Grauzone: Der 13. Fall für August Häberle (German Edition)
Fischers Auto. Das können übrigens unsere
Frauen bestätigen, falls das nötig werden sollte.« Während Falkenstein sprach,
hatte Fischer bemerkt, dass sein Schmuckstück ins Visier des Kommissars geraten
war. »Ich weiß, Sie wundern sich, dass ich dieses Ding hier trage.« Er nahm die
Posaune in die Hand und hob sie demonstrativ hoch. »Das Ding ist zum Talisman
unserer Gruppe geworden. Fast jeder hat eines gekriegt – und keiner weiß, von wem. Ziemlich eigenartig, aber wir
sind stolz drauf.« Er ließ es wieder auf seine Brust zurückfallen. »Jedenfalls
ist es kein Geheimzeichen, falls Sie das meinen.« Fischer schielte zu Astor
hinüber, der sich seltsam ruhig verhielt. »Auch Uwe hat eines gekriegt.«
Astor nickte und zog es aus dem Ausschnitt seines
T-Shirts. »Haben wir alle von einem christlich angehauchten Versandhaus
zugeschickt bekommen. Kostenlos, aber angeblich auf Empfehlung von jemandem,
der uns kennt. Dass es fast alle von uns an diesem Wochenende tragen, ist eher
ein Gag und nichts Geheimnisvolles.«
Häberle
blieb gelassen. »Sie haben also keine Ahnung, von wem Sie’s bekommen haben?«
»Wir
haben zunächst an Josefina gedacht. Sie ist sehr gläubig, müssen Sie wissen«,
erklärte Falkenstein. »Außerdem hat Karin von ihrem Mann kurz vor seinem Tod so
eine ähnliche Posaune als Talisman bekommen. Und weil wir uns beim letzten
Treffen auf der Hütte intensiv über die Apokalypse und die Engel mit den sieben
Posaunen unterhalten hatten, war’s irgendwie witzig, dass einige von uns
nacheinander auch so was gekriegt haben. Zuletzt übrigens ich.«
»Sie
also auch?«
»Ja.
Erst am späten Freitagabend. Hier auf dem Campingplatz. Das Ding hing am
Vorzelt, als ich abends mit meiner Frau von der Gaststätte nebenan
zurückgekommen bin.«
»Kommentarlos – einfach
so?«
»Ja,
einfach so.« Er wurde verlegen. »Aber inzwischen hab ich das Ding wieder
verloren. Jedenfalls ist es spurlos verschwunden. Auf der Hütte hab’ ich’s noch
gehabt.«
»Sie
haben Ihre Posaune verloren?«, staunte Häberle.
»Ja,
sieht ganz so aus. Ist nicht schlimm. Es war nur billiger Modeschmuck, wie man
ihn im Internet bestellen kann. Karins Stück war filigraner und ganz sicher
sehr wertvoll.«
»Hm«, machte Häberle. »Hat Sie das nicht nachdenklich
gestimmt, als Sie dieses Schmuckstück an Ihrem Vorzelt hängen sahen?«
»Nur für einen ganz kurzen Moment. Natürlich hab ich mich
gewundert. Aber ich denke, es ist ein netter Gag.« Er grinste. »Vielleicht
waren’s Astor oder Robert – wer weiß?«
Die beiden Angesprochenen schüttelten die Köpfe.
Falkenstein
ließ sich nicht beirren: »Aber ihr habt ja auch alle eine. Und die Josefina
ebenfalls. Nur bei Aleen und Dirk bin ich mir nicht sicher.«
Häberle
gab sich damit zufrieden. Während er das Thema wechselte und sich Astor
zuwandte, ließ er seinen Blick kurz über den Küchenblock wandern, wo er nicht
entdecken konnte, was er zu sehen gehofft hatte. Er nahm es schweigend zur
Kenntnis und sah seinem Gegenüber fest in die Augen: »Darf ich fragen, wo Sie
die vergangene Nacht beziehungsweise den Abend verbracht haben?«
Astor war
jedoch auf diese Frage längst gefasst. »Hier. Einfach hier in meinem
Wohnwagen.«
»Allein?«
»Allein«,
kam es entschieden zurück. »Auch wenn Sie jetzt vielleicht eine andere Antwort
erwartet haben.«
Der
Kriminalist ignorierte diese Bemerkung. »Und welchen Weg von der Hütte zurück
haben Sie gewählt?«
»Zu
Fuß. Direkt vom Neunerköpfle runter. Ich bin so gegen 15 Uhr los. Mullinger,
Aleen und Jensen waren schon weg. Sie sind nacheinander aufgebrochen – soweit
ich weiß, wollten sie zur Landsberger Hütte rüber. Aber allein, einzeln und
nacheinander. Wissen Sie, wir hatten alle ein bisschen die Nase voll
voneinander. Ich bin gegen 18 Uhr am Parkplatz unten angekommen.«
»Das
sind drei Stunden für den direkten Abstieg«, konstatierte Häberle misstrauisch.
»Sind
es, ja. Ich hab oben am Neunerköpfle noch eine Zeit lang den
Gleitschirmfliegern zugeschaut und auf der Terrasse dieses Lokals, das schräg
unterhalb der Bergstation steht, noch was getrunken.«
»Einen Quittungsbeleg haben Sie aber nicht zufällig?«
Astors
Blick wurde finster. »Müssen wir uns eigentlich für jeden Schritt
rechtfertigen, den wir getan haben?«
»Alles
nur Routine, Herr Astor, mehr nicht. Sie haben also keinen Beleg?«
»Nein,
hab ich nicht.«
Häberle
blieb weiterhin gelassen. »Wo Herr Jensen und Frau
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