Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Graue Schatten

Graue Schatten

Titel: Graue Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Nimtsch
Vom Netzwerk:
wollen, hätte er gesagt. Andrej habe sich erst mal gefreut, Juri sei ja schließlich sein Bruder. Dann habe Juri gefragt, ob er nicht ein, zwei Tage bei ihm übernachten könne. Er wolle sich hier einen Job suchen, soll er behauptet haben. Andrej war, seiner Aussage nach, nicht wohl dabei, weil er seinen Bruder kennen würde. Nein sagen habe er aber auch nicht können. Und Juri behauptete wohl, dass er ganz offiziell mit einem Reisepass eingereist sei. Jedenfalls wurden aus den zwei Tagen schließlich fünf. Während dieser Tage habe Andrej nichts über Kontakte des Bruders zu irgendwem mitbekommen. Juri habe, zumindest wenn Andrej da war, nur zu Hause rumgehangen.
    Erst am Samstagabend hat Andrej seinen Bruder rausgeworfen, wie er sich ausgedrückt hat. Es war der Tag, an dem Dr. Hansen, der Hausarzt der ermordeten Marta Sausele, im Golfclub seinen Fünfzigsten und das Jubiläum der Praxis feierte. Diese Feier scheint für uns interessant zu sein, weil da einiges passierte, was diverse Personen betrifft, die, meiner Meinung nach, mit unserem Fall zu tun haben. Und weil Juri Kovalev, alias Yegor Kutschman, dort laut seinem Bruder Kontakt zu mindestens zwei dieser Personen hatte.
    Ich hab mir also mehr von der Party erzählen lassen: Andrej, der als Koch, wie gesagt, einen kleinen Partyservice angemeldet hat, sorgte bei Dr. Hansens Feier für das leibliche Wohl der Gäste. Sein Onkel und seine Tante, die in der Ukraine leben, kochten in der Küche des Golfclubs. Sie hatten eine auf drei Monate befristete Aufenthaltsgenehmigung, arbeiteten bei Andrej Kovalev, wohnten in einer günstigen Unterkunft in Lauffen und reisten letzten Donnerstag wieder in ihre Heimat ab. Kovalev selber hatte für die Feier ein Büffet aufgebaut und kümmerte sich überwiegend um die Gäste. Ab und zu half er auch in der Küche. Auf dieser Feier sah er nun Kevin Lindes Exfreundin Bettina Richter, die Arzthelferin bei Hansen ist, wieder. Die beiden verliebten sich, so wie sie es beide dargestellt haben, und Bettina Richter beschloss, bei Andrej zu übernachten.“
    Strobe schaute zu Schell, weil der Bettina verhört hatte. Schell nickte bestätigend und fügte hinzu: „Zu der Zeit wohnte sie zwar noch bei Kevin Linde, aber der hatte Nachtschicht, und es war wohl auch nicht unüblich, dass sie hin und wieder bei ihrer Freundin übernachtete. Von der Party aus rief sie Linde an und teilte ihm mit, dass sie das vorhabe.“
    Strobe berichtete weiter: „Um mit Bettina Richter alleine sein zu können, beschloss Andrej, seinen Bruder rauszuwerfen. Er rief ihn an. Juri machte wohl auch keine Probleme und packte seine Sachen. Aber er wollte seinen Bruder und seine Verwandten noch mal sehen und noch etwas essen. Er kam also zum Golfclub. Andrej hatte ihm am Telefon den Weg erklärt und ihn gebeten, zum Hintereingang herein direkt in die Küche zu kommen.“
    „Warum zum Hintereingang herein?“, wollte Jung wissen.
    „Habe ich ihn auch gefragt. Er sagte, er habe ein schlechtes Gefühl gehabt.“
    „Oder Angst, mit seinem Bruder in Verbindung gebracht zu werden, weil er von dessen Machenschaften wusste.“ Der Staatsanwalt winkte ab. „Fahren Sie fort.“
    „Juri Kovalev kam also in die Küche. Auch zu den beiden Verwandten hatte Juri angeblich während der fünf Tage hier keinen Kontakt gehabt. Sie freuten sich anscheinend, ihren zweiten Neffen mal wieder zu sehen, trotz allem. Die Tante sagte, sie mache ihm was warm. Es war wohl schon sehr spät, die meisten Gäste waren schon gegangen, und Kovalevs Verwandte waren in der Küche schon am Zusammenpacken. Das Büffet war auch schon abgebaut. Er wollte solange noch eine rauchen. Andrej schickte ihn raus, weil in der Küche ein Rauchverbot besteht.“
    „Können Sie's nicht etwas kürzer machen“, unterbrach der Chef.
    „Das Entscheidende kommt jetzt“, meinte Strobe unbeeindruckt und setzte seinen ausführlichen Bericht fort.
    „Juri ging also zum Hinterausgang raus. Im gleichen Moment kam ein Herr aus der Gaststube und fragte, ob er noch etwas zu essen kriegen könne, er hatte scheinbar verpasst, dass das Büffet abgebaut worden war. Er war laut Andrej auch schon ziemlich betrunken. Andrej Kovalevs Beschreibung nach, musste es sich um Herrn Frieder Sausele, den Sohn der Ermordeten, handeln.“
    „Und was hat der bitte mit dem Mord zu tun, davon abgesehen, dass er mit dem Opfer verwandt ist?“, wollte Jung wissen.
    „Woher wissen Sie überhaupt, dass Herr Sausele auf der Feier war?“,

Weitere Kostenlose Bücher