Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grave Mercy Die Novizin des Todes

Grave Mercy Die Novizin des Todes

Titel: Grave Mercy Die Novizin des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LaFevers Robin L
Vom Netzwerk:
wenn ich es nicht herausfinden kann, wird er sterben.

Vierundvierzig
    ALS DER MORGEN KOMMT, ist Duval fort. Ich sage mir, dass es gewiss ein gutes Zeichen ist, dass er sich stark genug fühlte, um zu gehen.
    Die Nacht hat eine gewisse Klarheit gebracht, aber keine Lösungen. Ich denke nicht, dass das Kloster hinter Duvals Vergiftung steckt, denn wen würden sie benutzen, um es zu tun? Ich habe nichts mehr von Sybella gesehen oder gehört, seit d ’ Albret fortgegangen ist. Außerdem hat das Schreiben der Äbtissin ganz klargemacht, dass diese Aufgabe meine letzte Chance ist, dem Kloster zu beweisen, dass es mir ernst ist mit meinen Pflichten und meinem Gelübde.
    Was bedeutet, dass jemand anderer dahintersteckt.
    Ich denke an Duvals Schachbrett und dass die weiße Königin von immer weniger Verbündeten umringt war. Die Antwort ist natürlich einer der Spielsteine, die noch stehen: Marschall Rieux, Hauptmann Dunois und Kanzler Crunard.
    Von diesen dreien hat einzig Crunard freien Zugang zum Kloster, und einzig Crunard hat Duval bezichtigt, für den französischen Regenten zu spionieren. So wütend Marschall Rieux auch war, er hatte den Verdacht, dass Duval eher im eigenen Interesse handelt als in dem der Bretagne. Und natürlich, welche bessere Möglichkeit gibt es, Verdacht von seinen eigenen Taten abzulenken, als die Schuld jemand anderem in die Schuhe zu schieben.
    Im Geist gehe ich noch einmal alles durch. Rückblickend kann ich überall, wo ich hinschaue, Spuren von Crunard finden, verborgen im Hintergrund oder unter der Decke von Verrat. Er war einer der wenigen, die wussten, dass ich mit Duval nach Guérande gereist bin, und er würde wissen, dass zusätzliche Angreifer nötig wären, um ihn zu überwältigen. Der einzige Gefangene von diesem Angriff wurde getötet, unmittelbar nachdem Crunard in die Stadt zurückgekehrt war. Ich habe ihn so gar gesehen, wie er sich mit dem französischen Gesandten traf. Und obwohl der Kanzler scharfe Worte mit Gisors gewechselt hat, hat er selbst darauf hingewiesen, wie leicht es wäre, das vorzutäuschen.
    Wenn das alles wahr ist, dann muss er auch hinter Duvals Vergiftung stecken. Ich nehme an, dass man ein solches Gift in einer Stadt von der Größe Guérandes finden kann. Oder vielleicht hat er es direkt vom Kloster erhalten. Oder …
    Ich eile zu meinem Köfferchen, nehme den Schlüssel vom Hals und schiebe ihn ins Schloss. Dann entferne ich das Tablett mit Waffen und betrachte die Gifte darunter. Hektisch untersuche ich die Fläschchen und Krüge. Sie sind alle voll, bis auf einen: Der Krug mit Arduinnas Köder . Der ist halb leer.
    Alle Symptome passen: beschleunigter Puls, erweiterte Pupillen, trockene Fieberdesorientiertheit, Paranoia, Taubheit in den Extremitäten und am Ende Tod.
    Crunard hat meine eigenen Gifte benutzt, um Duval zu ermorden.
    Er hatte Zugang zu ebendiesem Koffer, als er mit meinen Sachen reiste, als sie vom Kloster geschickt wurden. Ein Schloss ist leicht genug aufzubrechen.
    Mit zitternden Händen lege ich die Phiolen wieder in den Koffer und schließe ihn ab. Dann stehe ich auf und versuche nachzudenken. Wenn es Crunard ist, zu welchem Zweck tut er es dann? Hat er nicht gedacht, dass das Kloster den Befehl aussprechen würde? Oder steckt mehr dahinter? Ist es möglich, dass er dem Kloster die ganze Zeit über falsche Informationen zugespielt hat, aber wiederum – zu welchem Zweck? Und obwohl ich nicht zur Gänze verstehe, wie die Todesmale funktionieren, weiß ich, dass sie vielschichtiger sind, als ich – und vielleicht sogar das Kloster – zuerst gedacht habe. Es wäre ein Leichtes für ihn, uns mit Informationen zu füttern, die seine Behauptungen unterstützen, und uns Informationen vorzuenthalten, die das nicht tun. Wenn meine Berichte seinen widersprechen, wie leicht ist es dann, sie als das Werk einer unbegabten Novizin auszugeben?
    Aber wie erkläre ich der ehrwürdigen Mutter das?
    Ihr wird die Andeutung nicht gefallen, dass er sie zu seinen eigenen Zwecken benutzt hat. Noch bin ich mir sicher, dass sie mir glauben wird. Trotzdem, ich greife nach einem Pergament und einer Schreibfeder und tue das Undenkbare. Ich schreibe einen Brief an die Äbtissin, um ihr mitzuteilen, warum sie sich irrt und dass ihr Mittelsmann ihr falsche Berichte gegeben hat.
    Als ich all meine Verdächtigungen gegen Crunard niedergeschrieben habe, versiegele ich den Brief, dann beginne ich einen zweiten. Dieser ist für Annith und fleht sie an, mir das

Weitere Kostenlose Bücher