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Grave Mercy Die Novizin des Todes

Grave Mercy Die Novizin des Todes

Titel: Grave Mercy Die Novizin des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LaFevers Robin L
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Zuchtmeisterinnen sind, sind sie freundlich, heben nur selten die Stimme oder beschämen uns. Vielleicht wissen sie, dass, wenn sie uns gut behandeln, wir uns umso mehr anstrengen, ihre Erwartungen zu erfüllen, oder vielleicht haben sie den Verdacht, dass wir bereits zu oft Scham in unserem Leben empfunden haben.
    Ich reagiere auf dieses neue Leben wie ein Fisch aufs Wasser, sagt Schwester Serafina. Kaum dass der Winter zu Ende ist, werden meine Albträume unregelmäßiger und ich denke immer weniger und weniger an die Männerwelt jenseits der Klostermauern. In der Tat, es ist, als habe die ganze Welt aufgehört zu existieren.

Sechs
    DREI JAHRE SPÄTER
    DER NOVEMBER IST TRADITIONELL der Blutmonat, die Zeit des Jahres, da Tiere für den Winter geschlachtet werden. Wie passend, denke ich, dass mein erster Auftrag jetzt kommt.
    Da ich den Stallburschen nicht auf meine Anwesenheit aufmerksam machen will, lenke ich mein Pferd in ein Wäldchen direkt hinter der Taverne, dann sitze ich ab. Ich ziehe meinen Umhang fest, um mich gegen den kalten Wind zu wappnen, der vom Meer kommt, und stecke Nocturne eine Karotte zu, die ich aus der Klosterküche stibitzt habe. »Ich werde bald zurück sein«, flüstere ich ihr ins Ohr.
    Dann wende ich mich von meinem Pferd ab und gehe im Schatten der Bäume zu der Taverne. Ich bin so angespannt und erwartungsvoll, dass ich mich nur mit Mühe daran hindern kann, loszurennen und die Tür aufzureißen. Sybella ist vor fast einem Jahr zu ihrem ersten Auftrag ausgesandt worden, und ich hatte schon die Hoffnung aufgegeben, jemals einen eigenen Auftrag zu bekommen. Zumindest bin ich besser dran als Annith, die immer noch wartet. Ich hatte gedacht, dass sie gewiss vor mir einen Auftrag bekommen würde.
    Ich schiebe diese Gedanken beiseite und konzentriere mich auf meine Aufgabe. Sie ist eine wahre Prüfung all dessen, was ich im Kloster gelernt habe. Ich muss auf alles gefasst sein und weiß, dass man mich nach meiner Leistung beurteilten wird.
    Als ich die Tür erreiche, halte ich inne und lausche auf das Gemurmel von Stimmen, das sich mit dem Geklapper von Tongeschirr auf der anderen Seite vermischt. In der Taverne geht es heute Abend hoch her; die Männer sind früh von den Feldern zurückgekehrt, und die Fischer sind mit dem Fang des Tages heimgekommen. Gut. In einer größeren Menschenmenge ist es leichter, unbemerkt zu bleiben. Ich schlüpfe hinein. Zu dieser späten Stunde haben die Männer schon tief in ihre Humpen geschaut und interessieren sich mehr für die Würfelspiele vor dem Feuer oder für eine der Schankmägde als für mich.
    Der Raum ist schlecht beleuchtet, was meinen Zwecken gut zupass kommt. Ich halte mich im Schatten nahe der Wand, wie man es mich gelehrt hat, als ich zur Treppe hinaufgehe, die in den ersten Stock führt, wo man Zimmer für die Nacht mieten kann.
    Die erste Tür rechts, hat Schwester Vereda gesagt.
    Ich konzentriere mich so sehr auf die Treppe und meine Anweisungen, dass ich den kräftigen Bauerntölpel, der sich von seiner Bank erhoben hat, erst sehe, als ich mit ihm zusammenstoße.
    »Oho!«, ruft er, als er mich an den Armen packt, damit ich nicht hinfalle. »Ich habe einen Leckerbissen zum Abendessen gefunden.«
    Er hat sich die Kapuze weit über den Kopf gezogen, sodass sein Gesicht kaum zu erkennen ist, und sein Strohhut hängt ihm auf dem Rücken und weist ihn als jemanden aus, der sich auf den Feldern abrackert. Ärger regt sich in meiner Brust. Ich habe keine Zeit für Verzögerungen; ich bin wie ein junger Vogel erpicht darauf, meine Flügel zu erproben. Ich will ihm gerade sagen, dass er mir aus dem Weg gehen soll, als ich begreife, dass er Teil der Prüfung sein könnte, die die Äbtissin für mich vorbereitet hat. Ich senke den Blick. »Ich werde oben erwartet.«
    Es funktioniert zu gut, denn ich kann spüren, dass sein Blick, der auf mir ruht, fragend wird. Interessiert. Statt beiseitezutreten, kommt er näher und drängt mich gegen die Wand. Mein Herz hämmert hektisch, weil ich nicht entwischen kann, aber ich zwinge meinen Geist zur Ruhe und rufe mir ins Gedächtnis, dass er wahrscheinlich nur ein Bauer ist, der nichts bedeutet. Ich stemme mich gegen die Brust des Kerls, die so hart wie Eisen ist von Tagen, die er damit verbracht hat, auf den Feldern einen Pflug zu ziehen. »Ich bekomme großen Ärger, wenn ich mich verspäte.« Ich sorge dafür, dass meine Stimme leicht schwankt, damit er denkt, dass ich Angst habe.
    Nach einem Weilchen

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