Grauen im Single-Club
jedem Saugen nach innen, wo kleine Kuhlen entstanden.
Sie schmatzte ebenfalls. Sie blieb nicht so starr liegen. Sie veränderte die Haltung und saugte auch mal von der Seite, bis sie sicher war, dass sich in den Adern des Mannes kein Tropfen Blut mehr befand.
Jetzt gehörte er zu ihnen, wie auch die beiden anderen Männer, die nicht mehr in ihrer Nähe waren.
Nicole richtete sich auf. Sie wischte über ihre Lippen, als sie sich zu ihren Artgenossinnen hin umdrehte.
Beide standen nebeneinander. Aus ihren Augen war der gierige Ausdruck verschwunden. Sie waren jetzt satt, und sie fühlten sich wohl in ihrer Haut.
Ruby und Sally leckten die letzten Tropfen aus der Umgebung ihrer Lippen weg. Nur nichts verkommen lassen.
Für den nackten Mann hatten sie keinen Blick mehr.
»Was machen wir jetzt?«, fragte Ruby.
»Wir gehen.«
»Wohin?«
Sally deutete nach oben.
»Hast du denn nicht genug?«, wollte Nicole wissen.
»Nein. Du denn?«
»Auch nicht.«
»Dann lasst uns gehen. Wir sind wieder so kräftig wie selten, aber einen erneuten Trank können wir noch gebrauchen.«
Niemand widersprach Ruby. Und so machten sich die drei Gestalten des Grauens wieder auf den Weg in den Single-Club...
Suko, der in seinem BMW saß und durch die abendliche Gegend fuhr, wobei die Dunkelheit ihren Vorhang noch nicht über die Welt gelegt hatte, konnte sich nur über das wundern, was im Licht der Scheinwerfer auftauchte. Es war eine so gutbürgerliche Siedlung. Wer hier wohnte, konnte auf London pfeifen, obwohl die mächtige Stadt zum Greifen nah lag. Hier hatte er das Gefühl, ihr entronnen zu sein, ohne sie jedoch völlig verloren zu haben.
Ausgerechnet in dieser Gegend gab es den Single-Club, den Treff für Junggesellen oder auch für welche, die sich nur so nannten, weil ihre Partnerin gerade mal verreist war.
Er hatte sich nicht geirrt. Es gab den Club. Der BMW schlich wie ein schwarzes Raubtier mit kalten Glotzaugen über die Straße hinweg, in der das Leben um diese Zeit erlahmt war.
Die Menschen saßen vielleicht hinter den Häusern in ihren Gärten, falls es ihnen nicht zu kühl war. Nach vorn heraus spielte sich nicht viel ab. Da standen höchstens die Autos, die davon zeugten, dass die Gegend überhaupt bewohnt war.
Suko sah hinter den Fenstern Lichter und entdeckte noch etwas im Glanz der Scheinwerfer. Zunächst hielt er es für einen Witz, dann sah er, dass er sich nicht getäuscht hatte.
Vor ihm parkten Autos. Aber nicht wie zuvor am Straßenrand verteilt, sondern kompakt auf wenige Quadratmeter verteilt.
Suko fand noch eine Lücke und fuhr den BMW hinein, der nicht auffiel, denn die Fahrzeuge, die hier standen, gehörten nicht eben zur Kategorie der Kleinwagen.
Als er ausstieg, hörte er in der Nähe Schritte. Er blickt über das Wagendach hinweg und sah einen Mann im hellen Anzug, der sein Fahrzeug ebenfalls verlassen hatte. Er schaute sich kurz um und ging dann den Weg zurück, den er zuvor gefahren war.
Suko musste nicht lange herumsuchen, um das Ziel zu finden. Er brauchte dem Mann nur zu folgen, der bestimmt das gleiche Ziel hatte wie er.
Beide trafen an der Tür zusammen, schauten sich an und lächelten verschwörerisch.
»Neu hier?«, fragte der Gast im hellen Anzug.
»Ja. Ein Kollege gab mir den Tipp.«
Ein knappes Lachen drang aus dem breiten Mund. »Da sollten Sie ihm dankbar sein, Mister. Ich weiß genau, wovon ich rede. Wirklich. Das hier ist einsame Spitze. Der Club liegt auch entsprechend zurückgezogen, und die Nachbarn stören sich nicht daran. Wundert mich, wie der Besitzer es geschafft hat.«
»Ja, Linus Black.«
»Kennen Sie ihn?«
»Nein, nein, nicht persönlich. Sie wissen schon, der Kollege...«
»Klar.«
Suko’s Informant schellte jetzt, und der Inspektor dachte daran, dass es gut gewesen war, so viele Einzelheiten wie möglich von John Sinclair erfahren zu haben.
John wollte nicht Zurückbleiben, nein, es war abgesprochen, dass er ebenfalls kam. Nur hatte er noch was zu erledigen gehabt. Aber sie würden sich im Single-Club treffen und so tun, als würden sie sich nicht kennen.
Die Tür wurde geöffnet. Das heißt, nur in der Mitte zog jemand eine Luke auf. Ein kurzer Blick, ein Gruß, dann konnten beide Männer eintreten, wobei Suko von dem Türöffner schon misstrauisch beäugt wurde, was auch dem Mann im hellen Anzug nicht verborgen blieb.
»Keine Sorge, er ist schon okay.«
»Ich weiß.«
»Bis später dann.«
Der Inspektor atmete auf. Er hörte sich noch die Regeln
Weitere Kostenlose Bücher