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Grave Mercy Die Novizin des Todes

Grave Mercy Die Novizin des Todes

Titel: Grave Mercy Die Novizin des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LaFevers Robin L
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Hand ausstrecken und sein Haar berühren könnte. Wie würde es sich unter meinen Fingern anfühlen? Ich balle die Hände zu Fäusten. »Wie war die Jagd?«, bringe ich schließlich heraus.
    Er lächelt. »Ertragreich. Ich habe dem Gesandten des Kaisers des Heiligen Römischen Reichs spät in der gestrigen Nacht eine Nachricht geschickt und vorgeschlagen, dass es sich für ihn lohnen würde, an der Jagd teilzunehmen. Er hat es getan, und wir konnten einige gemeinsame Augenblicke arrangieren und eine förmlichere Begegnung einfädeln. Auf diese Weise sind wir Gisors’ Spionen und Lakaien entgangen.«
    »Waren denn keine von ihnen bei der Jagd?«
    »Ich bin mir sicher, dass welche dabei waren, aber da ich heute mit einigen Männern einige Momente lang unter vier Augen gesprochen habe, wird meine Unterredung mit dem Gesandten des Kaisers nicht übertrieben bedeutsam erscheinen.«
    »Dann ist es ja gut.«
    »Der Kronrat hat für morgen eine weitere Versammlung einberufen. Isabeau hat darum gebeten, dass Ihr ihr aufwartet, während Anne und Madame Dinan in der Versammlung sind.«
    Ich mustere ihn mit schmalen Augen. »Habt Ihr ihr das in den Kopf gesetzt, damit ich in der Nähe bin?«
    »Nein. Anscheinend hat sie ganz von allein eine Zuneigung zu Euch gefasst. Es scheint, dass man Euch mit der Zeit ins Herz schließt«, sagt er trocken, dann wechselt er das Thema.
    »Und Ihr? Was habt Ihr heute erfahren?«
    »Nichts Gutes, fürchte ich. Madame Dinan hat sich mit d ’ Albret getroffen und den größten Teil der Zusammenkunft damit verbracht, ihm zu versichern, dass Marschall Rieux ihn unterstützen werde, wenn die Zeit reif ist.«
    Er seufzt. »Ich fürchte, seine Pflichten als Marschall überlagern seine Pflichten als Annes Vormund. Alles, was er sehen kann, ist d ’ Albrets militärische Macht.«
    »Ich bin heute auch dem Kanzler über den Weg gelaufen. Er war überaus ärgerlich auf mich, weil ich meine Zeit auf d ’ Albret verschwende. Er wollte, dass ich mich stattdessen aufEure Mutter und Euren Bruder konzentriere.«
    »Und auf mich«, sagt er.
    »Und aufEuch«, pflichte ich ihm bei.
    »Habt Ihr ihm gesagt, dass wir beschlossen haben, in dieser Angelegenheit zusammenzuarbeiten?«
    »Nein. Es schien mir nicht … klug, obwohl ich nicht sagen kann, warum ich das denke.«
    »Euer Instinkt ist gut. Es ist besser, wir behalten die Sache für uns, bis wir diesen Schlamassel in Ordnung gebracht haben.« Er beginnt sich die Stirn zu reiben, und ich verspüre den Drang, mit den Händen durch sein Haar zu fahren und den Schmerz hinter seiner Stirn zu lindern. Stattdessen stecke ich die Hände sicher unter die Decke, möglichst weit weg von solchen Versuchungen.
    Als er wieder zu sprechen beginnt, liegt ein Anflug von Heiterkeit in seiner Stimme. »Ihr könnt es nicht mit purer Willenskraft verdrängen, wisst Ihr. So tun, als sei es nie geschehen.«
    Ich öffne den Mund, um zu fragen, was ich denn seiner Meinung nach verdränge. Stattdessen überrasche ich mich selbst, indem ich sage: »Aber ich weiß nicht, was ich sonst damit machen soll.« Meine Stimme klingt kleinlaut und verloren, und ich bin dankbar für die Dunkelheit im Raum.
    »Mir kommt es auch nicht gelegen.« Seine Stimme ist trocken, und er richtet seine Worte an den Kamin.
    »Das kann ich mir vorstellen«, räume ich ein.
    »Es scheint jedoch, dass wir beide vom Pfeil der heiligen Arduinna getroffen wurden.«
    Die heilige Arduinna, die Schutzheilige der Liebe. Ist es das, was er denkt, das zwischen uns ist? Und ist das Flattern in meinem Bauch Panik oder Glück? Ich kann nicht umhin, unbehaglich an das falsche Angebot zu denken, dass ich ihm vor wenigen Tagen gemacht habe, bevor wir nach St. Lyphard aufbrachen.
    »Wir sind beide von anderen Pflichten gebunden, von anderen Heiligen«, rufe ich ihm ins Gedächtnis. »Unsere Herzen gehören nicht uns, wir dürfen sie nicht verschenken.«
    Er dreht den Kopf, um mich anzusehen. »Ist es das, was sie Euch im Kloster lehren? Dass die Götter die Herzen aus Euren Körpern fordern?«
    »Ich fürchte, es ist das, was mein Kloster erwartet«, antworte ich. »Sie mögen uns in den Künsten der Liebe ausbilden, aber ihrer Meinung nach gehören unsere Herzen ausschließlich Mortain.«
    »Ich stimme Eurem Kloster nicht zu«, sagt er. »Warum sollte man uns dann überhaupt Herzen geben?«
    Langsam, als fürchte er, dass ich wegrennen würde, greift er nach meiner Hand, die irgendwie den Decken entkommen ist. Als er seine

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