Grauen im Single-Club
an, die hier herrschten. Jeder konnte tun und lassen, was er wollte, sofern er bestimmte Toleranzgrenzen einhielt und auch seinen Obolus entrichtete.
»Wie viel?«
»Hundert Pfund. Sie können auch in Euro zahlen.«
»Nein, nein. Sie bekommen es bar.«
»Sehr gut.« Der Typ im schwarzen Anzug, dessen Gesicht so glatt war wie das einer Puppe, kassierte und erklärte Suko, dass man bei weiteren Besuchen eine finanzielle Regelung treffen konnte, wie das bei den meisten Gästen der Fall war.
»Ich werde es mir merken.«
»Schön. Die Ladies warten dann. Der erste Drink ist frei. Die Mädchen allerdings nicht...«
»Oh«, wunderte sich Suko. »Was ist mit den hundert Pfund?«
»So eine Art Kaution.«
»Aha, verstehe. Ich bekomme sie dann zurück.«
Die Augen des Mannes blickten noch härter. »Die können Sie jetzt schon zurückhaben und dann wieder gehen.«
»Nein, nein, auf keinen Fall. Ich wollte mich nur mal erkundigen. Das darf man doch – ober?«
»Sicher. Aber keinen Stress. Das mögen wir ganz und gar nicht. Daran haben wir uns immer gehalten.«
»Schon klar.« Suko lächelte. »Bis später mal...«
Der Typ lächelte nicht. Er hatte Suko nur angeschaut und schien zu ahnen, dass der Besucher nicht mit den Gästen verglichen werden konnte, die sonst den Club besuchten.
Nur konnte man dem neuen Gast nichts beweisen, und kein Besucher sollte grundlos verärgert werden. Der Aufpasser nahm sich trotzdem vor, den Neuen hin und wieder zu beobachten.
Es war nicht die übliche Anmache, die den Gast hier erwartete. Alles lief dezenter ab. Man hatte den menschlichen Gelüsten einen Rahmen gegeben, der auf Luxus hinwies. Suko entdeckte keine schwüle Baratmosphäre. Mehr eine designte Umgebung. Sehr puristisch, wo es sein musste, aber gedämpftes Licht, und es gab auch das glatte Gegenteil, wenn der Gast sich mit seiner Begleiterin in eine der Nischen zurückziehen wollte.
Suko ließ seine Blicke unauffällig schweifen. Er sah einige Paare zusammensitzen. Man trank, man unterhielt sich und man sorgte dafür, dass es einen Körperkontakt gab. Manche Männer saßen auch mit zwei Frauen zusammen. An ihnen schien hier kein Mangel zu herrschen. Zudem existierte der Begriff Rassismus nicht, denn alle Hautfarben waren vertreten.
Auffallend war die kreisrunde Theke. Sie bildete so etwas wie einen Mittelpunkt dieser künstlichen Welt. Auch sie war besetzt, aber es gab noch genügend freie Plätze.
Das Licht war so angeordnet, dass seine Strahlen bestimmte Stellen erreichten und auch nicht störten. An Plätzen, wo Gäste saßen und das Licht heller sein musste, war es gedimmt worden, damit jeder sehen konnte und nicht geblendet wurde.
Auch an der runden Theke hatten sich Paare gefunden. Alle Frauen waren angezogen. Zwar sehr sexy, aber nicht billig. Es lief auch niemand oben ohne herum, auch die beiden Bedienungen hinter der Bar nicht. Ihre Brüste waren durch breite Hosenträger zum großen Teil bedeckt.
Auf dem Weg zur Theke hatte sich Suko bereits einen entsprechenden Hocker ausgesucht. Auf weibliche Begleitung konnte er zunächst verzichten, und so würde es ihm wie dem Mann gehen, der ebenfalls allein saß und Flaschenbier trank. Obwohl er auf dem Hocker saß, war zu sehen, dass er sehr groß war. Er trug eine helle Hose und ein graues Jackett. In der gleichen Farbe schimmerten auch seine Haare, die ihm bis über den Kragen und die Ohren wuchsen.
Suko suchte sich nicht den Hocker direkt daneben aus. Er ließ einen frei und schob sich auf das schwarze Leder. Jeder Hocker besaß eine kleine Rückenlehne, was er als sehr angenehm empfand.
Sein Erscheinen war bemerkt worden. Eine der Bedienungen kam auf ihn zu und lächelte ihn an.
»Sie sind ein neuer Gast...«
»Bin ich.«
»Herzlich willkommen.« Die junge Frau strahlte Suko an wie einen guten Bekannten.
Auch hier wirkte nichts billig und aufgesetzt. Suko erfuhr, dass der erste Drink auf Kosten des Hauses ging. »Bitte nicht zu viel Alkohol.«
»Mit dem Wagen hier?«
»Ja.«
»Wir haben Softdrinks.«
»Dann einen davon.«
»Sehr gern.«
Der Mann neben Suko hatte das Gespräch mit angehört. Jetzt drehte er sich nach links. Suko nahm die Bewegung aus dem Augenwinkel wahr und bewegte sich in die entgegengesetzte Richtung.
Er schaute in das Gesicht eines Mannes, dessen Alter schwer zu bestimmen war. Ihm fielen schon die verlebten Züge auf, die Mulden und Spalten in die Haut gezeichnet hatten. Unter den Augen klebten Tränensäcke, und das graue Haar
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