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Graues Land - Die Schreie der Toten (German Edition)

Graues Land - Die Schreie der Toten (German Edition)

Titel: Graues Land - Die Schreie der Toten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Dissieux
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Sicherheit tun. Sie würden zusammensitzen, vielleicht sogar in dieser Scheune, und Wulf würde ihm zu erklären versuchen, warum Gott sie im Stich gelassen hatte. Er würde die Nähe seines Kindes genießen; die Liebe, die er stets für ihn empfunden hatte, und sich daran festhalten. Sie würden reden, die ganze Nacht, und das Schweigen der Welt einfach durch den Klang ihrer Stimmen verdrängen.
Doch Mikey war nicht da. Wulf hatte ihn zusammen mit seiner Mutter im Garten begraben.
»Du musst das Ganze auch mal von der anderen Seite sehen«, sagte er, als Daryll wieder neben ihm saß. Mikey war verschwunden. Doch Wulf wusste, dass er sich nur in die Schatten der Scheune zurückgezogen hatte. »Gott hat mit all dem nichts zu tun. Ich bezweifle stark, dass er beabsichtigte, als er die Erde schuf, dass sich eine einzige Spezies zum Herrn dieser Erde erklärte. Er hat tatenlos mit ansehen müssen, wie ihm seine Erde Stück für Stück genommen und zerstört wurde. Und die Menschen hatten ihn dennoch immerzu angefleht, ihnen noch mehr zu geben und sie für ihre Taten heilig zu sprechen. Glaubst du, Gott hat das gefallen?«
Daryll sah ihn an, dann blickte er an ihm vorbei ins Dunkel und dachte über die Worte nach.
»Weißt du, Daryll, es waren Menschen, die in Gottes Namen in vielen großen Städten fürchterliche Anschläge mit biologischen und chemischen Waffen verübt haben. Sie haben ganze Großstädte dem Erdboden gleich gemacht. Dabei haben sie, ob nun beabsichtigt oder nicht, eine mörderische Art von Virus freigesetzt, das sich rasend schnell um den ganzen Erdball verbreitet und die Menschheit nahezu vollkommen ausgelöscht hat. Diese Menschen nannten sich religiös und haben versucht, ihre radikalen Ansichten, die sie für die Lehren ihres Gottes hielten, durch das Töten und Vernichten andersdenkender Kulturen zu untermauern. Glaubst du, Gott hat das wirklich gewollt? Glaubst du, Gott hat diese Menschen nach seinem Ebenbild geschaffen, damit sie andere Menschen töten?«
Daryll schüttelte kaum merklich den Kopf. Er starrte immer noch ins Dunkel.
»Ich denke nicht, dass wir Gott wirklich die Schuld an dem Ganzen geben können. Warum er diese Wahnsinnigen nicht aufgehalten hat, ist alles was wir ihm vielleicht vorwerfen können. Aber es ist nun mal nicht so wie in der Bibel, dass Gott in einem Dornenbusch erscheint und seinen Willen verkünden kann. Er hat diese Menschen erschaffen und muss hilflos mit ansehen, was sie aus seiner Erde machen. Man kann ihm dafür nicht die Verantwortung geben, nur weil wir einen Schuldigen brauchen.«
Darylls Blick klärte sich. Er blickte sich zu der Stelle um, wo Demi und Murphy verborgen im Stroh schliefen. Dann wandte er sich wieder Wulf zu. »Und warum nimmt er uns dann die, die wir lieben?« Er sprach so leise, dass nur Wulf ihn verstehen konnte. »Warum hat er mir meine Eltern genommen? Oder Mary Jane? Oder dir Mikey?«
»Das hat er schon immer getan. Nur ist es uns früher nie so bewusst geworden. Menschen starben, und wir haben es akzeptiert. Der Tod gehörte zum Leben dazu, so wie es in der Kirche bei jeder Beerdigung erzählt wurde. Es war eine unumstößliche Tatsache, die wir nie hinterfragt haben, auch wenn sie noch so wehgetan hat. Aber jetzt ist das anders.« Wulf hielt seine Hand hoch und spielte mit einem Ring, den er am Finger trug und der im dunklen Licht der Scheune matt funkelte. »Wir sehen den Tod heute anders. Wir wollen nicht alleine in dieser Welt zurückbleiben und klammern uns an das wenige, das uns noch geblieben ist. Wenn uns das auch noch genommen wird, so wie deine Mary Jane, weigern wir uns einfach, das zu akzeptieren. Du hast gesagt, du warst wütend auf Gott, dass er dir und dem Mädchen das angetan hat. Mir ging es genauso mit Mikey. Ich war so voller Zorn, dass ich Gott angeschrien habe. Ich habe gegen die Wände unseres Hauses geschlagen und immer wieder Mikeys Namen gebrüllt. So lange, bis meine Hände blutig waren und ich seinen Namen nur noch flüstern konnte. Ich war nicht bereit zu akzeptieren, dass mir alles genommen worden war.«
Wulf machte eine Pause. Daryll bemerkte, dass es ihm schwer fiel, darüber zu sprechen. Er atmete tief durch, bevor er weitersprach. »Heute habe ich gelernt, damit zu leben. Mikeys Tod und der meiner Frau sind Bestandteil meines Lebens geworden. Auch wenn ich es immer noch nicht verstehen kann. Aber ich denke heute anders darüber.« Er steckte sich einen Halm in den Mund und kaute darauf herum. »Ich sehe

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