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Grauzone: Der 13. Fall für August Häberle (German Edition)

Grauzone: Der 13. Fall für August Häberle (German Edition)

Titel: Grauzone: Der 13. Fall für August Häberle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Bomm
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geistigen,
spirituellen, eben den göttlichen Wesen zu finden.
    Es gab inzwischen unzählige Berichte über
Engelskontakte. Und dies hatte nichts mit spiritistischen Sitzungen zu tun, bei
denen Poltergeister angerufen wurden.
    Nie
zuvor, so Falkensteins Eindruck, seien die Menschen in dieser zivilisierten
Gesellschaft derart empfänglich für Übersinnliches gewesen wie jetzt. Nur wage
es kaum jemand, darüber zu reden, weil die allgegenwärtigen Medien solche Dinge
in seltener Eintracht gebetsmühlenartig verächtlich machten. Doch Falkenstein
vertrat die Meinung, dass die Situation in der Religion nicht anders war als in
der Politik: Was totgeschwiegen wurde, gärte eben im Untergrund. Und es
bedurfte nur eines winzigen Funkens, und eine Lunte begann zu brennen, die
keiner hatte anzünden wollen.
    »Es
beten mehr Menschen, als wir für möglich halten«, behauptete Falkenstein in
solchen Diskussionsrunden. Die Gläubigkeit sei nicht an der Zahl der jeweiligen
Konfessionsmitglieder abzulesen. »Wieso sollte ich nur ein guter Christ sein,
wenn ich fürstliche Kirchensteuer abdrücke?«, hatte er einmal öffentlich gesagt
und sich damit beim Oberkirchenrat und der Synode tief in die Nesseln gesetzt.
    Nein,
konnte Falkenstein wettern, Glaube an eine größere Macht und Kraft war weder an
Geld, noch an eine Organisation, sprich: Konfession, gebunden. Denn wenn es das
gab, was man Gott nannte, dann war nur ein einziger vorhanden. Kein
katholischer, kein evangelischer, kein islamischer, kein sonst wie gearteter – sondern nur einer, der sich vermutlich heftig wunderte über das Brimborium, das
inszeniert wurde, vor allem aber über die ideologischen Kriege, die seinetwegen
alljährlich Zehntausenden das Leben kosteten.
    Solche
Themen diskutierten sie oft, wenn sie, wie heute, zu viert im Gasthaus Told
saßen, das nur einen Steinwurf vom Campingplatz entfernt war. Sie liebten das
Ambiente dieses Tiroler Lokals, das viele Holz und die Wärme, vor allem aber
auch das bodenständige Essen. Jetzt allerdings galt ihre Sorge dem Schicksal
Karins.
    »Wenn
sie es tatsächlich war, ist das eine schlimme Sache«, sagte Apothekers-Gattin
Renate Fischer, nachdem sie mit Bier und Wein zaghaft angestoßen hatten. Sie
bedauerten, dass es keine Möglichkeit gab, auf der Hütte anzurufen, um sich
Gewissheit zu verschaffen.
    »Der Herr sei ihr gnädig, falls sie es war«, sagte
Falkenstein ruhig. »Noch haben wir keine Gewissheit. Aber ihr habt ja gesagt,
dass sie in einer gewissen Vorahnung gelebt hat … «
    »Sie hat von Verrätern gesprochen«, griff Fischer noch
mal auf, was er um die Mittagszeit bereits mit Astor besprochen hatte. »Und sie
ist im Grunde ihres Herzens ein tief gläubiger Mensch.«
    »Und auch auf der Suche nach einem theologischen Halt«,
erklärte Falkenstein. »Bei ihr hab ich immer den Eindruck, dass sie ankerlos
dahingleitet und vergeblich sucht, was sie nie findet.«
    Seine
Frau bekräftigte: »Sensibel und empfänglich für Signale, die mancher nicht
wahrnimmt. Oft schon hab’ ich gedacht: Signale aus einer anderen Welt.«
    »Ich
bin davon überzeugt«, gab Apotheker Fischer zu bedenken und tastete instinktiv
nach seinem Halskettchen, das sich unter dem T-Shirt verbarg, »sie durchlebt
gerade eine Phase des Frustes, der sie dazu führt, die Blender und
Geschäftemacher zu verfolgen, die aus der Existenzangst anderer Kapital
schlagen wollen. Vielleicht weil ihr Mann auch ein bisschen zu denen gehört
hat. Obwohl er natürlich in einer viel höheren Liga gespielt hat.«
    »Karin
ist stark«, gab sich Frau Falkenstein überzeugt. »Sehr stark. Sie ist der
lebende Beweis für das, was Udo Jürgens in irgendeinem seiner Lieder mal
gesungen hat: ›Was uns nicht umbringt, macht uns stark‹.«
    Fischer,
ein ausgesprochener Fan dieses begnadeten Sängers und Komponisten, knüpfte
daran an: »Oder für mein absolutes Lieblingslied von ihm, das bloß kaum jemand
kennt: ›Wer nie verliert, hat den Sieg nicht verdient‹.«
    »Karin
ist schon immer ihren Weg gegangen«, meinte Annemarie Falkenstein. »Da lässt
sie sich nicht beirren.«
    Die
Bedienung brachte das Essen, für das sich alle vier entschieden hatten: Eine
üppige Grillplatte.
    »Das
sieht ja lecker aus«, entfuhr es Renate beim Anblick der fein zubereiteten
Speise.
    Sie
wünschten sich einen guten Appetit und beschlossen, nicht mehr das Schlimmste
zu denken. Fischer fiel es schwer, die Bilder des Vormittags zu verdrängen.
    »Lassen
wir die Nacht

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