Grauzone: Der 13. Fall für August Häberle (German Edition)
nicht so recht zu diesem gepflegten Platz passen. Es war ein rundes,
längliches Plastikbehältnis, dessen Bedeutung der erfahrene Kriminalist sofort
zuzuordnen vermochte. Er nahm es zur Kenntnis und ging ohne zu zögern die paar
Schritte vollends zum Wohnwagen, dessen Vorzelt weit geöffnet war, weiter.
Vorbei an den darin abgestellten Gartenmöbeln, zwei Fahrrädern und einem
Wasserkanister gelangte er zur Tür des Caravans. Kaum hatte er geklopft,
öffnete ein ungekämmter Mann, dessen Oberkörper in ein T-Shirt gezwängt war.
Dass ein leibhaftiger österreichischer Chefinspektor vor ihm stand, schien den
Camper keinesfalls zu überraschen. Grantner war darüber nicht verwundert, zumal
sich die gestrigen Ereignisse sicher längst in den einschlägigen Kreisen
herumgesprochen hatten.
Fischer entschuldigte sich für sein ›rustikales
Aussehen‹, wie er sagte, und bat den Kriminalisten in das Innere des behaglich
beheizten Wohnwagens. Renate Fischer begrüßte den Gast und beseitigte rasch das
benutzte Frühstücksgeschirr.
Grantner nahm gegenüber dem Ehepaar auf der gepolsterten
Sitzgruppe Platz und lehnte den angebotenen Kaffee dankend ab. »Ich nehme an,
Sie sind über den Grund meines Kommens informiert«, knüpfte er an sein kurzes Begrüßungsgespräch.
Ohne eine Antwort abzuwarten, kam er gleich zur Sache und erklärte, dass es
sich nicht vermeiden lasse, mit allen Freunden und Bekannten von Frau Waghäusl
zu sprechen. Er vermied bewusst das Wort ›Vernehmung‹.
»Sie gehören auch zu der … nennen wir es mal … ›Hüttengruppe‹?«
Fischer
strich mit dem rechten Zeigefinger kurz über seinen Oberlippenbart. »So kann
man es sagen, ja. Und wir beide – Renate und ich – sind
tief betroffen über Karins Tod.« Gewissheit darüber hatte ihnen vor einer halben
Stunde ein Anruf Falkensteins erbracht.
»Darf
ich fragen, weshalb Sie zwar hierher gereist sind, aber nicht auch an diesem
Treffen teilnehmen wollen?« Grantner bemerkte, wie Frau Fischer ihren Mann
kritisch von der Seite beäugte.
»Wir
sind nicht wegen des Treffens hergekommen«, sagte Fischer ruhig und lehnte sich
in das Rückenpolster zurück. »Unser Wohnwagen steht immer hier. Seit wir im
Ruhestand sind, verbringen wir viel Zeit auf diesem Platz. Um ehrlich zu sein,
ich fühl mich derzeit nicht so gut. Kreislauf, müssen Sie wissen. Da empfiehlt
es sich nicht, auf die Berge zu klettern.« Er sah zu Renate. »Normalerweise
gehen wir beide hoch, meine Frau und ich. Weil wir von dort oben Wandertouren
machen können. Aber, wie gesagt, diesmal ist’s mir gesundheitlich nicht danach.
Außerdem … «, wieder ging sein Blick zu Renate, »… spricht uns das Thema
nicht an, das Frau Waghäusl und Frau Hallmoser – das
ist die Organisatorin und Hüttenbesitzerin – ausgewählt haben.« Er verzog sein Gesicht zu einem ironischen Lächeln.
»Weltuntergang. Die Sache mit dem Mayakalender.«
Grantner
nickte.
»Sie hatten also kein Interesse daran, Ihre Freunde zu
treffen?«
»Oh doch, natürlich – zu treffen schon«, erwiderte Fischer. »Ich nehme an, Sie
kennen die anderen zumindest namentlich. Herr Falkenstein, der übrigens heute
schon hochgefahren ist, hat mit seiner Frau den Wohnwagen ebenfalls hier stehen – nur ein Stück weiter oben. Und Uwe Astor steht gleich da
drüben. Gelegenheit zum Treffen gibt’s also auch hier unten.«
Renate schaltete sich ein: »Wir hätten uns an diesem
Wochenende sicher noch zusammentelefoniert, um uns in Larissas Hotel – also bei der Tochter von Frau Waghäusl – zu treffen.«
»Mmh«,
machte Grantner, während sein Blick auf das Goldkettchen fiel, das an Fischers
Hals unterm T-Shirt verschwand. »Sie haben Frau Waghäusl also gestern gar nicht
gesehen?«
»Nein,
wo denn auch?« Fischer war für einen kurzen Moment irritiert.
»Hätte
doch sein können, oder?« Grantner hatte die Verunsicherung wahrgenommen.
»Und
den Neuen – diesen Studenten, der das erste Mal dabei ist?«
»Diesen
Mullinger?«, fragte Fischer rhetorisch nach. »Den hab ich gestern früh im
Hallenbad getroffen und ein bisschen erschreckt.« Er runzelte die Stirn. »Ich
weiß nicht, ob er Ihnen davon erzählt hat.«
»Hat er
nicht«, äußerte sich Grantner interessiert. »Wie hab’n S’ ihn denn erschreckt?«
»Er hat
mich natürlich nicht gekannt – aber ich ihn. Durch ein paar
Fotos, die er uns per E-Mail geschickt hat. Ich hab’ ihm sogar den Campingplatz
empfohlen, nachdem er geschrieben hat, er sei mit einem
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