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Grave Mercy Die Novizin des Todes

Grave Mercy Die Novizin des Todes

Titel: Grave Mercy Die Novizin des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LaFevers Robin L
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gern sagen, damit er mir das Versprechen gibt, nicht zu sterben. Aber ich kann nicht auf ein Versprechen dringen, das er nicht einhalten kann. Stattdessen lasse ich mich auf den Boden nieder und halte während der Nacht Wache bei ihm.
    Ich werde von einem schwachen Kuss auf den Handrücken geweckt. Als ich die Augen öffne, sehe ich, dass Duval den Kopf auf die Hand stützt und mich beobachtet. »Guten Morgen.«
    »Guten Morgen«, murmele ich verlegen. Ich versuche, unsere ineinander verschränkten Finger zu lösen, aber er hält mich lange genug fest, um ein letztes Mal meine Hand zu drücken, erst dann lässt er sie los.
    Ich stehe auf und versuche, die verschiedenen Schmerzen zu ignorieren, die mir das Schlafen in einer so verkrampften Position eingebracht hat. Während ich meine Röcke glätte und versuche, meine Fassung zurückzugewinnen, erhebt sich Duval vom Bett und geht zu dem Krug und dem Becken hinüber, wo er sich kaltes Wasser ins Gesicht spritzt. Seine Beine sind kräftiger als am vergangen Tag, und ich kann nur hoffen, dass das ein Zeichen dafür ist, dass ein ordentlicher Nachtschlaf ihm gutgetan hat. Als er sich umdreht und Wasserperlen von seinem Gesicht tropfen, sehe ich, dass seine Augen etwas klarer geworden sind.
    Ich reiche ihm ein Leinenhandtuch. Während er sich abtrocknet, gehe ich zu dem Tablett mit Essen. »Ihr solltet wirklich versuchen, noch etwas zu essen, bevor Ihr geht.«
    »Das werde ich.« Er legt das Handtuch beiseite und kommt auf mich zu, um sich ein Stück Käse vom Tablett zu nehmen. Dann schaut er zum Fenster, um zu sehen, wie nahe die Morgendämmerung ist.
    Sehr nahe.
    Während er sich den Rest des Essens in die Taschen stopft, runzle ich verwirrt die Stirn. Es scheint ihm heute Morgen viel besser zu gehen. Gewiss ist das ein hoffnungsvolles Zeichen.
    Als seine Taschen voll sind, tritt er vor mich hin und legt mir die Hände auf die Schultern. In seinen Augen brennt ein Ausdruck der Dringlichkeit. »Sie müssen Anne nach Rennes bringen. Guérande ist nicht wehrhaft genug, um einer langen Belagerung standzuhalten, aber die Bürger von Rennes werden zu ihr stehen, und die Stadt hat die Mittel, sie zu verteidigen. Das ist der beste Ort für sie, bis Hilfe eintrifft. Überzeugt sie davon, Ismae.«
    »Ich werde es versuchen, gnädiger Herr.«
    »Und seid auf der Hut, bevor Ihr Crunard vor den anderen bezichtigt. Sie kennen ihn viel länger als Euch und werden sich wahrscheinlich auf seine Seite schlagen, wenn es dazu kommen sollte. Ihr werdet handfeste Beweise brauchen, um sie von Euren Anklagen zu überzeugen.«
    Ich höre ein Geräusch draußen vor meiner Tür. Louyse. Er haucht mir einen schnellen Kuss auf den Kopf, dann verschwindet er in den Gang in der Mauer. Einen Moment später kommt Louyse in den Raum, erfüllt von ihrer gewöhnlichen morgendlichen guten Laune. Sie hält kurz inne und wirkt verwirrt, als sie sieht, dass ich meinen Umhang über meinem Nachthemd trage. Ich reibe mir die Arme und schaudere ein wenig. »Es ist kalt heute Morgen.«
    »Das ist es, Demoiselle!« Während sie meine Kleider herauslegt, bildet sich in meinem Kopf ein Plan. Die übrigen Mitglieder des Kronrates werden sich heute Morgen in aller Frühe treffen. Es wird die perfekte Zeit für mich sein, um Crunards Zimmer zu durchsuchen. Gewiss kann ich etwas finden, was die anderen von seiner Schuld überzeugen wird.

Sechsundvierzig
    ALS ICH CRUNARDS GEMÄCHER erreiche, ist die Tür geschlossen und es ist keine Wache davor postiert. Ich klopfe an und rufe: »Kanzler Crunard?« Es kommt keine Antwort. Ich schaue in beide Richtungen den Flur entlang. Die Luft ist rein. In der Tat, es ist heute sehr still im Palast, und ich frage mich, wie viele Höflinge gehört haben, was sich in Nantes zugetragen hat. Nachdem ich mich davon überzeugt habe, dass niemand mich sehen kann, versuche ich, die Tür zu öffnen. Sie ist verschlossen, aber das hält mich nicht auf.
    Ich ziehe einen der nadeldünnen Dolche vom Handgelenk und schiebe die Spitze in das Schloss, wie Schwester Eonette es uns gezeigt hat. Dann drücke ich sanft gegen das Metall, wie um es aufzufordern, zu tun, was ich will. Als ich ein zufriedenstellendes Klicken höre, richte ich mich auf, halte Ausschau nach Zeugen und schlüpfe dann lautlos in Kanzler Crunards Kontor.
    Ich weiß nicht, wie viel Zeit ich habe, noch weiß ich, wonach ich suche. Etwas – irgendetwas –, das meinen Verdacht bestätigen wird.
    Die Papiere auf seinem Schreibtisch

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