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Grave Mercy Die Novizin des Todes

Grave Mercy Die Novizin des Todes

Titel: Grave Mercy Die Novizin des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LaFevers Robin L
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Gegenmittel für Arduinnas Köder zu besorgen. Schwester Serafina muss etwas haben, irgendein Gegenmittel, dass sie schicken kann. Wenn ja, wird Annith es gewiss finden. Ich erkundige mich auch nach Schwester Veredas Gesundheit, denn ich will wissen, ob sie noch immer Visionen hat.
    Als ich fertig bin, trete ich vor Vanths Käfig. Er schläft, den Kopf unter den Flügel gesteckt, und ist ernsthaft verärgert darüber, geweckt zu werden. Ich murmele eine Entschuldigung, binde die Briefe fest und trage ihn dann zum Fenster. »Fliege schnell, wenn du so freundlich sein möchtest. Viel hängt davon ab.« Dann werfe ich ihn aus dem Fenster. Er breitet die Flügel aus und erhebt sich in den grauen Himmel, und ich schaue ihm nach, bis ich ihn nicht länger sehen kann.
    Als das getan ist, kleide ich mich schnell an. Es gibt ein mögliches Gegenmittel, von dem ich weiß: ein Bezoarstein. Ich bin mir nicht sicher, ob er bei Gift wirken wird, das durch die Haut verabreicht wurde, aber ich muss es versuchen, und es gibt nur eine Person, die mir einfällt und die einen solchen Stein besitzen könnte.
    Es ist fast ein halber Tagesritt zur Hütte der Kräuterhexe, und obwohl ich diesen speziellen Weg nie genommen habe, habe ich keine Mühe, ihn zu finden. Ich habe die alte Frau während des größten Teils meines Lebens gefürchtet. Als ich jünger war und meine Mutter mich zu ihr geschickt hat, um Gänsefingerkraut zu holen, damit sie das Fieber meiner Schwester behandeln konnte, habe ich mich in der Nähe versteckt und stundenlang geweint, davon überzeugt, dass die Frau einen einzigen Blick auf mich werfen und wissen würde, dass ihr Gift versagt hat, und dann würde sie die Aufgabe an Ort und Stelle zu Ende bringen.
    Natürlich hat sie das nicht getan. Sie hat mich lediglich aus dem Schatten herangewunken und mich mit Honigwabenbröckchen angelockt, aus denen goldener Honig tropfte – ein seltener Leckerbissen, dem ich nicht widerstehen konnte. Als ich endlich glaubte, dass sie mir nichts antun würde, gelang es mir, stotternd meine Nachricht zu überbringen, und sie gab mir das Gänsefingerkraut und schickte mich dann meiner Wege. Ich glaubte, dass sie mich nicht erkannt habe, und so war meine Furcht von mir abgefallen.
    Aber offensichtlich hatte ich mich geirrt, denn sie war es, die Jahre später zu mir kam und mich in mein neues Leben entführte.
    Als ich die kleine, quadratische Hütte erreiche, die von einem üppigen Garten umringt ist, sitze ich ab, binde das Pferd an den Zaunpfosten und öffne dann das Tor. Eine fröhliche kleine Glocke erklingt und lässt mich zusammenzucken. Ich schlängele mich durch die Weißdornhecke und die taillenhohen Lavendelbüsche, bis ich die Tür erreiche. Sie wird geöffnet, bevor ich anklopfen kann, und die Kräuterhexe selbst mustert mich mit trüben Augen. »Immer noch in der Gegend, nach all diesen Jahren?«, fragt sie. »Komm herein, bevor du all die warme Luft hinauslässt.«
    Weder die Hütte hat sich groß verändert noch die Frau. Ihr Haar ist immer noch weiß, wie Fasern der Distelwolle; ihre Augen sind vielleicht ein wenig verblasst, ihre Haut etwas runzliger. Kräuter hängen von der Decke, und ihre scharfen, pfeffrigen und süßen Gerüche bestürmen meine Sinne. Auf dem Herd blubbert es in drei kleinen Töpfen, und ihre Tische sind bedeckt mit allen möglichen Tongläsern, Töpfen und Kupferschalen. Das Ganze hat überraschende Ähnlichkeit mit Schwester Serafinas Labor.
    »Was führt die Tochter des Todes an meine bescheidene Tür?«, fragt sie und wirkt dabei nicht im Mindesten bescheiden. Vielleicht grinst sie sogar ein wenig.
    Ich öffne den Mund, dann zögere ich. Sie war es, die mich vor drei Jahren ins Kloster geschickt hat. Wird sie wissen, dass ich, indem ich nach einem Gegenmittel frage, den Wünschen des Klosters zuwiderhandle? Wird es sie kümmern?
    Sie ignoriert mein hilfloses Schweigen und beginnt zu sprechen. »Ich habe immer damit gerechnet, dich eines Tages wiederzusehen, zweifellos weil du etwas über deine Mutter wissen willst.«
    Meine Mutter. Erst als sie das Wort ausspricht, wird mir bewusst, dass ich nach Wissen hungere. Was hat meine Mutter veranlasst, überhaupt das Lager mit dem Tod zu teilen? Ist sie dazu gezwungen worden? Oder hat Er sie an der Hand genommen und sie aus ihrem harten Leben weggeführt, für einige verstohlene Augenblicke von … Was? Wonne? Liebe? Abwechslung? Was konnte der Tod einer Frau wie meiner Mutter bieten? Und wenn es Liebe

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