Grauzone: Der 13. Fall für August Häberle (German Edition)
Abteilungsinspektor hinterm Steuer. »Von
Esoterik bis wissenschaftlichem Blabla.« Er lachte kurz auf. »Manche in
Tannheim nennen es sogar das ›Hexentreffen‹.«
»Ach«,
staunte Grantner, »abergläubisch san’s hier auch ein bisserl.«
Der
Kollege zuckte mit den Schultern und jagte den Geländewagen erneut durch eine
Spitzkehre. »Sehr religiös und manchmal ein bisschen abergläubisch – ja.«
»Außer
dieser Hüttenbesitzerin … « Dem Chefinspektor fiel der Name nicht ein.
»Josefina
Hallmoser«, half ihm Niedermaier auf die Sprünge.
»Ja – außer
der sind keine Einheimischen bei diesem Hüttentreffen dabei?«
»Soweit
ich weiß, nicht. Sie kommen wohl eher aus Deutschland und haben sich – wie
man so hört – meist übers Internet kennengelernt.«
Grantner seufzte in sich hinein. Inzwischen gab es so gut
wie keine Fälle mehr, in denen es ohne die elektronischen Medien abging. Er
selbst hatte schon Mühe, dienstliche E-Mails zu schreiben. Von Chatrooms und
Blogs, von Facebook und was es in der virtuellen Welt sonst noch gab, hatte er
nicht die geringste Ahnung. Da konnte sich sein Sohn, ein Physiklehrer, noch so
große Mühe geben, ihn dafür zu begeistern.
Der Geländewagen hatte jetzt den Wald verlassen. Sie
trafen auf eine ansteigende Wiese, wo ein abzweigender Schotterweg weiter zum
Höhenrücken hinaufführte, hinter dem sich der dunkel gewordene sommerliche
Abendhimmel erhob. Nächste Woche stand immerhin die kürzeste Nacht des Jahres
bevor.
»Jetzt ham’r’s gleich g’schafft«, sagte Niedermaier. »Die
Herrschaften werden sich freu’n, noch so späten Besuch zu kriegen. Das ist man
hier oben, sobald die Seilbahn Feierabend macht, nicht gewohnt.«
»Es wird ja auch Gott sei Dank nicht alle Tage jemand in
der Seilbahn um’bracht«, knurrte Grantner und fügte an: »Was weiß man denn im
Tal drunten von dieser Larissa Waghäusl?«
»Dass
sie eigentlich aus der Schweiz kommt, aber Deutsche ist und hier den
Hinterbauer Peter geheiratet hat. Die Hinterbauers – also
seine Eltern, die in Wirklichkeit Pladler heißen – , haben
vor etwa 15 Jahren den Hochsteinhof gebaut. Ein stattliches Hotel – müssen
S’mal anschau’n.«
»Wird
sich nicht vermeiden lassen«, sagte Grantner, dem solche Nobelkästen zuwider
waren. Er mochte entweder kleine urige Pensionen oder Campingplätze, auf denen
er sein uraltes Wohnmobil abstellen konnte. Deswegen war ihm auch Grän ein
Begriff gewesen, aber auch der Alpenwelt-Campingplatz abseits von Tannheim.
»Aber
sonst ist sie eine standesgemäße Schwiegertochter für die Hinterbauers?«,
fragte er.
»Ich
hab’ nichts Gegenteiliges gehört«, erwiderte der Fahrer, während der Wagen
jetzt auf einem ebenen Stück Weg rollte. »Aber ich verkehr’ schließlich auch
nicht im Hochsteinhof. Ich denk mir, dass die Alten mit der Larissa schon
zufrieden waren, denn wie man so hört, kommt sie auch nicht grad’ von armen
Leuten. Ihr Vater ist zwar bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen, aber
das Mädel hat sicher auch dazu beitragen können, die Schulden für den
Hotelneubau zu tilgen.«
Vor
ihnen tauchte eine Hütte auf, die sich an den leicht abschüssigen Hang
schmiegte. Ein Stück weit davon entfernt parkte, versteckt in einer
Heckennische, ein älterer Geländewagen.
Zum
Berg hin war eine ebene Fläche abgegraben worden, die als Terrasse diente.
»Das Auto von Josefina«, erklärte Niedermaier und
deutete beim Vorbeifahren auf den abseits geparkten Geländewagen. Er ließ das
Polizeifahrzeug noch etwa 30 Meter weiter rollen und stellte es direkt bei der
Hütte ab, hinter deren Fenstern bunte Vorhänge ein schwaches Licht erahnen
ließen.
Inzwischen
war die Dämmerung weit fortgeschritten. Die Männer, die aus dem Polizeiwagen
stiegen, gingen die paar Schritte zur Hütte und waren überrascht, dass sich die
Haustür bereits zögernd öffnete und sich ein kräftiger Mann vor ihnen aufbaute.
Grantner
ging zügig auf ihn zu und rief ihm ein »Guten Abend, wir kommen von der
Polizei« entgegen.
Der
Mann an der Haustür schien ziemlich überrumpelt zu sein. »Polizei? Um diese
Zeit – hier oben?« Inzwischen waren auch die beiden anderen Polizisten
nähergekommen, deren Gesichter er im schwachen Licht nur undeutlich erkennen
konnte.
»Ich bin Chefinspektor Grantner vom Landeskriminalamt
Innsbruck«, stellte sich der Ermittler vor. »Und das sind meine Kollegen
Platzko – und dieser Herr«, er deutete auf den
einheimischen Beamten, »ist
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