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Grauzone: Der 13. Fall für August Häberle (German Edition)

Grauzone: Der 13. Fall für August Häberle (German Edition)

Titel: Grauzone: Der 13. Fall für August Häberle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Bomm
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eher
als folkloristisch abgetan wurde, empfand sie als Glücksfall. Sie hatten das
halb verfallene Gebäude schräg oberhalb der Oberen Strindenalpe sogar ausbauen
und wohnlich gestalten können – und zwar gegen den erbitterten
Widerstand der Naturschützer, die reflexartig eine weitere Verrummelung der
Landschaft unterstellten. Ihre Argumente konnten jedoch mit dem Hinweis
entkräftet werden, es handle sich schließlich nicht um eine bewirtschaftete
Wanderhütte, sondern um einen privaten Stützpunkt zur Pflege der
›Kulturlandschaft‹.
    Natürlich
durften gesellige Veranstaltungen nicht überhandnehmen. Sie beschränkten sich
deshalb darauf, ihren Freundeskreis nur einmal jährlich hierher einzuladen.
Josefina war gestern am Spätnachmittag mit ihrem Geländewagen vom Haldensee
durchs enge Tal des Strindenbachs hochgefahren, um die Verpflegung für die
nächsten Tage sicherzustellen – wie immer, wenn sie gemeinsam
ein verlängertes Wochenende in der Hütte verbringen wollten. Anfangs würden sie
zu fünft sein, zwei weitere Personen hatten sich für Samstag und Sonntag
angekündigt.
    Erfahrungsgemäß
verknüpften einige Teilnehmer dieses Wochenende auch mit einer längeren
Gebirgswanderung. Die Einzige, die bisher keines der Treffen versäumt hatte,
war Karin Waghäusl.
    Meist
war sie früh angereist. Auch diesmal hatte sie dies per E-Mail angekündigt.
Denn wenn das Wetter es zuließ, würde sie vor dem Eintreffen der anderen ihren
üblichen kleinen Spaziergang über die blühenden Almwiesen unternehmen.
    Jedenfalls
war sie immer unter den ersten Fahrgästen gewesen, wenn die Umlauf-Seilbahn mit
ihren gelben Gondeln um halb neun ihren Betrieb aufnahm.
    Josefina
ging in Gedanken die Namen der vier Gäste durch, die sie heute erwartete.
Während sie den rustikalen ovalen Eichentisch zum Frühstück eindeckte und ein
Sonnenstrahl das bunte Geschirr fröhlich aufleuchten ließ, dachte sie über die
Sitzordnung nach. Aus Erfahrung wusste sie, dass eine gute Atmosphäre ganz
entscheidend davon abhing, wer neben wem saß – vor
allem auch, wenn ein neuer Gast hinzukam, der behutsam in die Gruppe integriert
werden musste. Diesmal war es ein Student aus dem Schwäbischen, der zwar in
ihrem Internet-Forum einen sehr sympathischen Eindruck hinterlassen hatte, doch
ob er auch im realen Leben ein umgänglicher Typ war, der zu ihnen und ihrer
Weltanschauung passte, würde sich an diesem Wochenende zeigen. Sie zögerte
kurz, als sie die blauen Tischkärtchen mit den Namen verteilte. Dann entschied
sie, den jungen Mann zwischen sich und Aleen zu platzieren. Ohnehin war diese
Einteilung nur fürs erste Kennenlernen gedacht. Später, wenn die Sonne höher
gestiegen war, würde man hoffentlich draußen sitzen können. Vielleicht konnte
man am Abend sogar ein Feuer entzünden. Holz genug lag bereit.
    Josefina
warf noch einen prüfenden Blick ins Dachgeschoss, das über eine schmale Treppe
zu erreichen war. Dort oben befanden sich die Schlafräume, getrennt nach
Männern und Frauen. Es roch nach Heu und trockenem Holz.
    Josefina
hatte bereits nach den letzten Schneefällen Mitte Mai die Hütte aus dem
Winterschlaf erweckt, kleinere Frostschäden an der verwitterten Holzfassade
beseitigt, die angerostete Dachrinne mit starkem Klebeband notdürftig geflickt
und das Geschirr gespült. Sie war erleichtert gewesen, dass die Wasserleitung,
die von einer rund 300 Meter entfernten Quellfassung herüberführte, den harten
Winter unbeschadet überstanden hatte.
    Auch
die mitgebrachte Gasflasche ließ sich problemlos anschließen, sodass Herd und
Beleuchtung auf Anhieb wieder funktionierten. Vorsorglich goss Josefina aus
einem Blechkanister einige Liter Dieselkraftstoff in den Tank des
Notstromaggregats, das in einem Bretterverschlag an der Nordseite der Hütte
untergebracht war. Falls elektrische Energie gebraucht wurde, konnte man den
Motor anschalten. Allerdings röhrte er unangenehm, und je nach Windrichtung
zogen die Abgase auch in die Hütte hinein. Er war deshalb wirklich nur für den
Notfall gedacht.
    Für
einen Moment hielt sie inne, um die frische Bergluft tief zu inhalieren. Drei,
vier Atemzüge lang. An einem Tag wie diesem überkam sie eine unendliche
Dankbarkeit für dieses Stück Land, das sie und ihr Mann hier oben, an diesem
sonnigen Steilhang, ihr Eigen nennen durften. Sie lehnte sich gegen die roh
belassene Holzbegrenzung des Vorplatzes, den sie dem Berg abgetrutzt hatten,
und sah zur Krinnenspitze, die sich auf der

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