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Grauzone: Der 13. Fall für August Häberle (German Edition)

Grauzone: Der 13. Fall für August Häberle (German Edition)

Titel: Grauzone: Der 13. Fall für August Häberle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Bomm
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dem boomenden
China und den verrückten Wirtschaftsheinis, die sich aus lauter Gier den
Alt-Kommunisten an den Hals werfen, wird’s ja wohl nichts zu tun haben.«
    »Oder
die Geschichte spielt in der großen weiten Finanzwelt«, frotzelte Linkohr. Es
wäre schließlich nicht das erste Mal, dass sie es mit einem Fall zu tun hätten,
der geradezu globale Ausmaße annahm.

22
     
    Josefina hatte inzwischen ihren
Mann angerufen und erfahren, dass in den Nachrichten tatsächlich eine Tote in
der Neunerköpfle-Seilbahn erwähnt worden war. Wie in Trance kam sie in die
Hütte zurück und legte das Gerät auf die Ablage, faltete die Hände und richtete
ihren Blick andächtig auf das Kruzifix.
    »Ich
glaube, wir sollten für Karin beten«, sagte sie. Keiner in der Hütte wagte,
etwas zu sagen. Alle verharrten ein paar Minuten in stillem Gedenken, in das
sich der geringe Funke Hoffnung mischte, Karin habe sich nur verspätet und sie
sei doch nicht die Tote.
    Erst
Aleen Dobler-Maifeld durchbrach mit zaghafter Stimme die Stille: »Dann hat sie
jetzt ihr Mario zu sich geholt.«
    Jensen,
der am Fenstersims lehnte, mochte solche Bemerkungen nicht. »Noch wissen wir
nicht, ob es Karin ist«, warf er ein und räusperte sich. »Und wenn sie es ist,
dann gilt es abzuwarten, was in der Seilbahn tatsächlich passiert ist.«
    Mullinger,
der sich als Neuling in der Runde keine vorschnellen Bemerkungen erlauben
wollte, war einen Schritt zurückgewichen und hatte sich an den Rahmen der
offenen Tür gelehnt. »Und was soll denn in der Seilbahn passiert sein?«, fragte
er vorsichtig.
    Erst
jetzt wandte Josefina ihren Blick vom Kruzifix und ließ sich auf einen Stuhl
sinken. »Der Herr wird’s wissen. Seine Wege sind unergründlich.«
    Jensen
zuckte mit einer Wange. »Immer, wenn wir mit unserer Logik nicht weiterkommen,
schieben wir’s auf Gott. So einfach ist das.«
    Josefina
sah ihn strafend von der Seite an und begann zu schluchzen.
    Aleen
zog einen Stuhl zu ihr her und setzte sich neben sie. »Egal, was geschehen ist,
Josefina, wir müssen es akzeptieren. Für nichts auf dieser Welt gibt es eine
Wiederkehr.«
    Jensen
musste unweigerlich an die Rede eines Physikers denken, deren eine Passage er
noch gut in Erinnerung hatte: »Der Zeitpfeil geht nur in eine Richtung.« Er
versuchte, diesen nüchternen Gedanken zu verdrängen. Was Aleen jetzt sagte,
erweckte ohnehin seine ganze Aufmerksamkeit: »Sie hat bei unserem letzten
Telefongespräch erwähnt, sie werde Mario eines nicht allzufernen Tages in
Harmagedon treffen.«
    »Was
hat sie gesagt?«, flüsterte Josefina tränenerstickt.
    Aleen
wiederholte zaghaft: »Sie werde ihren Mario schon bald in Harmagedon treffen.
Und – so hat sie hinzugefügt – sie
fühle sich jetzt, als würden die sieben Siegel bereits geöffnet.«
    Mullinger
verstand kein Wort.
    Jensen
hingegen war sofort klar, worauf angespielt wurde. Vergangenes Jahr hatten sie
sich schon einmal mit dem Ende des Maya-Kalenders auseinandergesetzt und
Parallelen zu anderen Kulturen und Religionen gesucht. Karin war nach allem,
was sie durchgemacht hatte, sehr zugänglich für mystische Themen geworden.
    »Ich
denke«, sagte Jensen, wohl wissend, dass die beiden Frauen seine sachlichen
Bemerkungen nicht sonderlich schätzten, »wir sollten vorläufig die Kirche im
Dorf lassen. Wenn jemand stirbt, erscheint manches, was er zuvor eher beiläufig
oder flapsig gesagt hat, plötzlich in einem ganz anderen Licht. Wir Menschen
sind geneigt, immer etwas hineininterpretieren zu wollen.«
    Josefina schluchzte immer heftiger. Aleen strich ihr
sanft über die Haare. »Wir brauchen jetzt Kraft. Außerdem sollten wir nicht vom
Schlimmsten ausgehen. Aber«, sie zögerte, weil sie mit sich rang, ob sie es
sagen sollte, »wenn es wirklich so geschehen ist, wie wir befürchten, dann
müssen wir damit rechnen, dass wir gefragt werden, wie wir zu Karin gestanden
sind.«
    Jensens Gesichtszüge verhärteten sich. Obwohl Aleen
geflüstert hatte, war jedes Wort zu ihm herüber gedrungen.
    Auch Mullinger stand regungslos und beobachtete die
Szenerie.
    Jensen schluckte und entgegnete gereizt: »Was willst du
damit sagen? Dass wir ein Alibi brauchen, oder was?«
    Aleen
erhob sich und genoss es jetzt sichtlich, die beiden Männer, insbesondere
Jensen, in Verlegenheit gebracht zu haben. »Naja«, sagte sie und sah den beiden
nacheinander fest in die Augen. »Wenn da in der Seilbahn etwas Schlimmes
geschehen ist, wird sich sehr schnell die Frage stellen, wo wir

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