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Grau - ein Eddie Russett-Roman

Grau - ein Eddie Russett-Roman

Titel: Grau - ein Eddie Russett-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eichborn-Verlag
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Violetta ist ganz unten am blauen Ende der Purpurskala, und deine roten Klöten sind genau das Richtige, um die Familie wieder an die Spitze der Chromatischen Hierarchie zu hieven.«
    Er lachte und legte mir eine Hand auf die Schulter.
    »Eddie, mein Freund, du bist in einer extrem guten Verhandlungsposition. Soll ich für dich die Mitgift aushandeln? Die von der Malves sind gut betucht. Ich würde dir auch nur zehn Prozent berechnen.«
    »Nein.«
    »Du bist ganz schön hartnäckig. Also gut, dann eben fünf Prozent.«
    »Nein.«
    »Zwei?«
    »Nein, denn ich werde Violetta auf keinen Fall heiraten.«
    »Du wirst es schon noch einsehen.«
    Ich warf ihm vor, von meiner Zwangsverheiratung profitieren zu wollen, doch er zuckte nicht mal mit der Wimper.
    »Hör zu«, sagte er, als wäre ich der Uneinsichtige. »Ich brauche den Auftrag, wenn ich am Montag dem Reboot entgehen will. Könntest du das mit deinem Gewissen vereinbaren?«
    »Ohne weiteres. Hast du nicht gesagt, Violetta sei die schlimmste Giftschlange im ganzen Dorf und man müsste schon verrückt sein, in so ein Schlangennest wie das der von der Malves einzuheiraten?«
    »Da musst du mich falsch verstanden haben. Aber noch etwas anderes: Es war doch nicht alles ganz so schlimm auf dem Sportplatz heute Morgen. Ich durfte Lucys Ohr halten, während sie darauf wartete, dass es angenäht wurde. Und dann, statt wie sonst immer zu sagen, ich solle mir DasEine selbst besorgen, hat sie sich ganz lieb bei mir bedankt.«
    Ehrfürchtig betrachtete er seine blutverschmierte Hand.
    »Mit dieser Hand habe ich es gehalten. Ich werde sie ab jetzt nie mehr waschen.«
    »Ich dachte, du wäschst dich sowieso nie.«
    »Kann schon sein. Aber jetzt habe ich wenigstens einen Grund. Also dann, bis nachher, zum Mittagessen.«
    Ich ging nach Hause und legte mich in die Badewanne. Violettas unangenehme Zuwendungen, der Verlust meiner in acht Jahren angesparten Meriten und die Tatsache, dass ich keine Fahrkarte für die Heimreise mehr hatte, all das machte mir Sorgen, doch ausgereizt war Eddie Russetts Sorgenbarometer damit noch lange nicht: Im Dorf gab es jemanden, der nachts sehen konnte; Jane führte im Zusammenhang mit Ocker und Zane irgendwas im Schilde; mein Vater traf sich mit Mrs Ocker; und, so unglaublich es schien, die Schwefels hatten Travis getötet. All das jedoch wurde noch übertroffen von der anstehenden Expedition nach Hoch-Safran. Selbst Tommo würde keine Wette auf mein Überleben abschließen. Und trotzdem: Allzu große Angst hatte ich nicht. Wenn Violetta ihren Willen bekam – und ich war überzeugt, sie bekam immer ihren Willen – , ließ sich diese Unternehmung auf ewig verschieben.
    Ich stieg aus der Badewanne, trocknete mich ab, zog mich an, scheitelte sorgfältig mein Haar, band meine Krawatte zu dem vorgeschriebenen halben Windsor und ging nach unten. Im Flur wartete mein Vater auf mich.
    »Gehen wir ein Stückchen zusammen«, sagte er, denn wir hatten noch gut zehn Minuten Zeit bis zum Mittagessen. Ich willigte ein, und wir traten nach draußen.
    »Sag mal«, murmelte er, als wir den Marktplatz überquerten, »kann man diesem Tommo Fox trauen?«
    »Kein bisschen«, antwortete ich. »Aber ich muss gestehen, er ist gerissen. Warum?«
    »Er hat mir angeboten, die Mitgift auszuhandeln, die wir von den von der Malves verlangen können, wenn du Violetta heiratest.«
    Tommos Maschinerie lief wie geölt.
    »Ich will Violetta nicht heiraten, Dad.«
    »Absolut verständlich«, sagte er. »Sie kann einem Angst einjagen. Aber entscheidender ist, dass mich der Oberpräfekt bis jetzt noch gar nicht darauf angesprochen hat. Es ist also nichts Offizielles. Ich wollte nur sichergehen, dass wir ins gleiche Horn stoßen. Tommo meint offenbar, wir könnten zehntausend für dich kriegen.«
    »Dad!« Ich war entsetzt. Wollte er mich verkaufen, ohne mich vorher zu konsultieren? »Schon vergessen? Ich bin Constance halb versprochen.«
    »Was mich dreitausend kosten würde«, sagte er. »Kinder sind ja so undankbar. Warum hast du mir nicht gesagt, dass du möglicherweise ein Alpha-Roter bist?«
    Ich zuckte die Achseln.
    »Ich war mir unsicher. Und ich wollte nicht damit angeben.«
    »Sehr edelmütig von dir«, antwortete er sarkastisch. »Hätte ich das gewusst, hätte ich dich den Oxbloods für weniger anbieten und mir für das Geld stattdessen einen Wintergarten kaufen können.«
    »Roger ist auch ein potentieller Alpha«, hielt ich ihm vor, vergeblich.
    Dad schüttelte den Kopf und

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