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Grauzone: Der 13. Fall für August Häberle (German Edition)

Grauzone: Der 13. Fall für August Häberle (German Edition)

Titel: Grauzone: Der 13. Fall für August Häberle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Bomm
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das
Mullinger wie ein vorsichtiges Schleichen vorgekommen war. Er versuchte, mit
solchen Gedanken sein schlechtes Gewissen zu beruhigen und seine nächtliche
Observation zu rechtfertigen. Ihn hatte ohnehin den Tag über das Gefühl
beschlichen, dass nach Karins Tod jeder dem anderen ein gewisses Maß an
Misstrauen entgegen brachte. Auch ihm selbst, das hatte er bereits gestern nach
seiner Ankunft zu spüren bekommen, waren sie alle mit Skepsis begegnet. Kein
Wunder natürlich, schließlich war er der Neuling in diesem elitären Kreis.
    Während
dieser Gedanken hatte er das Fenster erreicht und den durchsichtigen Vorhang an
einer Ecke leicht von der Wand abgehoben. Er musste den Kopf dicht an den
rechten Fensterrahmen heranbringen, um einen günstigen Sichtwinkel nach links
zu erhalten. Die Schwärze der Nacht schien jedoch alles einzuhüllen. Erst als
sich Mullingers Augen an diese Verhältnisse gewöhnt hatten, hoben sich die
Bergriesen tiefschwarz vom Himmel ab. Dann erkannte er die Konturen des
Geländers, das die Terrasse umgab, und sah im schemenhaften Sternenlicht,
beinahe schon außerhalb seines Sichtwinkels, am Steilhang eine Person stehen.
Genau an jener Stelle, an der es ein Mobilfunknetz gab.
    Mullingers
Pulsschlag beschleunigte sich noch mehr. Er hatte also recht gehabt. Es konnte
nur eine der beiden Frauen sein. Die Lichtverhältnisse waren aber viel zu
schlecht, um mehr als eine undeutliche Silhouette erkennen zu können. Trotzdem
war er sich ziemlich sicher, um wen es sich handelte. Nur hatte er keine
Erklärung dafür. Bei genauerem Betrachten schien es ihm, als deuteten Haltung
und Gestik darauf hin, dass diese Person tatsächlich telefonierte.

52
     
    Larissa hatte gerade Vollgas
geben wollen, als das Motorrad wie ein aufgeschrecktes, dunkles Ungeheuer vor
ihr in den Forstweg einbog, dabei den Scheinwerfer aufflammen ließ und
talabwärts fuhr. Es war tatsächlich nur eine kleine Maschine. Und jetzt war
auch das Kennzeichen zu sehen. Ein deutsches. GP für Göppingen. Das Motorrad
schien für einen Moment ins Schleudern zu geraten, Schottersteine spritzten
rechts in blühende Stauden. Larissa war zutiefst erschrocken und ein paar
Sekunden gar nicht in der Lage, die Situation zu erfassen. Sie ließ ihren
Geländewagen einfach dahinrollen, ohne Gas zu geben oder zu bremsen. Erst als
an dem Motorrad das rote Bremslicht aufleuchtete und sich der Abstand zu ihm
verringerte, trat sie apathisch auf die Bremse. Das Zweirad verlangsamte immer
mehr und schien sie ausbremsen zu wollen. An ein Überholen war auf diesem
schmalen Weg nicht zu denken. Larissas Herz schlug in Panik. Ihr wurde bewusst,
dass sie in eine Falle gelockt worden war. Würde sie anhalten, hätte sie erst
recht keine Chance, zu flüchten. Soweit sie sich entsinnen konnte, gab es auf
diesen letzten paar hundert Metern bis ins Tal keine einzige Möglichkeit mehr
zum Wenden. Allenfalls noch in einer dieser Serpentinen, doch bis sie auf
diesem steinigen Untergrund umgedreht hätte – was
trotz ihres Vierradantriebs einiges Geschicks bedürfte – , wäre
diese Person bei ihr gewesen, um sich ihr in den Weg zu stellen. Und dann?
Sollte sie jemanden überfahren? Vielleicht jemanden, den sie kannte?
    Sie
prägte sich das Kennzeichen ein. Mehr würde sie zu dem Motorrad nicht sagen
können. Sie kannte sich mit solchen Fahrzeugen nicht aus.
    Noch
rollten sie dicht hintereinander langsam bergabwärts, und es gab die Chance,
der Ortschaft Haldensee möglichst nah zu kommen. Larissa schickte ein Stoßgebet
zum Himmel, es möge alles nur ein Zufall sein, dass das Motorrad vor ihr in den
Weg eingebogen war. Doch dass so ein Zusammentreffen um diese Zeit auf einem
gesperrten Wirtschaftsweg, noch dazu mit einem deutschen GP-Motorrad,
ungeplant erfolgte, konnte natürlich kein Zufall sein. Niemals. Und das
Verhalten des Fahrers ließ keinen Zweifel daran aufkommen, dass er es auf sie
abgesehen hatte. Er? Wie kam sie darauf, dass es ein Mann sein musste?
    Larissa
zitterte am ganzen Körper. Vergeblich griff sie mit einem Arm auf den Rücksitz,
wo irgendwo die Handtasche mit dem Handy liegen musste. Doch so sehr sie sich
auch verrenkte, sie bekam sie nicht zu fassen. Im selben Augenblick leuchtete
der Weg vor ihr wieder blutrot. Bremslichter. Das Motorrad wurde noch
langsamer. Larissa hielt Abstand und bremste. Verdammt noch mal, durchzuckte es
sie, wo war der Knopf für die Zentralverriegelung? Über der Mittelkonsole oder
links beim Türöffner? Sie

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