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Grave Mercy Die Novizin des Todes

Grave Mercy Die Novizin des Todes

Titel: Grave Mercy Die Novizin des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LaFevers Robin L
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Hoheit; ich bin auch Auge und Ohr des Klosters.«
    Er schürzt die Lippen. »Das ist wahr. Haben Eure Augen und Ohren Euch irgendwelche Hinweise in Bezug auf die Katastrophe um Nemours geliefert?«
    »Wie meint Ihr das, gnädiger Herr?«
    Der Kanzler breitet die Hände aus, und seine Ringe glitzern. »Ich meine, dass Duval die Nemours betreffende Angelegenheit überaus schlecht gehandhabt hat. Der Herzog von Nemours ist tot, nicht wahr?« Er tritt näher an mich heran. »Außerdem habe ich soeben ein überaus beunruhigendes Gerücht gehört.« Er beugt sich vor, und sein Atem ist schal auf meiner Wange. »Duvals Mutter plant eben jetzt, ihren Bruder an Annes Stelle auf den Thron zu setzen. Könnte da eine Verbindung bestehen?« Er legt den Kopf schräg wie ein Vogel und mustert mich mit durchdringenden Augen. »Und wie kommt es, dass Ihr fast vierzehn Tage hier seid und nichts darüber gehört habt?«
    Mein Herz beginnt schmerzhaft zu hämmern. Er weiß Bescheid! »Ich habe es gerade erst selbst herausgefunden, gnädiger Herr, aber ich habe es nur raunen hören. Ich habe versucht, mir ein Bild über Duvals Beteiligung zu machen, aber er und seine Mutter sind einander überaus entfremdet. Ich glaube nicht, dass sie mit ihm über ihre Pläne spricht. Soweit ich weiß, sprechen die beiden überhaupt kaum miteinander.«
    Crunards Augen glitzern kalt. »Soweit Ihr wisst. Was ist, wenn die Entfremdung geheuchelt ist? Vielleicht wartet Duval nur darauf, dass Madame Hivern genug Barone hinter François versammelt, und dann wird er zur Tat schreiten, seinen Bruder zur Seite stoßen und den Thron für sich fordern.«
    »Warum denkt Ihr das, gnädiger Herr?«
    »Warum sollte ich es nicht denken? Welche Beweise habt ihr dafür, dass er vertrauenswürdig ist?«
    Keine, bis auf mein eigenes Herz, und das ist nicht annähernd genug.
    »Lasst nicht zu, dass Eure Jugend und Naivität Eure Sicht trügen, Demoiselle.«
    »Ich versichere Euch, meine Sicht ist klar, gnädiger Herr.«
    »Gut. Sorgt dafür, dass es so bleibt. Seid wachsam, Demoiselle. Lasst Euch nicht von seinem Charme oder seinem guten Benehmen auf seine Seite ziehen. Die Äbtissin wäre nicht erfreut, das zu hören.« Und mit dieser letzten Warnung geht er davon.
    Als ich am Abend ins Bett gehe, lege ich mich nicht hin, sondern lehne mich stattdessen an das Polster und warte auf Duval. Wieder einmal kann ich mir meiner eigenen Wünsche nicht sicher sein. Mir gefällt diese neue Verlegenheit nicht, die sich zwischen uns entwickelt hat, obwohl ich weiß, dass ich sie zu meinem Vorteil nutzen und die zerbrechlichen Bande durchtrennen sollte, die sich zu bilden beginnen. Dies scheint insbesondere wegen Crunards Warnungen vom Nachmittag klug zu sein. Mein Wunsch, Duval zu vertrauen, macht ihn noch lange nicht vertrauenswürdig.
    Und doch spüre ich im Herzen, dass er es ist.
    Ich versuche, ehrlich zu mir zu sein, mich daran zu erinnern, wann ich das erste Mal begonnen habe, ihm zu vertrauen. War es, bevor ich Gefühle für ihn entwickelte? Oder danach?
    Es ist klar, dass der Kanzler will, dass ich Duval weiter verdächtige, was mich allerdings gerade zögern lässt. Ich habe einen guten Grund für mein Widerstreben, es zu tun, und wäre in ernster Bedrängnis, dies der ehrwürdigen Mutter gegenüber zu rechtfertigen. Denn während ich sehr stolz daraufbin, Mortain und dem Kloster zu dienen, möchte ich keine politische Schachfigur des Kanzlers sein.
    Das leise Klicken der Tür reißt meine Gedanken vom Kanzler weg, und mein Puls beschleunigt sich, als Duval in den Raum schlüpft. »Ismae«, sagt er, dann schließt er die Tür hinter sich. Statt zu seinem gewohnten Sessel zu gehen, kommt er auf mich zu. Eine Welle der Panik und der Erwartung gleichzeitig erfasst mich. Denkt er, er kann mich wieder küssen? Etwas mehr verlangen als einen Kuss? Ich wage kaum zu atmen und warte ab, was er vorhat.
    Als er das Bett erreicht, schaut er auf mich herab, und seine sanfte Miene lässt meinen Atem stocken. »Wie fühlt Ihr Euch?«
    »Gut.« Das Wort kommt als ein Flüstern heraus. Ich räuspere mich. »Die Stiche ziehen kaum.«
    »Hervorragend.« Er nickt knapp, und ich frage mich, ob er abermals darum bitten wird, nachsehen zu dürfen, wie die Wunde verheilt, aber er tut es nicht. Stattdessen lässt er sich auf dem schmalen, dicken Läufer auf dem Boden nieder und lehnt sich ans Bett. Mein ganzer Körper erstarrt, und mein Herz schlägt noch schneller. Sein Kopf ist so nah, dass ich die

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