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Grave Mercy Die Novizin des Todes

Grave Mercy Die Novizin des Todes

Titel: Grave Mercy Die Novizin des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LaFevers Robin L
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zusammen. Ich bin nicht so ungeschliffen.
    Die ehrwürdige Mutter lehnt sich in ihrem Stuhl zurück und schnalzt mit der Zunge. »Ihr übertreibt. Ismae ist in allen Dingen gut ausgebildet worden, einschließlich des Benehmens, das sie an den Tag legen muss, wenn sie die Mätresse eines Mannes spielt.«
    Offensichtlich wäre dies jetzt kein guter Zeitpunkt, um zu gestehen, dass ich die meisten von Schwester Beatriz’ Lektionen geschwänzt habe.
    »Aber wichtiger noch ist«, fährt Duval fort, »dass ich, so wie die Dinge bei Hof liegen, ihren Schutz nicht gewährleisten kann.«
    »Ich brauche keinen Schutz«, sage ich, gekränkt über einen solchen Vorschlag.
    »Nein, den braucht sie tatsächlich nicht«, stimmt die Äbtissin mir zu. »Sie braucht lediglich eine Gelegenheit zu handeln.«
    »Ihr würdet solche Entscheidungen, bei denen es um Leben und Tod geht, einer Novizin überlassen?«
    »Natürlich nicht«, fährt die ehrwürdige Mutter ihn an. »Wir lassen solche Entscheidungen über Leben und Tod in den Händen Mortains, wo sie hingehören.« Sie wendet sich an mich. »Du wirst morgen früh mit Duval aufbrechen. Geh und pack eine kleine Tasche, die du mitnehmen kannst. Wir werden dir den Rest deiner Sachen in seine Residenz in Guérande schicken. Du darfst jetzt gehen.«
    Mir ist schwindelig von dem Tempo, mit dem meine Welt auf den Kopf gestellt wurde, daher zaudere ich und versuche, mir ein letztes Argument auszudenken, das ich vorbringen könnte. Ich habe mich dem Kloster angeschlossen, um mich aus der Welt der Männer zurückzuziehen, nicht um einem davon auf Gedeih und Verderb ausgeliefert zu werden.
    Die Äbtissin beugt sich über ihren Schreibtisch. »Hast du dein Gelübde vergessen, in allen Dingen absoluten und bedingungslosen Gehorsam zu zeigen?«, fragt sie mit leiser Stimme. »Du bist nur eine Novizin. Du musst noch viel beweisen, bevor du deine letzten Gelübde ablegen kannst.«
    Ich schlucke meinen restlichen Protest herunter und gehe in mein Zimmer, um zu packen.

Zehn
    BEVOR ICH MIT DEM Packen fertig bin, klopft es an meiner Tür. Als die ehrwürdige Mutter hereinkommt, bin ich so verblüfft, dass ich nur schweigen kann. Sie hat meine Klause noch nie zuvor besucht.
    Sie schließt die Tür hinter sich, und in ihren Augen leuchtet ein kaltes blaues Feuer. »Du siehst doch, wie günstig dies sich in unsere Plänen fügt, nicht wahr?«
    Es ist wahr. Duval hat ihr die Bahn freigemacht, um genau die List auszuführen, die sie geplant hatte, Minuten bevor er in ihr Büro gestürzt war. »Es ist das, was Ihr wolltet, ehrwürdige Mutter.«
    »Es ist das, was Mortain will, Kind«, versetzt sie scharf. »Sonst hätte er es nicht so leicht arrangiert. Finde dich damit ab, Ismae. Selbst wenn Duval keiner schlimmeren Vergehen schuldig ist als eines hitzigen Temperaments und schlechter Manieren, wird dieses Arrangement uns gute Dienste leisten, denn es gibt viele bei Hof, die beobachtet werden müssen. Ich will wissen, mit wem Duval Zeit verbringt, wer seine Verbündeten sind, was für Briefe er abschickt und welche er empfängt. Halte die Augen offen, falls etwas vom französischen Regenten kommt. Sei aufrichtig zu Duval, wann immer es möglich ist. Es wird die schnellste Methode sein, um ihn einzulullen, damit er dir vertraut. Ich glaube nicht gern an Zufälle und würde gern besser verstehen, warum er in diesem Raum war. Er hat jederzeit Zugang zur Herzogin und ebenfalls ihr uneingeschränktes Vertrauen. Ich möchte sicher sein, dass er ihren Interessen dient.«
    »Dienen wir ihren Interessen denn auch, ehrwürdige Mutter? Dienen wir Mortain, indem wir der Herzogin dienen? Ich bin nicht unverschämt«, beeile ich mich hinzuzufügen. »Ich verstehe es wirklich nicht.«
    Ihr Gesicht wird weicher. »Aber natürlich sind es die gleichen Interessen, Kind. Jeden Tag flehen Tausende bretonischer Stimmen unsere Götter an, sie vor den Franzosen zu beschützen und unserer Herzogin Stärke zu verleihen. Du kannst dir sicher sein, dass die Franzosen weder zu unseren Göttern beten noch die alten Heiligen ehren werden, wie wir es tun, sollten sie Erfolg haben und unser Land erobern. Frankreich ist zu eng mit dem gegenwärtigen Papst verbündet, der alle Formen der Huldigung, die nicht ihm gelten, von der Welt verbannen will. Natürlich ist das nicht Mortains Wunsch.«
    Sie hebt die Hand von den Falten ihres Gewandes, und ich sehe jetzt, dass sie etwas bei sich trägt, das in weiches, abgenutztes Leder gewickelt ist.

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