Grauzone: Der 13. Fall für August Häberle (German Edition)
oder dass man feststellen konnte, dass wir miteinander
telefoniert hatten.«
Häberle war nach seiner
Rückkehr zum Campingplatz gleich die paar Schritte zur Parzelle des
GP-Wohnmobils gegangen. Doch der Stellplatz war leer. Und nichts deutete mehr
darauf hin, dass die Camperin noch mal zurückkehren würde.
Leicht
verstimmt dockte er das Elektrokabel wieder an sein eigenes Wohnmobil an, damit
der Kühlschrank mit Strom versorgt wurde.
Auch er
brauchte jetzt erst mal Energie, stellte Häberle fest. Er holte sich zwei
Landjäger und ein Stück Brot aus den Vorräten, die ihm Susanne eingepackt
hatte, und schenkte sich Mineralwasser ein. Doch der Ton des Handys hinderte
ihn daran, einen kräftigen Biss von den harten Würsten zu nehmen. Es war
Grantner, der ihn über das Gespräch mit Larissa informierte, insbesondere aber
darüber, dass die Professorin ihre Tante war. »Unglaublich«, entfuhr es
Häberle. Er nahm einen kräftigen Schluck Mineralwasser, während Grantner in
knappen Worten die Ahnengeschichte und den angeblichen Mord schilderte.
»Larissas Mutter muss davon überzeugt gewesen sein, dass ihr Mann nach seinem
Tod keine Ruhe fand«, resümierte Grantner. »Nur so hat sich Frau Waghäusl
erklären können, dass seine Schwester Hildtraud – also
die Professorin – zufällig mit dieser Geistheilerin konfrontiert wurde.« Grantner
stockte. »Du hast mir diese Ahnenreihe ja geschildert – bis
hin zu Georg Waghäusl. Alles soweit okay. Aber jetzt kommt’s, mein lieber Herr
Kollege, dieser eine Platterstein, von dem du mir erzählt hast, dass er
verscholl’n sei während der Kriegswirren, der soll umgebracht worden sein.«
»Was,
bitte?«
»Und
jetzt darfst du raten, von wem – nein, ich sag’ s dir: von
diesem Georg Waghäusl. Stell dir das mal vor, August: Die Professorin
Platterstein aus der Dynastie der Waghäusls stößt über die Familie ihres
verstorbenen Ehemannes auf einen Mord, der sich 1944 zugetragen hat. Und dies
alles wird bekannt durch die Machenschaften einer Geistheilerin, die sich an
der Schwester des Ermordeten offenbar hat bereichern woll’n.«
»Unglaublich.
Da wundert es einen nicht, wenn Frau Waghäusl höhere Mächte dahinter vermutet.«
»Naja,
ein klein’s bisserl muss ich die Fantasie allerdings einbremsen, mein Lieber.
Ganz so fremd waren sich die Familien Waghäusl und Platterstein in früheren
Zeiten dann doch nicht. Die Spur beider Familien führt … «, er
musste offenbar in seinen Akten blättern, »nach Kernen im Remstal. Das wirst du
sicher kennen. Die Waghäusls sollen dort erfolgreiche Winzer gewesen sein,
während die Plattersteins ihre Wurzeln in Bad Waldsee haben. Irgendwann in den
20er Jahren sollen sie dann in dieses Geislingen bei dir umgezogen sein.«
»Weil
wohl der Vater in der WMF Arbeit gefunden hat«, zeigte sich Häberle informiert.
Grantner
ließ sich nicht unterbrechen: »Von dort aus sind dann aber die Kinder im frühen
Jugendalter ins Remstal gegangen – vermutlich ebenfalls, um Arbeit zu suchen. Alle drei sollen bei Winzern
beschäftigt gewesen sein, hat mir Larissa erzählt. Alfred, der später
verschollen ist, hat eine Zeit lang bei den Waghäusls gearbeitet, bevor er dann
in dieser Weinhandlung in Geislingen eine Anstellung gekriegt hat und wieder
zurückgekehrt ist.«
»Klingt
alles sehr logisch«, lobte Häberle.
»Die
Kontakte zwischen den Waghäusls und den Plattersteins seien über Generationen
hinweg erhalten geblieb’n, sagt Larissa. Und ihre Tante habe sich schließlich
sogar in einen Platterstein-Nachkommen verliebt.«
»Zufall,
oder was?«, kommentierte Häberle trocken und bedankte sich bei Grantner für die
schnelle Information.
Er aß
hastig ein paar Bissen, wohl wissend, dass dies seinem bisweilen nervösen Magen
nicht zuträglich sein würde. Aber es gab jetzt Wichtigeres zu tun, als im
Wohnmobil zu sitzen. Er legte die angebissene Wurst wieder in den Kühlschrank
zurück, wischte sich den Mund ab und stieg aus, um die drei Männer aufzusuchen,
die möglicherweise mehr wussten, als sie zu sagen bereit waren. Weil er mit
Astor bereits Bekanntschaft gemacht hatte, entschied er, mit ihm zu beginnen.
Häberle ging zum Wohnwagen, wo bereits nach einmaligem
Klopfen geöffnet wurde. Als die Tür aufschwenkte und Astor vor ihm stand, fiel
sein Blick auf zwei weitere Männer, die im Inneren um den Tisch saßen. Einer davon
war Falkenstein.
Astor
bat den Kommissar herein, doch Häberle spürte, dass er bei den Dreien
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