Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grave Mercy Die Novizin des Todes

Grave Mercy Die Novizin des Todes

Titel: Grave Mercy Die Novizin des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LaFevers Robin L
Vom Netzwerk:
nach Nantes reiten.

Siebenundvierzig
    DUVAL IST SPÄT DRAN. Entweder das, oder er kommt gar nicht. Ich gehe vorm Feuer auf und ab und versuche, mich nicht aufzuregen, aber die wahrscheinlichste Erklärung ist die, dass er zu krank geworden ist, um sich zu bewegen. Dass er in ebendiesem Moment in irgendeiner Ecke hockt, dem Tode nah.
    Diese Vorstellung bekümmert mich so sehr, dass ich nach meinem Umhang greife und auf die Tür zugehe. Wenn die verborgenen Tunnel und Gänge kreuz und quer durch die Burg selbst laufen, werde ich Hilfe brauchen, um sie zu durchsuchen. Außerdem werde ich nicht in der Lage sein, ihn selbst zurückzutragen.
    Der Stabsoffizier will mich nicht in die Garnison lassen, aber er schickt einen Lakaien, der für mich die Bestie holt. Kurze Zeit später treffen er und de Lornay ein. Ich habe sie beim Würfelspiel gestört, und de Lornay hält noch immer zwei Würfel in der Hand und reibt sie gut gelaunt aneinander. Als sie sehen, wer sie hat rufen lassen, fällt das lässige Lächeln von ihren Gesichtern ab, und sie eilen auf mich zu. »Was ist passiert?«, fragt die Bestie.
    Ich schaue zu dem in der Nähe stehenden Stabsoffizier hinüber, und die Bestie nimmt meinen Ellbogen und führt mich nach draußen. Als wir mitten auf dem Trainingsplatz stehen, weit entfernt von jedweden Ecken oder Türen, die einen Lauscher verbergen könnten, fragt de Lornay: »Ist Duval etwas zugestoßen?«
    »Er sollte heute Nacht in mein Zimmer kommen und ist nicht erschienen. Er hat Euch doch erzählt, wo er sich aufhält, ja?«
    Die Bestie nickt langsam.
    »Nun, ich fürchte, dass er irgendwo dort drin liegt. Habt Ihr ihn in den letzten Tagen gesehen? Er ist sehr krank. Er …« Meine Kehle wird so eng, dass es schwer ist, die Worte herauszubringen. Letztlich bringe ich es nicht fertig, ihnen zu erzählen, dass ich Angst habe, dass Duval im Sterben liegt, sondern sage stattdessen: »Ich fürchte, er ist zu schwach, um sich zu bewegen.«
    De Lornays ganzer Habitus verändert sich, und sein Blick wird schärfer. »Es ist nicht mein Werk«, erkläre ich ihm, aber ich denke nicht, dass er mir glaubt.
    »Wir werden helfen«, sagt die Bestie, bevor de Lornay und ich in Streit geraten können. »Zeigt es uns.«
    Es ist spät und der ganze Hof ist in gedrückter Stimmung, sodass nur wenige Menschen unterwegs sind, die uns sehen. Als wir Duvals Räume erreichen, zögere ich. Es kann nicht angehen, dass die treue Louyse mich sieht, wie ich zwei Männer in mein Schlafgemach geleite. Sie würde einen solchen Verrat an ihrem Herrn niemals verzeihen.
    Aber es ist niemand im Hauptraum, also bedeute ich der Bestie und de Lornay, mir zu folgen, und sie gehen stumm wie Schatten durchs Zimmer. Wir erreichen mein Schlafzimmer, und Duval ist immer noch nicht da. »Die Tür, die er benutzt, ist hier«, sage ich und zeige ihnen die Wand am Kamin. »Aber ich kenne den Mechanismus nicht, der sie öffnet.«
    Anscheinend kennen auch die beiden Männer den Mechanismus nicht, denn sie drücken und ächzen und stechen in die Fugen, während die Minuten zäh verstreichen, bis schließlich ein dumpfes Geräusch erklingt und die Wand nachgibt. Die Bestie drückt die Schulter dagegen und schiebt. Kühle, feuchte Luft weht in den Raum. »Wir werden Licht brauchen«, sagt de Lornay.
    Ich eile an den Tisch und benutze die eine brennende Kerze dort, um drei weitere zu entzünden. Eine reiche ich de Lornay, die andere der Bestie. Sie betrachten die Kerze, die ich in meiner eigenen Hand halte, versuchen aber nicht, mich daran zu hindern, sie zu begleiten.
    Es ist stockdunkel in den Gängen, und das schwache Licht aus meinem Zimmer wird binnen Sekunden von der Finsternis verschlungen. Es gibt keine Fenster, keine Türen, keine wie auch immer gearteten Öffnungen. Nur dicken grauen Stein, der uns von allen Seiten bedrängt. Es erinnert mich an die Krypta im Kloster, und ich weiß nicht, wie Duval das all diese Zeit ertragen hat.
    Der Hauptgang verzweigt sich in viele Richtungen. Vorsichtig und methodisch erkunden wir jede einzelne. Wir kommen nur langsam voran in der Dunkelheit und haben nur wenige Orientierungspunkte, die uns leiten. Aus Angst, dass man uns in den Schlafzimmern und Gemächern auf der anderen Seite der Mauern hören kann, wagen wir nicht, Duvals Namen zu rufen.
    Der Hauptgang verzweigt sich immer wieder, wie eine sich windende Schlange, und gerade als ich befürchte, dass wir nie mehr den Weg zurückfinden werden, kommt ein »Uff« von der

Weitere Kostenlose Bücher