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Grauzone: Der 13. Fall für August Häberle (German Edition)

Grauzone: Der 13. Fall für August Häberle (German Edition)

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Autoren: Manfred Bomm
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die
Posaune?«
    Falkenstein
zuckte zusammen.

36
     
    Professor
Dr. Walter Siegler war ein gemütlicher Mensch, der charmant und mit herzlicher
Ausstrahlung auf seine Gesprächspartner zugehen konnte. Häberle hatte schon
viel von dem Rektor der Hochschule Nürtingen-Geislingen gehört, ihn aber nie
zuvor getroffen. Besonders legendär galten Sieglers jährliche Auftritte zur
Faschingszeit, wenn er bei einer örtlichen Prunksitzung über banale, bisweilen
aber auch höchst komplizierte kommunale Themen mit hochwissenschaftlichen
Formulierungen dozierte und dabei auch seinen eigenen Berufsstand trefflich auf
die Schippe nahm.
    »Wenn ein Kommissar ins Haus kommt, wird die Hochschule
schnell zum Tatort«, meinte er mit einer Mischung aus Hochdeutsch und
Fränkisch, während die Sekretärin Kaffee brachte. »Aber ich kann Ihnen
versichern, wir haben keine Leiche im Keller.«
    Häberle
gefiel die legere Art, mit der dieser Hochschul-Rektor an ein ernstes Thema
heranging. »Die Leiche lag – wie ich Ihnen am Telefon
gesagt habe – in einer Seilbahn im Tannheimer Tal.« Der Chefermittler
erläuterte noch einmal, weshalb der Student Jonas Mullinger in die Ermittlungen
der österreichischen Kriminalpolizei geraten war.
    »Sie werden verstehen, dass ich nicht jeden einzelnen
meiner 1800 Geislinger Studierenden kenne.« Häberle nahm zur Kenntnis, dass er
geschlechtsneutral von ›Studierenden‹ sprach – einem dieser unsinnigen Wortungetüme, die ein
Zugeständnis an die militanten Frauenrechtlerinnen waren, die dem Irrtum
unterlagen, allein mit schönen Formulierungen die vermeintlich maskuline Welt
femininer gestalten zu können. Wahrscheinlich, so vermutete Häberle, wurden
hochschulintern alle Personenbezeichnungen, die nicht geschlechtsneutral
umzuwandeln waren, in der weiblichen Form mit dem grässlichen großen I in der
Mitte geschrieben.
    Siegler
war inzwischen fortgefahren: »Ich hab mich deshalb bei meinen ›Profs‹ über den
Herrn Mullinger kundig gemacht.« Er nahm zwei bedruckte Blätter zur Hand.
»Ziemlich intelligentes Bürschchen, heißt es. Studiert Gesundheits- und
Tourismusmanagement und hat im Wintersemester eine sehr gute Arbeit über
mystische Orte und ihre Bedeutung für den Tourismus geschrieben, aufgehängt an
den Maya-Stätten und an Stonehenge in England.«
    »Interessant«,
brummte Häberle.
    Siegler
verzog sein Gesicht zu einem süffisant-verschmitzten Lächeln. »Einer meiner
›Profs‹, dem man nachsagt, sich im Klatsch und Tratsch im ›Hohen Haus‹
auszukennen, hat mir hinter vorgehaltener Hand und unter dem strengsten Siegel
der Verschwiegenheit ausgeplaudert, dass eine unserer Kolleginnen ein – na,
sagen wir mal – lustvolles Auge auf ihn wirft.«
    Der
Chefermittler staunte. »Ach? Eine Beziehung – zwischen ihm und ihr?«
    »Nein,
um Gottes Willen«, wehrte Siegler ab. »Nicht gleich so, wie Sie es in Ihren Beziehungsmorden
gewohnt sind. Nein. Dem Kollegen, der mir das zugeflüstert hat, ist das nur bei
einer dieser Partys aufgefallen, die unsere Studenten hier in der Stadt
regelmäßig organisieren.«
    »Was
denn für Partys?« Häberle nahm einen Schluck Kaffee.
    »Sie müssen
wissen, dass es in dieser Kleinstadt seit geraumer Zeit keine richtigen
Discotheken mehr gibt, in denen sich die jungen Leute austoben könnten. Deshalb
sind sie ständig auf der Suche nach ›Locations‹, wie das ja heutzutage heißt,
in denen sie dann selbst solche Veranstaltungen organisieren – Partys
genannt. In alten Lagerhallen oder leeren Fabrikgebäuden zum Beispiel.«
    »Und da
gehen auch Professoren hin?«
    »Hin
und wieder schon. Warum auch nicht? Das hält jung. Und man erfährt, womit und
worüber sich die jungen Leute unterhalten. Und was gerade cool ist. Oder hip,
wie man heutzutage sagt.« Er hob wieder lehrmeisterlich seinen rechten
Zeigefinger kerzengerade nach oben. »Damit mir da aber kein falscher
Zungenschlag reinkommt: Herr Mullinger besucht in seinem Studiengang keine
Vorlesung dieser Dame. Sie ist im Institut für Automobilwirtschaft tätig und
sowieso gerade auf eigenen Wunsch hin beurlaubt.«
    »Und wie hat er auf ihre Annäherungsversuche reagiert?«
    »Abweisend. Sehr abweisend, wird mir berichtet.« Siegler
grinste und schien sich in seinem eigenen Wissen zu sonnen. »Er steht
wahrscheinlich auf Jüngere. Besagte Kollegin ist 48.«
    »Aber
der Vorfall, wenn ich es mal so sagen darf, war für Ihren Informanten immerhin
so markant, dass er Ihnen davon erzählt

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