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Grave Mercy Die Novizin des Todes

Grave Mercy Die Novizin des Todes

Titel: Grave Mercy Die Novizin des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LaFevers Robin L
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ertappt, und sie weiß, dass ich es gegen sie verwenden kann. »Ich werde mich um die Herzogin kümmern. Ihr, meine Dame, habt dieses Privileg eingebüßt.«
    Madame Dinans Nasenflügel beben. Sie reckt das Kinn vor und funkelt ihre Schutzbefohlene an. »Hättet Ihr nur auf Eure Ratgeber gehört, Euer Hoheit, und Euch nicht wie ein halsstarriges Kind aufgeführt, hätte sich all dies vermeiden lassen.«
    »Und hättet Ihr nur das heilige Vertrauen geehrt, dass der Herzog in Euch gesetzt hat«, bemerke ich, »hätte sich all dies vermeiden lassen.« Ich wedele mit meinen Messern, als sei ich kurz davor, die Geduld zu verlieren, was durchaus zutrifft. »Geht jetzt.«
    D ’ Albret zieht sein Wams über seinen Bauch und hält es mit dem Arm fest. »Ihr habt den größten Fehler Eures kurzen Lebens gemacht«, erklärt er. »Ihr beide.« Er dreht sich um und stürmt den Flur entlang. Mit einem letzten tadelnden Blick auf die Herzogin folgt Madame Dinan dem Grafen und flattert nervös hinter ihm her.
    Als sie außer Sicht sind, drehe ich mich wieder zu Anne um. Eine einzelne Träne rinnt aus ihren leuchtenden Augen, und sie wischt sie mit einer zitternden Hand wütend weg. Verschwunden ist die stolze, mutige Herzogin, und an ihrer Stelle ist da ein junges, verängstigtes Mädchen, das Wut benutzt, so gut es kann, um das zu verdrängen, was soeben geschehen ist. Ohne an Stellungen und Rang zu denken, knie ich mich neben sie auf den Boden, lege ihr die Arme um die Schultern und ziehe sie an mich. Ich habe keine glaubhaften Worte, um ihr Trost zu schenken, daher sage ich das Einzige, was ich sagen kann. »Ihr seid sehr mutig, und er wird es sich gut überlegen, bevor er das noch einmal versucht. Bei wem auch immer.«
    Anne holt bebend und schluchzend Atem. »Madame Dinan sagte, sie müsse einen Pagen holen, da sie eine Nachricht verschicken wolle. Ich fand es seltsam, aber sie war in letzter Zeit häufig abgelenkt, und es hat große Unstimmigkeit zwischen uns gegeben. Ich hätte nie gedacht … nie den Verdacht geschöpft, dass sie so etwas …« Ihre Stimme stockt, als ihr sich die Kehle zuschnürt.
    »Kommt«, sage ich sanft. »Wir sollten Euch in Eure Gemächer zurückbringen. Was meint Ihr, könnt Ihr gehen?« Ich weiß nicht, was ich tun werde, wenn sie Nein sagt. Ich kann sie nicht tragen, und ich wage es nicht, von ihrer Seite zu weichen, um Hilfe zu holen.
    »Ich kann gehen«, antwortet sie, das Gesicht voll stählerner Entschlossenheit. Ich stehe als Erste auf, dann helfe ich ihr auf die Füße. Langsam kehren wir zu ihrem Wintergarten zurück. Wir kommen an einigen Höflingen und Adligen vorbei, und als wir das tun, gibt Anne sich große Mühe, sich aufzurichten und stolz den Kopf zu heben; und ihre königliche Haltung vertreibt jedwede neugierigen Blicke.
    Als wir endlich den Wintergarten erreichen, stelle ich erleichtert fest, dass Madame Dinan nicht zurückgekehrt ist. Eine Handvoll Hofdamen sitzt im Raum.
    »Lasst uns allein«, verlangt Anne. Ich habe sie noch nie so scharf sprechen hören, und das Gleiche gilt für ihre Hofdamen, denn sie wirken erschrocken, aber sie tun dennoch, was sie befiehlt. »Wartet!«, ruft sie aus. Sie bleiben stehen wie Hunde, deren Leinen gespannt sind. »Lasst Wasser für ein Bad nach oben schicken. Heißes Wasser.«
    Die Hofdamen tauschen Blicke. Eine tapfere Seele ergreift schließlich das Wort. »Sollten wir nicht hierbleiben, um Euch behilflich zu sein, Euer Hoheit?«
    Anne sieht mich an, ein stumme Frage in den Augen. Ich nicke zustimmend. »Nein, Demoiselle Rienne wird mir aufwarten. Jetzt geht.«
    Aufgeregt wie ein Schwarm Tauben, die im Taubenhaus aufgestört wurden, huschen sie aus dem Raum. Sobald sie fort sind und die Tür fest geschlossen ist, beginnt die Herzogin, sich ihre feinen Kleider vom Leib zu reißen. Zuerst befürchte ich, dass sie einen Anfall hat, bis ich ihre Worte höre: »Ich kann immer noch seine Finger auf mir spüren.« Ihre Stimme bricht, und ich eile auf sie zu, um ihr zu helfen.
    Sie zerrt am Kragen und an den Ärmeln und zieht das Kleid aus, bevor ich die Schnürbänder geöffnet habe. Der Stoff reißt, und es folgt ein leises Geklimper, als ein Dutzend Zuchtperlen herunterfallen und über den Boden rollen. »Euer Hoheit, Ihr werdet Euer Kleid ruinieren«, murmele ich.
    »Das ist der Sinn des Ganzen«, flüstert sie und starrt auf das zerfetzte Kleid zu ihren Füßen. Sie tritt danach. »Ich werde es nicht noch einmal tragen. Nie wieder.« Sie

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