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Grave Mercy Die Novizin des Todes

Grave Mercy Die Novizin des Todes

Titel: Grave Mercy Die Novizin des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LaFevers Robin L
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eine Entscheidung antragen. Aber wir müssen gehen, während ich es tue, um das Gift aus Eurem Körper zu verjagen, oder aber es werden Euch überhaupt keine Entscheidungen mehr möglich sein.«
    Sie sieht mich an, einen verwirrten, hoffnungsvollen Ausdruck in den hübschen blauen Augen. Ich schüttele sie. »Bewegt Euch. Ihr müsst einen klaren Kopf haben, wenn Ihr Eure Entscheidung trefft.« Aber das stimmt nur zum Teil. Ich brauche außerdem Zeit, um meine Gedanken zu ordnen.
    Ich kann nicht glauben, dass ich mich weigere, einen Befehl des Klosters auszuführen. Ich betrachte das Todesmal auf Madame Hiverns Hals. Es ist eine Sache, sich bereitzuerklären, mit Duval für die Herzogin zu arbeiten, eine Sache, Crunard nicht Duvals Aufenthaltsort zu verraten, aber dies … dies ist ein direkter Verstoß gegen die Befehle des Klosters – und gegen die Mortains.
    Aber meine Gedanken kreisen um meinen ersten Mord, Runnion, der ebenfalls ein Todesmal trug. Duval hat behauptet, Runnion habe für die Herzogin gearbeitet, um seine Seele zu reinigen. Dieses Wissen hat mich seither verfolgt, die Vorstellung, dass ich ihm die Chance aufVergebung gestohlen habe.
    Was, wenn ich Madame Hivern zu der Entscheidung bringen kann, deren Ausführung ich Runnion genommen habe?
    Was, wenn ich sie dazu bringen kann, ihren Sünden abzuschwören und damit Vergebung zu erlangen? Das ist doch gewiss kein Ungehorsam gegen das Kloster oder den Heiligen, sondern lediglich die Suche nach einem anderen Weg, um Seinen Willen zu tun?
    Wenn Er das Todesmal nicht von ihr nimmt, wird es leicht genug sein, einen zweiten Mordversuch zu unternehmen. Und dann werde ich auch wissen, dass meine Taten gegen Runnion ihn nicht die Chance aufVergebung gekostet haben.
    Nach drei Runden durch den Raum zittert Madame Hivern noch immer, aber jetzt zittert sie nur vor Kälte, nicht von den Nachwirkungen des Nachtschattens. Erst da präsentiere ich ihr meine Lösung. »Gnädige Frau, wenn Ihr und François vor dem gesamten Hof erscheint und der Herzogin die Treue schwört, dann kann ich euer beider Leben vielleicht verschonen. Aber nur wenn der Eid euch beiden von Herzen kommt und ihr beabsichtigt, ein solches Gelübde zu halten, denn auch wenn ich vielleicht nicht weiß, ob ihr lügt, Mortain wird es gewiss wissen, und Er leitet in allen Dingen meine Hand.«
    »Wenn Ihr meinen Sohn verschont, verspreche ich Euch alles«, schwört sie.
    »Wenn François unschuldig ist, dann sollte er nicht zögern, seiner Schwester die Treue zu schwören.«
    Sie fasst mich am Arm und fällt auf die Knie. »Er wird kein Problem damit haben«, beteuert sie flehentlich. »In der Tat, er wird froh sein, es zu tun. Genau wie ich.«
    Ich beobachte sie genau, aber das Mal verblasst nicht. In der Hoffnung, dass ich nicht den größten Fehler meines Lebens mache, ergreife ich ihren Arm und ziehe sie auf die Füße. »Also gut. Folgendes werden wir tun.«

Zweiundvierzig
    AN DIESEM ABEND HAT die Herzogin sich einmal mehr zum Essen in ihre Gemächer zurückgezogen, sodass der Rest des Hofes das Gleiche getan hat. Ich habe keinen Hunger, was nur gut ist, da Duval alles Essen brauchen wird, was Louyse mir gebracht hat.
    Ich entlasse die ältere Frau unter dem Vorwand, ich hätte Kopfschmerzen, und ergreife die Vorsichtsmaßnahme, meine Tür zu verschließen. Dann nehme ich am Feuer Platz und warte. Ich gehe zum hundertsten Mal meine Taten des Abends durch und hoffe – und bete –, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe.
    Als Duval eintrifft, ist sein Wams offen, und er hat sich die Ärmel hochgekrempelt. Die Haare stehen ihm zu Berge, als hätte er den ganzen Tag damit verbracht, sich mit den Händen hindurchzufahren. Als er mich voll bekleidet vorm Feuer sitzen sieht, fährt seine Hand an seinen Schwertgriff, und sein Blick huscht durch den Raum.
    »Vieles ist geschehen, seit wir uns das letzte Mal gesprochen haben«, sage ich schnell, um ihn zu beruhigen. »Ich wollte nicht das Risiko eingehen, einzuschlafen oder Euch zu verpassen.«
    Davon überzeugt, dass ihm keine Falle gestellt wird, tritt er vollends in den Raum und nimmt in dem Sessel neben meinem Platz. Er wirft mir einen listigen Blick zu, dann zieht er die weiße Königin aus dem Lederbeutel an seinem Gürtel und stellt sie auf die Armlehne des Sessels. »Es ist vollbracht«, sagt er.
    »Was ist vollbracht?«
    Ein Lächeln umspielt seine Mundwinkel, während er einen Becher mit Wein füllt. »Die Verlöbnisbedingungen

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