Grauzone: Der 13. Fall für August Häberle (German Edition)
zugelassen, und dort meldete sich nur ein
Anrufbeantworter und verwies auf den heutigen Ruhetag. Es ließ sich also heute
nicht mehr feststellen, an wen das Fahrzeug vermietet worden war.
An
bürokratischen Hürden scheiterte auch der Versuch, den Mädchennamen von
Professorin Platterstein ausfindig zu machen. Die Einwohnermeldebehörde der
Stadt Geislingen hatte gerade ein EDV-Problem und auch die Hochschule konnte
nicht weiterhelfen: Der Verwaltungsleiter hatte Urlaub und Rektor Siegler war
zu einem Kongress gefahren und nicht erreichbar.
Specki
lehnte sich in seinem knarrenden Bürosessel zurück und sah einige Blätter
durch, die ihm die Kollegen gebracht hatten. Nicht sehr ergiebig, stellte er
fest. Sowohl Uwe Astor als auch Dirk Jensen schienen nach gründlichen
Recherchen aus polizeilicher Sicht eine blütenweiße Weste zu haben. Falls man
dies, wie Specki im Hinblick auf Jensen dachte, von einem global tätigen
Finanzmanager heutzutage überhaupt noch sagen konnte. Er verdrängte derlei
Gedanken und ließ sich von einer handschriftlichen Notiz aufmuntern, die auf
eine E-Mail des Landeskriminalamts in Innsbruck zurückging. Demnach schienen
die dortigen Kollegen in jener Innsbrucker Privatklinik fündig geworden zu
sein, deren Adresse in Karin Waghäusls Aufzeichnungen zu der dubiosen
Geistheilerin eine Rolle gespielt hatte. Dabei handelte es sich um eine
Honorarabrechnung vom vergangenen Januar für angeblich ›geistiges Heilen‹,
sogar die Uhrzeit war vermerkt. »Klinikverwaltung teilt mit, dass Videobilder
von Überwachungskamera am Eingang noch gespeichert sein könnten.« Specki las
die Notiz noch einmal. Allerdings wurde seine freudige Erwartung gleich wieder
von einer inneren Stimme gedämpft, die ihn daran erinnerte, dass nahezu 90
Prozent solcher Aufnahmen unbrauchbar waren: unscharf, unterbelichtet, oft noch
schwarz-weiß und mit viel zu großem Weitwinkel-Objektiv. Specki fragte sich
immer wieder, welchen Sinn es machte, solche veralteten Anlagen noch zu
betreiben.
Er
legte die Papiere beiseite und rückte näher an den Schreibtisch heran, als eine
junge Kollegin erschien, die ebenfalls einige Notizzettel in den Händen hielt
und ihn mit großen Augen anstrahlte. Ihre positive Art stand in keinem
Verhältnis zu der Mitteilung, die sie überbrachte: »Die Sache mit den
Kfz-Versicherungen gestaltet sich ziemlich zäh. Die zuständigen
Autobahndienststellen verweisen an ihre vorgesetzten Dienststellen, doch dort
kann ich keinen Sachbearbeiter erreichen.«
»Keiner
hätt’s gedacht«, kommentierte Specki ironisch und musterte die junge Frau, die
sich sportlich gekleidet hatte und mit ihren weiblichen Reizen nicht geizte.
Noch
während sie sich einen Moment lang zulächelten, kam ein anderer Kollege in
Speckis Büro gestürmt: »Wenigstens reagieren die Mobilfunker.« Er hob einige
Computerausdrucke in die Höhe und legte sie auf den Schreibtisch. »Da gibt es
einige interessante Dinge. Allerdings haben wir es bisher nur oberflächlich
ausgewertet. Ich möchte dir aber gleich mal was zeigen.« Er zog einen Holzstuhl
an Speckis Schreibtisch heran. Die junge Frau mit dem offenen Lächeln stand mit
verschränkten Armen lässig daneben, um die Neuigkeit ebenfalls zu erfahren.
»Wir
haben die Verbindungsdaten von all diesen Herrschaften, die uns der Chef
genannt hat. Sie halten sich alle seit mindestens Freitag in Österreich auf – genauer gesagt: in Tannheim in Tirol«, erklärte der Kollege und deutete mit dem
Kugelschreiber auf eine Zahlenreihe, der Specki allerdings nichts entnehmen
konnte. »Also Uwe Astor, Robert Fischer, Christoph Falkenstein, Dirk Jensen und
Aleen Dobler-Maifeld. Von diesem Jonas Mullinger hatten wir keine Handy-Nummer,
aber sie hat sich rausfinden lassen, weil er wiederum einige Male Karin
Waghäusl angerufen hat, deren Daten wir bereits vorliegen haben.«
»Mmh«,
machte Specki, denn all dies war nicht wirklich das, was ihn interessierte.
Der
Kollege kam zur Sache: »Nummer eins«, begann er sachlich, »dieses Telefonat,
das der junge Mullinger in der Nacht zu gestern vor der Hütte beobachtet hat,
geführt von dieser Aleen Dobler-nochwas, wurde mit Uwe Astor geführt und hat
siebeneinhalb Minuten gedauert.«
»Muss
nichts bedeuten«, blieb Specki ungerührt. »Die Gruppenmitglieder werden
untereinander öfter telefoniert haben.«
»Auffällig
ist auch, dass Larissa, die Junior-Chefin von diesem Hotel, von ihrem Schweizer
Handy aus x-mal Uwe Astor angerufen
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