Grauzone: Der 13. Fall für August Häberle (German Edition)
Aber womit hat er dann nichts zu tun?«
Larissa
fühlte sich in die Enge getrieben. Sie schwieg und strich die Tischdecke vor
ihr glatt.
»Frau
Pladler«, zeigte sich der Inspektor unnachgiebig, »ich weiß ganz genau, dass
Sie uns helfen könnten. Und ich kann Ihnen nur raten, dies zu tun. Denn glauben
Sie mir«, er warf ihr jetzt einen provokanten Seitenblick zu, »wir wissen mehr
von Ihnen, als Ihnen lieb sein kann.«
Larissas
Gesicht verlor die Farbe. »Was wollen Sie damit sagen?«
»Genau
das, was ich gesagt habe«, entgegnete Grantner forsch und behielt die
Zielrichtung bei: »Zum Beispiel gab es da am Freitagvormittag eine SMS, die Sie
an Frau Dobler-Maifeld geschickt haben.«
»Was
hab ich?« Larissas Stimme wurde schwach.
»Eine
SMS geschickt«, wiederholte Grantner und hoffte, dass Larissa glaubte, sie
hätten nicht nur die Verbindung, sondern auch den Text ermitteln können. »Ich
sagte doch, gnädige Frau, das Landeskriminalamt aus Innsbruck ist stark in dem
schönen Tal hier vertreten. Es wird nichts geben, was uns verborgen bleibt.
Aber auch rein gar nix.«
Larissas
Lippen bebten. »Ich … ich hab Angst gehabt um Aleen.«
Grantner
war davon überzeugt, dass sein Vorgehen geklappt hatte.
»Angst
um Frau Dobler-Maifeld?«, gab er sich wieder gemäßigter. »Welchen Grund gab es
dafür?«
Larissa
schob die glatt gestrichene Tischdecke jetzt an einer Ecke nervös zu kleinen
Falten zusammen, ohne aufzusehen. »Da waren doch diese schweren Unfälle auf der
Autobahn«, sprach sie leise weiter. Als sie bemerkte, dass Grantner nickte,
fühlte sie sich zu weiteren Erklärungen ermuntert: »Es war so, dass meine Mutti
das Gefühl hatte, bei all dem, was sie über diese Schwindeleien
zusammengetragen hatte, in ein Wespennest gestochen zu haben.«
»Schwindeleien
mit grenzwissenschaftlichen Dingen?«, wollte Grantner Klarheit.
»Ja.
Seit Vatis Tod hat sie sich ernsthaft damit befasst, aber gleichzeitig ist ihr
klar geworden, wie viel Schindluder damit getrieben wird.«
»Sie
hat sich also nicht nur selbst bedroht gefühlt, sondern sich auch um andere
gesorgt?«
»Ja, so
war es.«
»Hat
sie sich um alle gesorgt oder nur um einige?«
Larissa
blickte wieder auf und zuckte mit ihren schmalen Schultern. »Konkretes weiß ich
nicht. Ehrlich nicht. Aber über Aleen hat sie schon das letzte Mal gesagt, sie
befürchte, dass sie in was verwickelt sein könnte.«
»Verwickelt?«
Grantner vermied es, allzu überrascht zu klingen.
»Ja,
verwickelt. Ich hab Mutti gefragt, was sie damit sagen will, doch sie hat nur
gemeint, es sei momentan besser, wenn ich nicht alles wisse.«
»Ach. Und deshalb haben Sie Frau Dobler-Maifeld eine SMS
geschickt und sie gewarnt?«
»Es war nicht wirklich ernst gemeint. Ich wusste ja, dass
sie ins Hotel kommen würde, und wollte ihr damit nur auf witzige Weise sagen,
dass ich sie erwarte.« Sie hob ihre Augenbrauen. »Deshalb auch der Hinweis auf
den 21. Dezember.«
Grantner ließ sich nicht anmerken, dass er den Inhalt
der SMS gar nicht kannte. »Weltuntergang«, murmelte er. »Ja, das ominöse Datum.
Das hätte zu dem Thema gepasst, das sie sich alle für dieses Wochenende
vorgenommen hatten.«
Grantner
wartete einen Moment, um dann mit seinem Wiener Charme väterlich auf sie
einzuwirken: »Schau’n S’, gnädige Frau, so kommen wir schon ein Stück weiter – und
Ihr Gewissen wird auch leichter.«
Larissa
sah wieder irritiert auf: »Ich habe kein schlechtes Gewissen.«
»Das
hab ich auch nicht behauptet. Aber vielleicht können Sie Ihr Gewissen erleichtern,
wenn Sie mir jetzt helfen und sagen, was Ihren Vater bedrückt hat.«
Sie
begann, die Ecke des Tischtuches noch kräftiger zu falten. Ihre innere
Anspannung suchte eindeutig ein Ventil.
Weil
sie hartnäckig schwieg, entschied sich Grantner, seinen Joker zu ziehen.
»Schaun’ S’, gnädige Frau«, begann er noch einmal vorsichtig, »es nützt nix,
etwas zu verschweigen. Denken Sie an die beiden Toten. Meine Kollegen und ich
werden dieses Tal nicht verlassen, ehe wir nicht wissen, was hier geschehen
ist.«
Larissas
Lippen bebten wieder. »Warum können Sie mich nicht einfach in Ruhe lassen?«
»Das
werde ich tun, sobald Sie mir gesagt haben, was Ihren Vater bedrückt hat.«
»Das … es war … « Sie
knüllte die Ecke des Tischtuchs kräftig zusammen, als wolle sie es auswringen.
»Es war nichts … nichts, was hier eine Rolle spielen könnte.«
Grantner
blieb gelassen. »Es wäre schön, wenn Sie die
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