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Grauzone: Der 13. Fall für August Häberle (German Edition)

Grauzone: Der 13. Fall für August Häberle (German Edition)

Titel: Grauzone: Der 13. Fall für August Häberle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Bomm
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chinesische
Restaurantinhaber, der zugleich der Chefkoch war und Yi Gong Fan hieß,
entpuppte sich als überaus freundlicher Herr: höflich, zuvorkommend und mit
einem Lächeln, wie man es von den meisten asiatischen Völkern gewohnt ist.
Linkohr stellte sich und seine ebenfalls strahlende Begleiterin vor, die knapp
einen Kopf größer war als der Wirt. »Wie gewünscht, eine schöne Ecke«,
wiederholte der Chinese die am Telefon geäußerte Bitte Linkohrs. Das Lokal war
geschmackvoll im chinesischen Stil eingerichtet, nicht aufdringlich, nicht mit
Dekorationen überfrachtet – jedoch so gestaltet, dass der Gast den durchaus angenehmen
Eindruck hatte, in eine fremde Welt eingetreten zu sein – und
dies im Gemäuer eines altehrwürdigen oberschwäbischen Wirtshauses, das noch
immer den Namen ›Zur Linde‹ führte. Die Polster waren in unaufdringlichem Rot
gehalten, die Lampen erinnerten an Laternen.
    Als
Nena dem Restaurantinhaber folgte und Linkohr hinterher kam, ließ er den Blick
durch den in schummriges Licht getauchten Raum schweifen, in dem es auch
beschauliche Nischen gab. Linkohr zählte überschlägig rund ein Dutzend Gäste, allesamt
Pärchen, die sich in gedämpfter Lautstärke unterhielten. Eine sehr gediegene
und seriöse Atmosphäre, wie Linkohr es empfand.
    Der
Chinese wies ihnen einen reservierten und festlich gedeckten Tisch in einer
Ecke zu. »Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Abend«, lächelte Yi Gong Fan und
entfernte sich. Seit über 20 Jahren schon pflegte er die Gastlichkeit im
Oberschwäbischen.
    »Sehr
schön hier«, staunte Nena, »das würde man in dieser ländlichen Umgebung nicht
erwarten.«
    »Magst
du überhaupt chinesische Küche?«, fragte Linkohr. Ihm war bewusst geworden,
dass sie darüber bisher gar nicht gesprochen hatten.
    Nena
grinste und stupfte ihn mit dem Zeigefinger gegen die rechte Hand. »Ich mag
alles, was scharf ist.«
    Linkohr
lächelte zufrieden. Seit Sonntagnacht hatte er keinen Zweifel mehr daran, dass
sie dies nicht nur aufs Essen bezogen haben wollte. »Lass uns mal unauffällig
umschauen«, lenkte er ab. »Es ist jetzt zehn vor acht, und es sieht nicht
danach aus, als warte hier noch jemand auf jemanden.«
    »Aber
der Tisch da drüben«, Nena deutete mit dem Kopf in die entsprechende Richtung,
»auf dem steht auch ein ›Reserviert‹-Schild, genau wie bei uns hier.«
    »Hast
du das schon gesehen?«, stutzte Linkohr. »Ich bin begeistert von deinem
Scharfblick.«
    »Ich
sagte doch, ich mag Scharfes«, stichelte sie, als ob sie Spaß daran fände, ihn
mit eindeutig Zweideutigem zu provozieren.
    Eine
Bedienung näherte sich, schlank und zierlich, jedoch wohl proportioniert,
stellte Linkohr insgeheim fest und schätzte sie auf knapp 20. Ihre asiatischen
Gesichtszüge waren weich, die Haut wirkte sogar in dem gedämpften Licht blass.
Das Lächeln war herzlich und keinesfalls gekünstelt. »Bitte sehr«, sagte sie
und überreichte den beiden Gästen die Speisekarten.
    »Wir
tafeln heute auf Spesen«, flüsterte Linkohr seiner Begleiterin ins Ohr.
    »Ich
auch?«
    »Ja,
wenn du’s nicht übertreibst.« Linkohr wusste zwar noch nicht so recht, ob es im
Spesenformular eine entsprechende Spalte für Recherche-Begleiterinnen mit
konspirativem Auftrag gab, aber notfalls würde er Nenas Zeche aus eigener
Tasche bezahlen. Außerdem stellte er bei einem kurzen Blick auf die ersten
Seiten der Speisekarte fest, dass sich die Preise im Rahmen dessen bewegten,
was er sich als ›kleiner‹ Kriminaloberkommissar leisten konnte. Noch während er
die Speisen mit den ziemlich exotisch klingenden Namen las, und Nena von
manchen der Köstlichkeiten schwärmte, bemerkte er im Augenwinkel, dass sich der
Gastronom von seiner Theke gelöst hatte und in Richtung Eingangstür eilte.
Linkohr hob den Kopf und gab Nena zu verstehen, dass sie diskret ebenfalls in
diese Richtung sehen sollte. Im Halbdunkel des Eingangsbereichs zeichnete sich
die Silhouette eines kleinen Mannes ab. Als der Wirt ihn begrüßt hatte und ihn
zu dem einzigen noch reservierten Tisch führte, hatte Linkohr keinen Zweifel
mehr, um wen es sich dabei handelte. »Da haut’s dir s’ Blech weg«, entfuhr es
ihm leise. Nena sah ihn fragend an.

96
     
    Nach ihrem Gespräch mit Larissa
und Jensen waren die beiden Kriminalisten zum Campingplatz gefahren, wo Häberle
den Chefinspektor aus Innsbruck in sein Wohnmobil einlud. Die Sonne war bereits
hinter den Bergen untergegangen, als die beiden schwergewichtigen Männer in

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