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Grauzone: Der 13. Fall für August Häberle (German Edition)

Grauzone: Der 13. Fall für August Häberle (German Edition)

Titel: Grauzone: Der 13. Fall für August Häberle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Bomm
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Messerstecherei in Geislingen. Aber das hier«, er
deutete auf seine handschriftlichen Notizen, »das hat eine andere Qualität.«
    Er habe inzwischen die Staatsanwaltschaft erreicht,
erklärte er. Man versuche momentan, einen Richter zu kriegen, was jedoch abends
bekanntermaßen nicht einfach sei. Der diensthabende Jurist gehe nicht an sein
Handy.
    Häberle
enthielt sich eines Kommentars. Er musste jedoch an einen länger
zurückliegenden Fall denken, bei dem einigen Polizeibeamten vorgeworfen worden
war, einen Randalierer ohne richterliche Anordnung in Gewahrsam genommen zu
haben. Ihr Argument, es sei zu diesem Zeitpunkt gar kein Richter zu erreichen
gewesen, war damals als infame Schutzbehauptung abgetan worden – mit
entsprechenden Folgen für ihre weitere polizeiliche Karriere.
    »Wir
brauchen auch ein paar Kollegen von der Spurensicherung – vor
allem einen EDV-Spezialisten. Wegen der Computer«, gab Häberle zu bedenken.
    »Schon
erledigt«, erklärte Linkohr, in den sein alter Tatendrang wieder zurückgekehrt
zu sein schien. »Auch einen Schlüsseldienst hab’ ich erreicht.« Endlich mal
wieder ein gemeinsamer Fall mit Häberle, dachte er. Der 13., soweit er sich
entsann.
    »Haben denn die Kollegen in Tannheim … «, wollte der Chefermittler nachhaken, wurde jedoch von
Linkohr verbessert: »… in Innsbruck.«
    »Okay«, grinste Häberle, »in Innsbruck – haben die Näheres über Motiv und Ähnliches gesagt?«
    »Gar nichts. Sie erhoffen sich aber von der Tochter und
den Seilbahn-Mitarbeitern ein paar Anhaltspunkte.« Linkohr drehte sein
Notizblatt um. »Bis auf eines«, fuhr er langsam fort, »sie haben das Auto der
Toten inzwischen gefunden. Ein silberfarbener VW-Golf mit Göppinger
Kennzeichen. Es sei auf dem Seilbahn-Parkplatz an der Talstation abgestellt
gewesen.«
    »Am Neunerköpfle?«, wollte Häberle wissen. Schon einige
Male war er mit Susanne den Waldpfad an der Seilbahn entlang hochgestiegen und
auf dem Höhenzug zur Landsberger Hütte weitergewandert.
    Linkohr drehte sein Blatt wieder auf die Vorderseite.
»Ja, Neunerköpfle, so heißt das wohl.«
    »Ganz sicher
heißt das so, wenn die Bahn von Tannheim raufgeht«, erklärte Häberle, der sich
nach den beiden Weizenbieren noch ein bisschen beschwingt fühlte. »Schräg
gegenüber, auf der anderen Talseite, liegt Grän. Da hat’s auch eine Seilbahn – aber
die geht rauf zum Füssener Jöchle.«
    Linkohr nahm’s zur Kenntnis. Seine Urlaubstage hatte er
meist am Meer oder an Seen verbracht. Und keine seiner verflossenen Freundinnen
war Bergwanderin gewesen. Er musste an Nena denken, die er vor wenigen Wochen
bei einer Privatparty im Remstal kennengelernt hatte. Sie wohnte in Schorndorf,
war von Beruf Reiseverkehrskauffrau und hatte bereits große Urlaubspläne
geschmiedet. Sie wollte im Herbst nach Mexiko zu den Mayastädten. Linkohr war
hin- und hergerissen, ob er sich eine solche Reise würde leisten können. Ganz
abgesehen davon, war es ein gewisses Risiko, Monate im Voraus zu buchen, ohne
abschätzen zu können, ob die Beziehung bis dahin noch hielt. Außerdem spielte
Nena mit dem Gedanken, sich beruflich zu verändern, nachdem ihr Chef in
Stuttgart ein Choleriker war, der nichts weiter im Sinne zu haben schien, als
die Mitarbeiter zu triezen und das Betriebsklima zu versauen.
    »Und der Golf?«, brachte Häberle das aufgefundene Auto ins
Spiel, nachdem der junge Kollege ein paar Sekunden in Gedanken verweilt hatte.
    »Golf? Ach so, ja. Die Kollegen dort haben ihn geöffnet.«
Linkohr drehte verlegen sein Blatt wieder um. »Kein Gepäck drin, nichts. Nur in
der Mittelkonsole gab’s einen Notizzettel, mit dem sie nichts anfangen können.«
    »Lassen
Sie hören.«
    Linkohr
las vor, was er am Telefon notiert hatte: »Die. 20 Uhr, Waldsee, chin« – oder
so ähnlich.«
    »Das
hört sich nach einem Termin an.« Häberle unterdrückte ein Gähnen.
    »Und
›Die‹ könnte Dienstag heißen. Aber Waldsee. Kennen Sie einen Waldsee?«
    Der Chefermittler stützte den Kopf auf dem linken Arm
ab, dessen Ellbogen auf der Armlehne Halt fand. »Der See im Tannheimer Tal
heißt ›Haldensee‹ – und der andere ›Vilsalpsee‹. Der ist zwar
von Wald umgeben, aber ich denke, sie meint etwas anderes.«
    Linkohr sah seinen Chef fragend an, doch statt eine
Erklärung zu geben, hakte er nach: »Und wie hieß das letzte Wort?«
    »›Chin‹ – mit ›c‹
vorn«, erwiderte Linkohr.
    »Chin
mit ›c‹ – da fällt mir auf Anhieb nur China ein. Aber mit

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