchte mein Freund sein. Ich hätte so etwas niemals gemacht … «
    Sogar ihr Vater hatte genug von ihr. Mit erhobener Hand brachte er sie zum Schweigen.
    »Violetta von der Malve«, sagte er. »Wir sind zutiefst enttäuscht, dass es dir nicht gelungen ist, deine Mannschaft zu kontrollieren, nachdem das Spiel bereits beendet war. Als angesehene Purpurne erwarten wir, dass du anderen ein Vorbild bist. Allerdings fanden auch deine ungezählten guten Taten und die Bitte um Nachsicht mit dir seitens einiger verdienter Mitglieder des Kollektivs Berücksichtigung. Einhundert Meriten Strafe.«
    Violetta war entsetzt. Wahrscheinlich hatte sie damit gerechnet, ohne einen Kratzer davonzukommen, und in mancher Hinsicht stimmte das ja auch. Sie musste über doppelt so viele Meriten verfügen wie ich, und zweifellos würden sich ihr viele Gelegenheiten bieten, noch weitere dazuzuverdienen. Auch ich konnte damit leben, einhundert Meriten abzweigen zu müssen, für ein Wohnrecht würde es immer noch reichen.
    »Edward Russett«, sagte von der Malve und schlug den Ton an, mit dem im Allgemeinen der Ausbruch von Mehltau verkündet wird. »Sie tragen unserer Ansicht nach die Hauptverantwortung für dieses Gerangel. Ihr mangelndes Urteilsvermögen, Ihre unzureichende Kontrolle über die Mannschaft und Ihre ungenügenden Führungsqualitäten haben zu dem schlimmsten Gewaltexzess auf dem Spielfeld geführt, den unser Dorf je erlebt hat. Ihre Strafe beläuft sich auf … zweihundert Meriten.«
    Ich stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. Es war eine harte Strafe, aber ich besaß fast tausenddreihundert Meriten, es blieben also tausendeinhundert – immer noch ausreichend für ein Wohnrecht. Ich dürfte weiterhin heiraten, eine der Vergünstigungen, die denen gewährt wurde, die sich als würdig erweisen.
    Eigentlich hätten wir jetzt entlassen werden müssen, doch es sollte anders kommen.
    »Darüber hinaus«, sagte Sally Schwefel, »betrachten wir Ihr

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