Grauen im Single-Club
das sage ich nicht nur einfach so dahin.«
»Ich habe nichts zu sagen!« Er hatte die Antwort mit spröder Stimme gegeben und drückte sich hart gegen die Rückenlehne, wobei er sich bemühte, an uns vorbeizuschauen.
»Das ist wirklich schade«, sagte Jane. »Eine Information haben wir. Es ist der Single-Club. Sie können sich vorstellen, dass es uns leicht fallen wird, ihn zu finden. Damit haben wir wirklich keine großen Probleme.«
»Tun Sie das.«
Seine Antwort klang nicht mehr so überzeugend. Als Realist musste er einsehen, wann ihm seine Felle wegschwammen. Und sie waren bereits in den Strudel hineingeraten.
»Wir geben Ihnen noch eine kurze Bedenkzeit«, sagte ich.
»Wie nett«, spottete er. »Und dann? Was geschieht danach?«
»Werden wir Sie zum Yard bringen. Sie kennen die Regeln. Für eine gewisse Zeitspanne können Sie festgehalten werden. Mir wäre es anders zwar lieber, aber das liegt ganz an Ihnen.«
»Sie wollen mich kaputtmachen. Sie wollen mich zerstören mit Ihren dummen Anschuldigungen! Das weiß ich genau, verdammt.«
»Irrtum, Mr. Black. Wir möchten nur einen Fall aufklären, das ist alles. Und zwar einen Fall, der sich ausweiten kann. Es geht um Vampire, auch wenn Sie es noch so abstreiten und...«
Es war wieder mal das Telefon, das meine Rede unterbrach. Plötzlich sagte keiner von uns etwas. Jeder schaute auf den Apparat, inklusive des Mannes, dem der Anschluss gehörte.
»Wollen Sie nicht abheben?«, fragte ich.
»Warum?«
»Der Anruf ist für Sie.«
»Nein, nein, dann bin ich eben nicht da.« Die Schweißperlen auf seiner Stirn waren nicht zu übersehen. Er leckte zudem über seine Lippen hinweg. Er schluckte auch, schielte auf den Apparat, der mittlerweile schon zum dritten Mal klingelte, aber er tat nichts.
Dafür griff ich zu.
Der Bestatter reagierte erst, als ich den Hörer bereits in der Hand hielt. Da wollte er die Verbindung mit einem Handschlag unterbrechen, aber er hatte nicht mit Jane Collins gerechnet, die schneller war als er und sofort von ihrem Platz aus in die Höhe schoss. Bevor sich der Mann versah, hatte sie ihn bereits in den Polizeigriff genommen und seinen Arm nach hinten gedreht.
»Keine falsche Bewegung mehr, Mr. Black. Es könnte sonst übel für Sie ausgehen.«
Ich hatte abgehoben und meldete mich wieder so undeutlich wie nur eben möglich.
»Verdammt, du bist ja doch da.«
»Hm...«
»Kannst du nicht reden?«
»Hmmm...«
»Okay, dann hör einfach nur zu. Ich werde es auch kurz machen. Du musst dich die Nacht über bereithalten. Wir schaffen ihn aus dem Club und zu dir. Alles andere wird sich dann ergeben. Du hast doch noch einen Sarg frei, oder?«
»Klar.«
»Ausgezeichnet. Du kannst die Ladung dann im Laufe der Nacht erwarten.«
Ich hatte jetzt wieder etwas gehört, aber leider war auf keinem Display die Nummer des Anrufers abzulesen, und ich wusste noch immer nicht, mit wem ich es zu tun hatte.
»Noch dran, Gordon?«
Ich war es, und ich machte mich durch ein starkes Husten bemerkbar. Dazwischen stellte ich eine Frage und hoffte, durch die Nebengeräusche nicht aufzufallen.
»Soll ich nicht kommen und ihn abholen...«
»Hör zu, Bruderherz, du hältst die Stellung. Wir machen es wie immer und deshalb... Moment mal. Irgendwas stimmt doch hier nicht. He, was ist los mit dir?«
»Ähm, ich...«
»Scheiße!« Mehr hörte ich nicht. Danach wurde aufgelegt. Ich saß auf dem Stuhl, hielt den Hörer noch für eine Weile in der Hand und senkte ihn wieder auf den Apparat.
Jane ließ den Bestatter los, der aufstöhnte und sich nach vorn beugte, wobei er seine Schulter rieb und von einer verdammten Folter sprach. Wir nahmen die Worte nicht ernst. Bevor ich etwas sagte, warf ich Jane einen Blick des Triumphs zu, den der Bestatter nicht bemerkte.
»Das Eis, auf dem Sie stehen, wird immer dünner, Mr. Black. Ich könnte Ihnen jetzt einen Gruß von Ihrem Bruder ausrichten, der hier eben angerufen hat.«
Ich hatte die Worte so lässig und wie nebenbei gesprochen, aber genau ins Zentrum getroffen. Mit dieser Aussage hatte Gordon Black nicht gerechnet. Er erbleichte. Er bewegte sich unruhig auf seinem Sitz und schloss sogar für einen Moment die Augen.
»Sie sagen ja nichts.«
»Was habe ich mit meinem Bruder zu tun?«
Nach dieser Antwort musste ich lachen. »Sie geben also zu, einen Bruder zu haben.«
»Ist das verboten?«
»Nein, wenn die Verbindung normal ist. Aber das ist sie bei Ihnen nicht. Ich habe es noch mal gehört. Es gibt
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