Grau - ein Eddie Russett-Roman
angeboten, mit Freude und kostenlos.«
»So wie Sie, Sir?«
Er lief so rot an, dass es noch dem Niederfarbwertigsten im ganzen Dorf aufgefallen wäre.
»Also gut«, gab von der Malve zähneknirschend nach. »Sechshundert.«
Wir wurden entlassen, und nachdem wir uns wieder verbeugt hatten, verließen Violetta und ich den Raum. Draußen auf dem Flur umklammerte sie meinen Arm. Ich rechnete schon mit weiteren Beschimpfungen, gar einer Ohrfeige und schickte mich an, schneller zu gehen, doch urplötzlich hatte sie mich herumgewirbelt, ihre Arme um meinen Hals geschlungen und mich zu sich herangezogen. Seltsam, aber ich brauchte einen Moment, bis mir klar wurde, was sie vorhatte. Trotz ihrer abstoßend ungestümen Art – ihre Lippen waren weich, und ihr Kuss war unglaublich professionell, auch wenn es ihm an Leidenschaft fehlte. Nie hätte ich gedacht, dass ich mal mit der Tochter des Oberpräfekten knutschen würde, deswegen verbannte ich jeden Gedanken an Constance und Jane in den Hinterkopf und gab mich ihr ganz hin. Ich würde gerne glauben, dass ich mich einigermaßen tapfer schlug angesichts meiner geringen Erfahrung in diesen Dingen, also abgesehen von dem, was Lizzi, das Hausmädchen, mir beigebracht hatte. Es wäre außerordentlich grob gewesen, sich zu entziehen, also wartete ich ab, bis die Spannung nachließ, dann löste ich mich sanft von ihr.
»Du Rotes Scheusal, du«, sagte sie mit einem schüchternen Lächeln und stieß mir spielerisch mit der Faust gegen die Brust. »Warum hast du mir nicht gesagt, dass du so viel Rotsicht hast.«
»Ich wollte nicht damit angeben«, erwiderte ich und bedauerte, dass sie dabei gewesen war, als ich vor den Präfekten damit herausgeplatzt war. Sie trat näher, um mich erneut zu küssen, doch ich wollte nicht, dass das hier außer Kontrolle geriet.
»Was ist mit Doug? Seid ihr beiden einander nicht halb versprochen?«
»Doug ist sehr lieb«, räumte sie ein, »aber er ist wahrscheinlich nur ein Fünfzigprozentiger. Es war auch kein echtes halbes Versprechen, eher eine Standardposition. Hast du wirklich Alpha-Rotsicht?«
»Mehr oder weniger.«
»Sollte das der Fall sein«, sagte sie, »dann werde ich mit Mummy und Daddy über eine Änderung meiner Heiratsabsichten sprechen. Falls sie einverstanden sind, wäre ich überglücklich, wenn wir nach unserem Ishihara so bald wie möglich heiraten.«
»Violetta«, sagte ich. Die Sache drohte mir völlig zu entgleiten, es war beängstigend. »Ich fühle mich geschmeichelt durch dein Interesse, aber ich bin schon halb einer Oxblood zu Hause in Jade-unter-der-Limone versprochen.«
»Ach was!«, antwortete sie. »Eine Verbindung mit einer Purpurnen ist doch um einiges besser als mit einer Oxblood. Wer kann sich schon durch einen Tausch seines Familiennamens mit einem Schlag um fünf Stufen verbessern? Edward von der Malve. Klingt doch stilvoll, findest du nicht? Mehr noch«, fügte sie kichernd hinzu, »mein Dad schwimmt in Geld. Dein Vater kann mindestens zehntausend für dich verlangen. Ich sage meinem Vater, er soll Kontakt zu deinem Vater aufnehmen, und sobald alles geklärt ist, geben wir es bekannt.«
Sie beugte sich vor und küsste mich schon wieder, dann flüsterte sie mir ins Ohr: »Es erwartet dich noch mehr, viel mehr. Wusstest du, dass die von der Malve-Mädchen in dem Ruf stehen, die hohe Kunst der Fortpflanzung bestens zu beherrschen und unersättlich zu sein? Wir haben eine hundertzweiprozentige Feedback-Bewertung.«
»Das war mir nicht bekannt.«
»So ist es aber. Ich habe einige Mühe auf mich genommen, damit ich für die Hochzeitsnacht gut vorbereitet bin. Deswegen würde es mir in der Hinsicht auch nichts ausmachen, wenn du vorher mit einer Grauen ein bisschen übst, damit auch alles perfekt funktioniert. Mein Ei-Bon liegt schon bereit. Du kannst mich in unserer Hochzeitsnacht befruchten, dann komme ich im Frühjahr nieder. Und wir nennen unser Kind Krokus. Wäre das nicht wunderbar?«
»Nein«, sagte ich. »Überhaupt nicht. Ganz und gar nicht … «
»Psst!«, sagte sie und legte einen Finger auf meine Lippen. »Du sitzt jetzt mit im Boot, mein Täubchen – von jetzt ab keine Sorgen mehr.«
Sie stöhnte glücklich, doch dann trübte sich ihre Miene.
»Oh!«, rief sie und hielt sich die Hand vor den Mund, als ein Gedanke sie durchzuckte. »Wir müssen unbedingt erreichen, dass dein Ausflug nach Hoch-Safran verschoben wird, wenigstens so lange, bis du mich geschwängert hast. Dann wäre es nicht ganz
Weitere Kostenlose Bücher