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Grave Mercy Die Novizin des Todes

Grave Mercy Die Novizin des Todes

Titel: Grave Mercy Die Novizin des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LaFevers Robin L
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Heiliger mich auffordert zu handeln, muss ich es tun, aber wenn François unschuldig ist, wird Mortain nicht die Hand gegen ihn erheben.«
    Sie tritt zurück, und ihre Wangen sind gerötet. »Richtet nicht über uns, Ihr dummes Mädchen. Ihr wisst nicht, wie es ist, wenn das eigene Leben von Männern bestimmt wird. Von Männern, die sich kein Jota um Euch scheren, abgesehen von dem Vergnügen, dass Ihr ihnen im Bett beschert, oder der hübschen Art, in der Ihr ihnen zur Zierde gereicht.« Sie ballt die Fäuste. »Ihr habt keine Ahnung, wie es ist, keine Wahl zu haben, nichts zu besitzen, was man sein Eigen nennen kann, nicht einmal seine Kinder.«
    »Oh doch, ich kenne diese Umstände, Madame«, erwidere ich leise. »Ich versichere Euch, keine Frau hat in diesen Dingen die Wahl; sie kann nicht wählen, wen sie heiratet oder in welche Familie sie hineingeboren wird oder auch nur welches ihre Rolle in dieser Welt sein wird. Ich unterscheide mich in dieser Hinsicht gar nicht so sehr von Euch, nur in dem, was ich mit dem, was mir gegeben wurde, getan habe.«
    »Was konnte ich tun, als ich erst vierzehn war und der alternde französische König beschloss, dass er mich um jeden Preis in seinem Bett haben müsse? Welche Wahl hatte ich, als er starb? Also wählte ich den Herzog. Er war jung und gut aussehend und freundlich und, vor allen anderen Dingen, hingerissen von mir. Diese Macht – die Macht, Männer anzuziehen – war die einzige Waffe, die ich hatte.«
    Zu meinem Entsetzen stelle ich fest, dass ich Mitgefühl mit ihr habe.
    »Und sobald ich Kinder geboren hatte – wisst Ihr, wie hart es für ein uneheliches Kind sein kann? Wie entbehrlich sie sind? Ich habe versucht, alles in meiner Macht Stehende zu tun, um ihnen ein gewisses Maß an Respekt und Sicherheit in ihrem Leben zu sichern.«
    Ihre Worte lassen mich zum ersten Mal seit Jahren an meine Mutter denken. Ich wollte, sie hätte versucht, mich so gut zu beschützen, wie Madame Hivern ihre Kinder beschützt hat.
    Madame Hivern streicht sich das goldene Haar aus den Augen und bedenkt mich mit einem geringschätzigen Blick. »Diese Liebe, die Ihr für Duval empfindet, ist nichts im Vergleich zu der Liebe, die Ihr für Euer Kind empfinden würdet. Glaubt mir in diesem Punkt, wenn Ihr auch nichts anderes glaubt.«
    Ein Kind. Etwas, über das ich mir niemals nachzudenken gestattet habe. Wissen steigt aus den Tiefen meines Wesens empor. Wenn ich ein Kind hätte, würde ich es beschützen und ihm mit jedem meiner Atemzüge dienen.
    Es trifft mich mit der unwillkommenen Wucht eines Armbrustbolzens: Wir sind einander ähnlich, Madame Hivern und ich; beide Frauen, beide machtlos, was unser eigenes Schicksal betrifft. Wer will bestreiten, dass ich nicht genau das Gleiche wie sie getan hätte, wäre ich unter ihren Umständen zur Welt gekommen? Das Leben, das ich mit Guillo geführt hätte, breitet sich vor mir aus, der Gedanke an seine Nachkommen, die an meinen Röcken hängen. Hätte ich gelernt, sie zu lieben? Hätte ich sie beschützt? Hätte ich irgendetwas anders machen können als Madame Hivern?
    Sie taumelt, dann stolpert sie zum Bett hinüber, und alle Willenskraft und aller Kampfesmut verlassen sie gleichzeitig. »Wie lange wird dies noch dauern?«, fragt sie, und ich stelle fest, dass ich in meinem Widerstreben, sie zu töten, beinahe ertrinke. Ohne meine eigenen Absichten zur Gänze zu verstehen und mit einer schnellen Bewegung, von der ich mir nicht sicher bin, dass es meine eigene ist, heben sich meine Finger und löschen die Kerze. Ich gehe zum Fenster, reiße es auf, lasse die kalte, reinigende Luft hereinströmen und den klebrigen, süßen Duft vertreiben.
    Madame Hiverns Zähne beginnen zu klappern. »W-Was tut I-Ihr da? Es ist k-kalt.«
    Ich will sie anschreien, dass ich nicht wisse, was ich tue, dass ich vielleicht den Verstand verloren habe. Stattdessen gehe ich zum Bett hinüber. »Steht auf.« Ich packe sie am Arm und zerre sie auf die Füße. »Geht.«
    Sie sieht mich an, als sei ich geistesschwach, und vielleicht bin ich es auch. »Ich will nicht gehen; ich will schlafen. Ist es nicht das, was Ihr wollt?«
    »Geht!«, befehle ich. »Ich habe eine Idee, einen Plan, um Euch und François zu beschützen.«
    Das bringt sie in Bewegung.
    Ihr Blick versucht verschwommen, sich zu schärfen, als sie mir drängend in die Augen sieht. »Was ist das für ein Plan?«
    »Ihr sagt, Euch mangelt es an eigenen Entscheidungen in Eurem Leben, und ich möchte Euch

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