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Grau - ein Eddie Russett-Roman

Grau - ein Eddie Russett-Roman

Titel: Grau - ein Eddie Russett-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eichborn-Verlag
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fragenden Blick: »Was gibt’s noch?«
    »Wie ist sie da hineingekommen?«
    Er zuckte mit den Schultern.
    »Woher weißt du dann, dass es Ulrika ist? Oder überhaupt eine Frau? Oder Gesindel?«
    »Eddie«, sagte er und zog mich zu sich heran, »ich tue, was ich will. Und wenn ich mir ein Haustierchen halte, das Gesindel ist, Ulrika heißt, in einem Flakturm wohnt und durch ein Rohr in der Wand gefüttert wird, dann wird mich davon auch kein kleiner, kümmerlicher Kaninchenspanner abhalten. Kapiert?«
    Ich sagte natürlich, klar, verstehe ich, ließ aber unerwähnt, dass ich ebenfalls so einen eingebildeten Freund hatte, der gefüttert werden musste. Ich hatte ihm den Namen Perkins Muffleberry gegeben, und er hauste in einem hohlen Buchenstamm am Dorfrand. Es hört sich vielleicht kindisch an, aber das hinterlegte Essen war am nächsten Morgen immer weg.

Zwiebeln mit Vanillesoße
    2.6.21.01.066: Abendessen darf privat eingenommen werden, sollte jedoch auch in der Gemeinschaftsküche angeboten werden, vorausgesetzt, der Chefkoch wird bis 16:00 Uhr informiert und ein Verzehrbon erworben.
    Unser Abendessen war für sieben Uhr angesetzt. Als die Mahlzeit auf dem Tisch stand, war Dad immer noch nicht zurück, und Jane drohte damit, das Essen aus dem Fenster zu werfen, wenn er nicht in genau fünf Minuten an seinem Platz säße.
    »Wirklich?«, fragte er, als ich leicht außer Atem am Colorium ankam, um ihn zu holen, und darauf hinwies, dass Jane ihre Drohung sehr wahrscheinlich auch in die Tat umsetzen würde.
    Seine Arbeit konnte Dad genauso gut zu Hause erledigen, deswegen verschloss er den Mustersafe, und wir gingen zügigen Schrittes über den Marktplatz zurück nach Hause.
    »Ich muss noch das Formular für NationalColor ausfüllen«, sagte er. »Du kannst mir dabei helfen.«
    Das hörte ich gar nicht gern. Ich hatte gehofft, er würde die Bestellung allein machen, was mir einen guten Grund geliefert hätte, das Lincoln für Tommo und Courtland nicht doppelt zu ordern.
    »Ja, gut«, antwortete ich unsicher. »Gerne.«
    Jane hatte mir bereits versichert, dass dem Essen keine unverdauliche Zutat beigefügt worden war. Unser Hausmädchen, wenn auch ein bisschen herb, war heute Abend sogar einigermaßen vergnügt. Ich hatte sie gefragt, was der Grund dafür sei, und sie hatte achselzuckend geantwortet, mein Vater habe »Mitgefühl gezeigt«, was ich seiner Verordnung der Bettruhe für die Schnupfenpatienten und der Frühpensionierung von Mr G67 zuschrieb. Um mir ihr Vertrauen zu erschmeicheln, hätte ich sie beinahe zu einem Tee in den Gefallenen Manneingeladen, aber im entscheidenden Moment versagten mir die Nerven.
    »Setzen Sie sich doch zu uns«, forderte mein Vater sie auf, nachdem Jane das Essen auf einer Anrichte bereitgestellt hatte.
    Sie sah sich um, wen er gemeint haben könnte, bis ihr klar wurde, dass sie selbst angesprochen war. Ich glaube, sie hatte noch nie zuvor am Esstisch eines Chromatikers gesessen.
    »Danke, Sir, aber es ist nicht genug für alle da.«
    »Nicht genug?«, rief er und zeigte auf den dampfenden Topf Fleischbrühe. »Das reicht für vier.«
    Ehe sie antworten konnte, flog die Tür auf, und der Apokryphe Mann spazierte herein. Außer einem Netzhemd trug er nichts am Leib.
    »Ich hätte Kämpfer werden können«, murmelte er vor sich hin, »und vor Ende des Jahrzehnts planen wir, einen Mann zu landen und die Kiste zu öffnen oder das Geld zu nehmen.«
    Daraufhin nahm er sich die Terrine und war, ehe wir uns versahen, auch schon wieder draußen. Es wäre nicht weiter schlimm gewesen, bloß hatten wir uns selbst noch nichts aufgetan.
    »Niemand hat uns gerade unser Abendessen weggenommen«, seufzte Dad. »Haben wir noch etwas anderes im Haus?«
    Jane lief sofort los, um nachzuschauen, ich ging an die Tür, denn es hatte geklingelt. Es war der Rote Präfekt, Amaranth.
    »Wir sind gerade beim Abendbrot«, erklärte ich, und Amaranth, der meine Bemerkung irrtümlich als Einladung verstand, nahm dankend an.
    »Riecht ja köstlich«, sagte er, denn der Duft der Bouillon hing noch in der Luft, auch wenn die Brühe selbst nicht mehr da war.
    Ich stellte noch ein Gedeck auf, und er sah sich gespannt um.
    »Bouillon, nicht?«, sagte er.
    »Nicht mehr«, entgegnete mein Vater. »Was verschafft uns die Ehre?«
    »Zwei Dinge. Erstens der Caravaggio.«
    Amaranth erklärte, dem Rat sei zur Kenntnis gebracht worden, dass sich Stirnrunzelndes Mädchen trennt Bärtigem den Kopf ab noch immer in Rostberg

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