Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grave Mercy Die Novizin des Todes

Grave Mercy Die Novizin des Todes

Titel: Grave Mercy Die Novizin des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LaFevers Robin L
Vom Netzwerk:
war, warum hat meine Mutter dann versucht, mich aus ihrem Schoß zu vertreiben?
    Die alte Frau nimmt am Kamin Platz und bedeutet mir mit ihren knorrigen Händen, ihrem Beispiel zu folgen. »Zum ersten Mal habe ich deine Mutter an dem Tag gesehen, als dein Vater – nein, nicht dein richtiger Vater, sondern dieser Rüpel, den sie geheiratet hat – sie zu mir brachte. Er führte sie an meine Türschwelle und hielt ihren Arm so fest umfasst, dass sie noch zwei Wochen danach blaue Flecken hatte. Dafür habe ich ihr übrigens Arnikawurzel gegeben.«
    »Und?«
    Sie lehnt sich in ihrem Sessel zurück und genießt ihr wissbegieriges Publikum. Ich nehme nicht an, dass sie allzu oft eines hat. »Und er hat verlangt, dass ich etwas tue, um das Baby aus ihrem Schoß zu vertreiben.«
    Meine Mutter hatte mich also gar nicht loswerden wollen. Es war nicht ihre Entscheidung gewesen. Eine große, dunkle Last fällt von mir ab.
    Die Kräuterhexe zuckt die Achseln. »Ich dachte daran, etwas vorzutäuschen, aber er stand da und beobachtete mich, wie ich das Gebräu mischte, und er hat nach den Dingen gefragt, die ich hineingab. Mir wurde schnell klar, dass er, wenn ich ihm ein falsches Gift mitgäbe, wahrscheinlich zurückkommen würde. Es war für alle das Beste, es so bald wie möglich hinter mich zu bringen.
    Aber trotz meiner besten Bemühungen hat es nicht funktioniert. Das war der Tag, an dem ich wusste, dass ein Gott dich gezeugt hatte. Zwei Wochen später hämmerte der Rüpel wieder an meine Tür und verlangte eine weitere Dosis. Aber Matronas Fluch ist hart und hatte deine Mutter bereits fast bis an den Rand des Todes gebracht. Ich erklärte ihm, dass ich mich nicht ihrer Ermordung schuldig machen wolle und dass er, eingedenk der Tatsache, wer ihr Geliebter gewesen war, lieber zweimal darüber nachdenken solle, ob er Ihn noch einmal einladen wolle.«
    Sie wendet den Blick ihrer wässrigen Augen von mir ab und schaut ins Feuer, und ich kann in ihren Augen ein Spiegelbild der Flammen sehen. »Deine Mutter hat alles getan, was sie konnte, um dich vor dem Zorn dieses Mannes zu beschützen. Oft hat sie ihn daran erinnert, wer dein wahrer Erzeuger war. Aber selbst mit diesen Erinnerungen hattest du keine einfache Kindheit.«
    Wir sind beide still und starren in die Flammen, aber wir sehen zweifellos unterschiedliche Dinge. Ich mühe mich, mich an die Neuordnung meiner Welt zu gewöhnen. Das Wissen, dass meine Mutter mich nicht gehasst hat, verändert alles. Es ist, als hätte ich die Welt mein Leben lang durch eine Scheibe dicken, verzerrten Glases betrachtet, und jetzt ist dieses Glas zerschmettert, und ich kann klar sehen. »Wie ist es gekommen, dass Ihr mich an dem Tag gefunden habt« – ich kann mich nicht dazu überwinden zu sagen, am Tag meiner Hochzeit –, »an dem Tag, an dem mein Vater mich an Guillo verkauft hat?«
    »Ich hatte deiner Mutter versprochen, dass ich versuchen würde, ein Auge auf dich zu haben. Obwohl es unfair von ihr war, darum zu bitten, weil ich meilenweit die einzige Kräuterhexe war und viel zu viel zu tun hatte. Aber ich habe getan, was ich konnte.«
    »Ihr wart es, die mich in das Kloster geschickt hat.«
    »Jawohl.«
    »Was bedeutet Euch das Kloster?«
    Sie dreht sich mit einer heftigen Bewegung zu mir um. »Du denkst, diese Nonnen seien die Einzigen, die den Tod kennen? Was glaubst du, was ich den ganzen Tag tue, abgesehen davon, dass ich mit Ihm tanze und hier um ein Leben feilsche und dort um einige zusätzliche Monate? Wenn ich Ihn aus den Lungen eines alten Mannes vertreibe oder aus dem fiebrigen Hirn eines Knaben? Nein, das Kloster ist nicht der einzige Partner des Todes.«
    Dass der Tanz in zwei Richtungen läuft, ist etwas, was ich niemals bedacht habe. »Also seid auch Ihr eine Tochter des Todes«, murmele ich.
    Sie wirkt überrascht, dann gackert sie erfreut. »Jawohl«, sagt sie und richtet sich ein wenig höher auf. »Ich schätze, das bin ich.«
    »Aber Ihr dient nicht dem Kloster?«, frage ich, nur um sicher zu sein.
    »Nein, aber es war der einzige Ort, von dem ich dachte, dass du dort in Sicherheit sein würdest.«
    Ich wäge das Risiko sorgfältig ab, aber ich habe keine Wahl. In den Wunsch, ihrem scharfen Blick auszuweichen, studiere ich meine Handrücken. »Habt Ihr einen Bezoarstein?«
    Die Kräuterhexe wirft mir einen verschlagenen Blick zu. »Gewiss hat das Kloster Gegenmittel gegen seine Gifte.«
    »Wir haben unsere Energien darauf verwandt, Gifte zu schaffen, nicht

Weitere Kostenlose Bücher