Grauzone: Der 13. Fall für August Häberle (German Edition)
Gustav Niedermaier, der Abteilungsinspektor von der
Polizeiinspektion Grän.«
Nachdem
der offenbar irritierte Mann an der Tür keine Anstalten machte, sie in die
Hütte zu lassen, wurde Grantner deutlicher: »Entschuldigen Sie den späten
Besuch. Aber ich denke, Sie wissen, warum wir hier sind.«
»Ja«, kämpfte der Mann gegen einen Kloß in der Kehle.
»Ja, natürlich. Wahrscheinlich geht’s um Frau Waghäusl.«
»Absolut
richtig, mein Herr«, wurde Grantner formell. »Jetzt möchte ich Sie bitten, uns
den anderen Herrschaften vorzustellen und ein paar Fragen zu beantworten.«
Der
Mann an der Tür schluckte, weshalb Grantner nachlegte: »Geht’s vielleicht auch
ein bisschen gemütlicher? Hier draußen ist es abends um diese Jahreszeit noch a
bisserl kalt.«
Er
hielt dem Mann seine Dienstmarke entgegen, doch hätte es dies angesichts des
Polizeiautos, mit dem sie gekommen waren, nicht auch noch bedurft.
Der
Mann schien langsam zu begreifen, was da geschah. »Ja, natürlich, kommen Sie
rein. Mein Name ist Jensen, Dirk Jensen. Ich mache Sie mit der Hüttenbesitzerin
bekannt.«
Josefina
war inzwischen aus dem Wohnraum gekommen und hatte hinter Jensen das Gespräch
verfolgen können. »Das bin ich«, sagte sie, während die Männer in den Flur
traten. Dabei erkannte sie den Beamten aus Grän. »Ja, das ist ja der
Niedermaier-Guschtl.« Sie schüttelte ihm als Einzigem die Hand, was ihm
sichtlich peinlich war. »Hast du die hohen Herren chauffier’n müss’n?«
Er
nickte nur zaghaft. Denn er mochte dieses kumpelhafte Getue nicht, wenn er
dienstlich unterwegs war. Das machte keinen guten Eindruck vor dem Chefinspektor
aus Innsbruck.
»Da
haben wir aber hohen Besuch gekriegt«, staunte Josefina.
»Ich
bin da der Kleinste«, nahm sich Niedermaier aus der Schusslinie. »Der Herr
Chefinspektor ist der Wichtigste.« Er deutete auf Grantner. »Wenn die
Herrschaften aus Innsbruck anreisen, geht’s nicht nur um Hasendiebstähle.«
Sie
betraten den behaglich warmen Wohnraum, wo Mullinger und Aleen sofort
aufstanden, um sich ebenfalls vorzustellen. Auch sie hatten gehört, was im Flur
gesprochen worden war. Jensen fühlte sich trotzdem bemüßigt, die Lage zu
erklären: »Die Herren von der Polizei wollen vermutlich wissen, wohin Karin
gehen wollte – und ich denke, wir sollten ihnen alle Auskünfte geben, die sie
brauchen. Wir haben ja nichts zu verheimlichen.«
Grantner
war für einen Moment verwundert und ergriff dann das Wort: »Schön, dass Sie das
auch so sehen. Das macht uns die Arbeit einfacher.« Er knöpfte seinen Mantel
auf, um anzudeuten, dass ihr Besuch nicht von kurzer Dauer sein würde.
Josefina
erkannte dies und gab sich diplomatisch: »Legen Sie ab, setzen Sie sich. Wir
müssen aber ein bisschen zusammenrücken. Hier ist es eng.«
»Danke«,
sagte Grantner und machte sich auf der Eckbank so dünn wie möglich – obwohl
er dann trotzdem eineinhalb Plätze brauchte, wie er selbstkritisch feststellte.
»Es ist wie immer in solchen Fällen«, begann er, nachdem sich auch die anderen
an den Tisch gezwängt hatten. »Wir sind auf die Hilfe des engeren
Bekanntenkreises angewiesen. Frau Waghäusl hat zwar eine Tochter, die in
Tannheim wohnt und verheiratet ist – aber
über die Lebensumstände ihrer Mutter weiß sie offenbar recht wenig. Frau
Waghäusl ist nach dem Flugzeugabsturz ihres Mannes von der Schweiz wieder nach
Deutschland gezogen und wohnte irgendwo auf der Schwäbischen Alb. Großraum Ulm,
soweit ich weiß.« Grantner, der sich Mühe gab, seinen Wiener Dialekt zu
unterdrücken, überlegte kurz, inwieweit er seine Erkenntnisse jetzt schon
preisgeben durfte. »Das Einzige, was wir über sie wissen, ist, dass sie sich
wohl mit esoterischen Dingen beschäftigt hat.«
»Nicht
esoterische«, unterbrach ihn Josefina. »So was wird nur druntn im Tal g’redet.
Wir diskutier’n über alles, was der Menschheit Rätsel aufgibt. Und wie vieles
davon in der Öffentlichkeit verschwiegen wird. Über alles halt, wofür man in
bestimmten Kreisen als Spinner abgetan wird. Und bevor Sie’s von jemandem
anderen hören: Manche im Tal bezeichnen unsere Zusammenkünfte auch als
›Hexentreffen‹. Und die Hütte als ›Teufelsküche‹.«
Jensen mischte sich ein: »Was natürlich reiner Unfug
ist. Schwachsinn. Wir sind auch keine Sekte, falls Sie so etwas Ähnliches
meinen. Nein, weder eine Sekte noch ein Geheimbund. Und hier gibt es keine
spiritistischen Sitzungen oder Tischerücken.«
»Ich verstehe«,
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