Grauen im Single-Club
zeigte auf dem Kopf nicht so viel Masse. Ein eckiges Kinn, ein faltiger Hals, aber die gesamte Haut zeigte eine Sonnenbräune, die er sich bestimmt aus einem Solarium geholt hatte.
Der Mann hob sein Glas an. »Willkommen im Club.«
»Danke. Ich werde darauf trinken, wenn ich meinen Drink bekommen habe.«
»Tun Sie das.« Der Mann leerte sein Glas und goss es erneut voll. Suko sah, dass er ein Bier aus Tschechien trank.
Sein Drink wurde ihm mit einem strahlenden Lächeln serviert und der Bemerkung, dass er einen unvergesslichen Abend eröffnen sollte.
»Danke, den werde ich bestimmt haben.«
Er stieß noch mal mit seinem Nachbarn an und musste zugeben, dass dieses Getränk gut schmeckte. Limetten- und Orangensaft überwogen. Eis klimperte auch, und an den Rändern des Glases steckte Obst fest.
»Irgendwann ist es immer das erste Mal«, sagte Suko’s Nachbar.
»Was meinen Sie?«
»Dass man den Weg hierher findet.«
»Stimmt.« Suko nahm wieder einen Schluck. »Sie sind natürlich so etwas wie ein Stammgast hier – oder?«
»Ha, ha, sehe ich so aus?«
»Moment, so habe ich das nicht gemeint...«
»Okay, Sie haben sich nicht geirrt. Ich gehöre tatsächlich zu den Stammgästen.«
»Und es gefällt Ihnen noch immer?«
»Kann man wohl sagen. Das hier ist perfekt.«
»Dann kennen Sie auch Linus Black.«
»Klar.«
Suko bewegte seinen Kopf. »Ist er auch hier?«
Sein Nachbar amüsierte sich. »Warum fragen Sie? Wollen Sie ihn sprechen?«
»Nicht unbedingt. Es wäre doch interessant zu erfahren, wie der Mensch aussieht, der so etwas erschaffen hat. Das ist ja hier kein normaler Anmachschuppen, sondern etwas ganz Exklusives. Sicherlich einmalig in der Stadt.«
»Stimmt.«
»Dann kennen Sie sich aus?«
Suko erntete wieder ein Lachen. »Das dürfen Sie wohl sagen, aber ich bin nicht nur ein Bargänger, sondern schaue mich an vielen interessanten Orten um. Dazu gehört eben auch dieser Single-Club.«
»Alle Achtung. Das hörte sich an, als wären Sie beruflich unabhängig.«
»Ja, ich bin Maler.«
»Und Sie malen das, was Sie sehen?« Suko gab sich erstaunt. »Inspirationen holen, nennt man das wohl.«
Der Mann mit den grauen Haaren schüttelte den Kopf. »Eigentlich male ich Menschen. Ich liebe Porträts.«
»Gut.«
»Wie man’s nimmt. Ich kann allerdings von meiner Art der Kunst recht gut leben.«
»Das glaube ich.« Suko trank wieder einen Schluck. Er war froh, auf diesen Mann gestoßen zu sein. Wenn er behutsam fragte, würde er vielleicht mehr über diesen Club herausbekommen.
Der Maler hob sein inzwischen wieder gefülltes Bierglas. »Trinken wir auf uns. Ich heiße übrigens Darius Winter. Für den Vornamen kann ich nichts. Meine Mutter liebte Griechenland.«
»Kein Fehler. Ich heiße Suko.«
»Ah ja.«
Die beiden Gläser stießen zusammen, und Suko hatte die Antwort des Mannes nicht vergessen. Diese kurze Bemerkung hatte ihn wacher werden lassen. Sie hatte sich angehört, als wäre sein Name dem Thekennachbarn nicht unbedingt fremd.
Suko fing einen Blick auf, der sehr prüfend, vielleicht sogar wissend war, doch er ging nicht weiter darauf ein, sondern kam wieder auf den Club zu sprechen.
»Darf ich mal fragen, ob Sie beruflich hier sind oder sich ganz privat entspannen wollen?«
»Sowohl als auch.«
»He, dann haben Sie schon Menschen porträtiert, die den Club hier besucht haben?«
Winter hob beide Arme. »Um Himmels willen, nein. Wo käme ich hin, wenn ich die Gäste hier porträtieren würde. Ich habe die Mädchen gemalt. Nicht alle, aber drei von ihnen. Der Chef wollte das so haben, und er war von den Porträts begeistert.«
Suko lächelte. »Haben Sie die Natur ein wenig verändert und die Personen schöner gemalt?«
»Nein, nein, das brauchte ich nicht. Die drei Frauen sind schon super. Sie kamen dann in den Katalog und gehören, das muss ich Ihnen sagen, zur Spitzengruppe. Ich werde Sally, Nicole und Ruby nie vergessen.«
Suko spielte perfekt mit und sagte: »He, Sie machen mich neugierig. Sind die Mädchen hier?«
»Ich habe sie nicht gesehen. Sie scheinen wohl beschäftigt zu sein.«
»In anderen Räumen?«
»Genau, mein Freund. Die existieren hier ebenfalls.«
»Wo denn?«
»Ich meine nicht die Separees, die Sie vielleicht auch hier gesehen haben. Nein, es geht um den Bereich unter uns. Den Pool, die Massageräume und diejenigen, in denen Sie sich ausruhen und entspannen können. Das macht den meisten Spaß.«
»Klar, dann sind die drei Frauen
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