Grauzone: Der 13. Fall für August Häberle (German Edition)
hat.«
»Hm«,
machte Specki. »Die kennen sich doch alle untereinander. Was soll daran
auffällig sein?«
»Die Zeiten. Hier … « Er zeigte auf eine Zeile, die er gelb markiert hatte.
»1.14 Uhr am vergangenen Donnerstag.«
»Nach Geschäftsschluss eben … «
Der Kollege gab sich zerknirscht. »Vielleicht
interessiert dich dies hier mehr: Am Freitagvormittag erhielt diese Dobler eine
SMS – und zwar auch von diesem in der Schweiz
angemeldeten, aber in Tannheim eingeloggten Handy Larissa Pladlers.«
»Da wir den Inhalt der SMS nicht kennen, reißt mich auch
das nicht vom Hocker.« Specki unterdrückte demonstrativ ein Gähnen.
»Aber vielleicht das hier.« Der Beamte wies mit seinem
Kugelschreiber auf eine andere Zahlenkolonne. »Die Verbindung hier passt nicht
zu deiner Idee: Die Dobler hatte auch Kontakt mit dieser Nummer hier. Und jetzt
darfst du raten, wem die gehört.«
Specki
stand der Kopf an diesem herrlich sommerlichen Montagnachmittag nicht nach
einem Rätselspiel im Büro. »Du wirst es mir sagen.« Er grinste dabei der jungen
Kollegin zu.
»Mit
Hildtraud Platterstein. Ihres Zeichens Professorin an der Geislinger
Hochschule.«
Specki
zeigte keinen Anflug von Begeisterung. »Mal sehen, was der Chef dazu meint.«
»Okay«,
gab sich der Beamte geschlagen. »Vielleicht interessiert dich dann wenigstens
das: Die meisten dieser Herrschaften, also Astor, Fischer, Jensen und die
Dobler haben am Donnerstag und Freitag mehrfach mit der Volksbank in Jungholz
telefoniert.«
Speckis
Gesicht verzog sich zu einem Lächeln. Ihm war sehr wohl klar, dass es dort
steuerbegünstigte Anlagemöglichkeiten gab, auch wenn er nicht so recht wusste,
wie man in dieser österreichischen Exklave noch Geld vor den Gelüsten des
deutschen Finanzministers in Sicherheit bringen konnte. »Das zeigt uns doch nur
eines, lieber Kollege«, sagte Specki schließlich, »möglicherweise lockt all
diese Personen nicht nur das Wanderparadies ins Tannheimer Tal.«
76
Grantner hatte all diese
Erkenntnisse telefonisch von Häberle übermittelt bekommen. Dass der Innsbrucker
Chefinspektor schon wieder im Hochsteinhof auftauchte, schien Larissa nervös zu
machen. Grantner zeigte dafür Verständnis, zumal das Lokal ziemlich gut besetzt
war und die Junior-Chefin an allen Ecken und Enden gebraucht wurde.
Genervt
hatte sie den Ermittler in das kleine Besprechungszimmer geführt und die Tür
ins Schloss fallen lassen. »Ich mach’s kurz«, versprach Grantner. »Aber ich
denke, auch Ihnen ist der Ernst der Lage inzwischen bewusst geworden.«
Sie
nickte.
»Zwei
Tote in drei Tagen. Das ist a bisserl viel für dieses beschauliche Tal – finden
S’ net auch?« Er ließ auch in solchen Momenten seinen Wiener Charme spielen.
»Ich kann Ihnen versichern, dass inzwischen zwei Dutzend meiner Kollegen dabei
sind, in dieser schönen Gegend so ziemlich jeden Stein umzudrehen – bildlich gesprochen natürlich. Und auch die Deutschen san net untätig, das dürfen
S’ mir glaub’n.« Er sah die junge Frau streng an und bemerkte zufrieden, dass
dies die gewünschte Wirkung nicht verfehlte. Larissa wurde zunehmend
unsicherer.
»Ich
werd Ihnen jetzt sagen, was ich glaube«, sprach er langsam weiter und sah ihr
fest in die Augen. »Sie könnten uns, wenn Sie nur woll’n, a bisserl mehr
erzähl’n, als Sie bisher getan hab’n.«
Larissa
blickte zur Seite. Es war ihr sichtlich unangenehm, ihm in die Augen sehen zu
müssen. »Ich hab’ doch schon alles gesagt.«
«Da
habe ich einen anderen Eindruck.«
»Was
soll das heißen?«
»Dass
ich jetzt von Ihnen wiss’n will, wie die persönlichen Verhältnisse Ihrer Mutter
war’n. Wir geh’n nämlich davon aus, dass sie kein Zufallsopfer war, sondern
ganz gezielt getötet wurde.« Grantner gab sich selbstbewusst und entschlossen,
und so, wie er dasaß, machte er den Eindruck, als wolle er ohne konkretes
Ergebnis hier nicht mehr weichen.
»Meine
Mutter … sie hat unter dem Tod meines Vaters sehr gelitten … «
»Verzeihen
S’, aber soweit war’n ma schon.«
Larissa
erschrak. Sie spürte, dass der Inspektor jetzt eine härtere Gangart anschlug.
»Aber
als wir gestern Nachmittag bei Ihnen waren, haben S’ erwähnt, dass es
vielleicht in der Vergangenheit Ihres Vaters etwas geben könnte … «
»… das
glaub ich nicht«, unterbrach sie ihn. »Vati hat damit nichts zu tun.«
»Womit?«,
wurde Grantner energisch. »Natürlich hat er nichts mit dem Tod Ihrer Mutter zu
tun, das ist klar.
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