Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grave Mercy Die Novizin des Todes

Grave Mercy Die Novizin des Todes

Titel: Grave Mercy Die Novizin des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LaFevers Robin L
Vom Netzwerk:
in der Öffentlichkeit erscheinen lassen würde«, bemerkt er schließlich.
    »Eure Cousine hat keine Alternative zu diesem Kleid, gnädiger Herr.«
    Ein resignierter Ausdruck gleitet über seine Züge. »Und so ist unser Los also besiegelt.« Er hält mir den Arm hin. »Kommt, lasst uns zu den anderen gehen.«
    Nach einem Moment des Zögerns lege ich zaghaft die Hand auf seinen Ärmel. Verärgert über diese Nettigkeiten, die ich ertragen muss, suche ich nach einer Möglichkeit, ihn zu peinigen. »Madame Hivern schien nicht besonders erfreut darüber, Euch zu sehen«, bemerke ich. »Wenn ich es recht bedenke, der Baron auch nicht.«
    Er schnaubt, und dieses ehrliche Geräusch trifft mich unerwartet. »Madame Hivern und ich sind in vielen Dingen unterschiedlicher Meinung. Das Unbehagen des Barons ist ein wenig neuer.« Dann schaut er auf mich herab, und ein Anflug der Erheiterung leuchtet in seinen Augen auf. »Ihr wisst doch, wer sie ist, nicht wahr?«
    Ich verfluche meine Unwissenheit. Das ist noch schlimmer, als Duvals Obhut unterstellt zu sein. »Nein«, antworte ich knapp. »Das tue ich nicht.«
    Duval stößt ein kurzes, bellendes Lachen aus. »Sie, meine liebe Meuchelmörderin, ist die Mätresse des verstorbenen Herzogs.«
    Ich schnappe überrascht nach Luft. »Die französische Hure?«
    Er sieht mich scharf an. »Warum nennt Ihr sie so?«
    Ich zucke die Achseln, während ich versuche, in den Raum vor mir zu spähen, voller lüsterner Neugier jetzt, da ich weiß, wer sie ist. »So haben die Schwestern im Kloster sie genannt«, erkläre ich.
    Es folgt ein langer Moment lastenden Schweigens. Als ich ihn wieder ansehe, hat sich seine ganze Stimmung verändert und die Erheiterung ist aus seinen Zügen verschwunden. »Ja«, sagt er. »Und nur damit Ihr im Bilde seid, ich bin der Sohn der französischen Hure.«
    Ich habe das Gefühl, als hätte sich soeben ein riesiges Loch zu meinen Füßen aufgetan, während Duvals Worte wie eine zu große Glocke in meinem Kopf widerhallen. Er ist einer der Bastarde des Herzogs. Ein Halbbruder der Herzogin.

Fünfzehn
    DUVAL ZUPFT AN MEINEM Ärmel und zieht mich in die große Halle. Sie ist hell erleuchtet von einem prasselnden Feuer und Kerzen, die in schweren silbernen Haltern brennen, aber ich nehme kaum irgendetwas von alldem wahr, während ich im Geiste bei Schwester Eonettes Wandteppichen weile. Die französische Hure ist dort verzeichnet, zusammen mit ihren fünf Kindern mit dem verstorbenen Herzog, aber sie sind nur mit ihrem Vornamen aufgeführt, und der Vorname Gavriel ist durchaus verbreitet. Als Bastarde tragen sie keinen Nachnamen.
    Wusste die Äbtissin, dass ich blind in diese Angelegenheit hineingehen würde? War das Teil ihrer Prüfung? Oder hat sie einfach irrtümlich angenommen, dass ich den Bastard des Herzogs mit Namen Duval kennen würde?
    Wie aus weiter Ferne höre ich Baron Geffoy sagen: »Da sind sie ja.« Mit Mühe versuche ich, mich auf die Namen der Personen zu konzentrieren, die mir vorgestellt werden. »Vicomte Duval, Demoiselle Rienne, dies ist meine Gemahlin, Katerine.« Sie ist eine reizlose Glucke von einer Frau, aber mit scharfen, intelligenten Augen, und ich mag sie sofort.
    »Ihr Bruder, Anthoine de Loris, und mein Haushofmeister, Guy de Picart. Duval, die zauberhafte Madame Hivern kennen Sie ja.«
    Das Aufeinanderprallen der Blicke Duvals und Madame Hiverns ist so klirrend wie das erste Klingenkreuzen eines jeden Duells, aber was mir den Atem stocken lässt, ist das kurze Aufblitzen von Schmerz, das ich in Duvals Gesicht sehe, bevor er es verbirgt. Es ist so flüchtig, dass ich nicht umhin kann, mich zu fragen, ob ich es mir eingebildet habe.
    Als Madame Hivern Duval die Hand zum Kuss hinhält, streift er seine formellen, höfischen Manieren über wie eine Rüstung und neigt sich über ihre Finger. »Wie immer macht mich Eure Anwesenheit sprachlos, Madame.«
    »Ich wollte, das wäre so«, murmelt sie. Baron Geffoy tritt unbehaglich von einem Fuß auf den anderen, während seine Frau überrascht die Brauen hochzieht.
    Duvals Augen werden schmal. »Es freut mich zu sehen, dass Ihr meinen Rat beherzigt und Euch vom Hof zurückgezogen habt.«
    Madame Hiverns Lächeln ist so scharf wie ein Messer. »Oh, aber das habe ich gar nicht. Ich mache nur einen kleinen Urlaub, um meine lieben Freunde zu besuchen und Trost aus ihrer Gesellschaft zu schöpfen.« Sie hebt ein zartes Leinentaschentuch und tupft sich die Augen ab.
    »Ich bitte um Vergebung.«

Weitere Kostenlose Bücher