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Grauzone: Der 13. Fall für August Häberle (German Edition)

Grauzone: Der 13. Fall für August Häberle (German Edition)

Titel: Grauzone: Der 13. Fall für August Häberle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Bomm
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sagte Grantner, während sein junger
Kollege Notizen machte und Niedermaier nur aufmerksam zuhörte.
    »Und Sie alle«, Grantner sah vorsichtig in die Runde der
Hüttengäste, »Sie alle sind heute im Laufe des Vormittags hier raufgekommen?«
    »Seht
ihr, ich hab’s doch gesagt«, brach es jetzt aus Aleen heraus. Es klang
hysterisch und ängstlich gleichermaßen. »Wir brauchen ein Alibi. Jeder von uns
kann’s gewesen sein. Jeder. Und sogar die, die noch nicht da sind.«
    »Bitte,
Aleen«, fuhr ihr Jensen unwirsch über den Mund. »Reiß dich jetzt zusammen.«
    Mullinger,
der in der Ecke unterm Kruzifix Platz genommen hatte, saß als Einziger
schweigend da. Grantner nahm es beiläufig zur Kenntnis.
    »Wenn
Sie die Sorge nach einem Alibi umtreibt«, wandte er sich an Aleen und fuhr
ruhig fort, »dann machen wir’s doch ganz einfach der Reihe nach und beginnen
gleich bei Ihnen mit der Alibi-Frage.«
    Sein
Kollege notierte Personalien und Anschrift der Frau, worauf Aleen nervös damit
begann, das Etikett der vor ihr stehenden Apfelsaftflasche abzureißen. »Ich bin
mit dem Auto gekommen, mit dem Lift hochgefahren und hier rübergegangen«, sagte
sie kurz und knapp.
    »Wissen
Sie noch, wann das war?«
    »Keine
Ahnung. Es muss aber kurz vor neun gewesen sein, denn die Bahn hat wohl gerade
erst den Betrieb aufgenommen.«
    Niedermaier,
der die Gepflogenheiten im Tannheimer Tal bestens kannte, hakte nach: »Aber auf
der Liftkarte müsste doch die Uhrzeit stehen.«
    »Das
mag sein, aber ich hab sie oben sofort in einen Papierkorb gesteckt«,
entgegnete Aleen zaghaft.
    »Keine Berg- und Talfahrt?«, wollte Grantner wissen.
    »Nein, nehm’ ich nie, weil ich immer runterlaufe und
nicht die Bahn nehme.«
    »Sie sagten, Sie kämen aus Göppingen«, rekapitulierte
Grantner. »Der Ort ist mir geläufig. Die haben nämlich eine Städtepartnerschaft
mit Klosterneuburg bei Wien, von wo ich komme.« Über sein Gesicht huschte
erstmals ein sympathisches Lächeln. »Wenn also die Frau Waghäusl auch aus der
Region Göppingen kommt wie Sie, dann hätten Sie doch auch gemeinsam fahren
können.«
    Aleen riss das Etikett vollends ab und zerknüllte es mit
der Faust. »Genau so geht das. Genau so hab’ ich mir das vorgestellt«, brach es
wütend aus ihr heraus. »Und irgendwann hat einer von uns kein passendes Alibi
und Sie sperren uns ein.«
    Grantner winkte ab. Er mimte den Gelassenen und wartete
ein paar Sekunden, um nicht noch mehr Öl ins Feuer zu gießen. »Es ist nur eine
Frage, Frau Dobler und … «
    Er
konnte nicht weiterreden, weil sie ihn bockig unterbrach: »Dobler-Maifeld,
bitte.« Sie legte großen Wert auf diesen Doppelnamen.
    »Verzeihung,
gnädige Frau«, wurde Grantner charmant, doch es klang gekünstelt und beinahe
zynisch, »also, ich wollte sagen, dass meine Fragen reine Routine sind. Mit
einer einzigen logischen Antwort können wir beide sie schon wieder vergessen.«
    »Ich
fahr immer allein«, erwiderte sie trotzig, um zu erklären, weshalb sie Karin
Waghäusl nicht mitgenommen hatte. »Ich mag es nicht, auf andere angewiesen zu
sein. Und außerdem – das kommt ja in diesem Fall dazu – wollte
Karin anschließend noch einige Tage bei Larissa im Hotel bleiben. Ich aber
nicht.«
    »Na
sehen Sie«, gab sich Grantner zufrieden. »Alles schon erledigt.« Er wandte sich
an Mullinger, der ihn wegen seines Schweigens am meisten interessierte. Der
junge Mann bemerkte dies und erschrak.

28
     
    Es war ein Abend mit netten
Gesprächen gewesen. Gemeinsam waren die Ehepaare Fischer und Falkenstein jetzt
die knapp 100 Meter von dem Gasthaus hinüber zum Campingplatz gegangen. Eine
kühle Luftströmung schlug ihnen entgegen. Der Weg verlief entlang der Straße,
die vom Tannheimer Tal durch einen Bergeinschnitt nach Pfronten hinab führte.
Sie war zu dieser späten Abendstunde nur noch wenig befahren.
    Vor dem
stattlichen Rezeptionsgebäude des Campingplatzes gingen sie links zur
abschüssigen Einfahrt. Wie jede Nacht, war bereits die Schranke geschlossen, so
dass nur Fußgänger das Areal betreten konnten.
     
    Hinter den Fenstern des Lokals,
das der Rezeption angegliedert war, brannten keine Lichter. Es hatte in diesen
Wochen geschlossen, weil ein neuer Pächter gesucht wurde.
    Fischer
ließ seinen Blick noch kurz über die Autos streifen, die auf dem beleuchteten
Parkplatz vor dem Gebäude standen. »Unser Freund Uwe ist wohl auch wieder
unterwegs«, stellte er fest, denn Astors auffälliger Mercedes-Geländewagen war
nicht

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