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Grave Mercy Die Novizin des Todes

Grave Mercy Die Novizin des Todes

Titel: Grave Mercy Die Novizin des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LaFevers Robin L
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Schultern leicht herunterhängen, verrät seine Müdigkeit.
    »Warum seid Ihr hier?«, frage ich.
    Er richtet den Blick auf mich, und obwohl seine Augen noch immer in der Dunkelheit verborgen sind, spüre ich sie so deutlich wie jede Berührung. Wieder kribbelt meine Haut, und diesmal reibe ich mir tatsächlich die Arme.
    »Wovor fürchtet sich meine schöne Meuchelmörderin, frage ich mich.«
    »Ich fürchte mich vor gar nichts.«
    Duval legt den Kopf schräg. »Nein?« Er mustert mich einen langen Augenblick, dann erhebt er sich aus dem Sessel. Ich halte den Atem an, als er zu meinem Bett kommt. »Fürchtet Ihr vielleicht, dass ich näher kommen werde?« Seine Stimme ist leise, kaum mehr als ein Flüstern. Mir stockt der Atem, und ich bin gefangen von etwas, das ich liebend gern Furcht nennen würde, aber es fühlt sich überhaupt nicht wie Furcht an. Mit jedem Zollbreit meiner Haut bin ich mir schmerzlich der weichen Wäsche und der Bettdecken zwischen uns bewusst. Sie sind dicker als jedes Gewand, das ich je getragen habe, und doch fühle ich mich unerträglich entblößt.
    »Vielleicht macht Ihr Euch Sorgen, dass ich Euch berühren könnte«, überlegt er laut. Ich beobachte fasziniert, wie er die Hand nach mir ausstreckt und sie über meinen Füßen in der Schwebe hält. Unter der Decke pulsiert meine Haut erwartungsvoll.
    Als er die Hand senkt und meinen Knöchel umfasst, kostet es mich meine gesamte Willenskraft, den Fuß nicht zurückzuziehen. Sein Griff ist fest, und es ist, als brenne die Wärme seiner Hand durch all die Schichten Stoff zwischen uns. Das Blut rauscht in meinem Knöchel, und das Gefühl kriecht mein Bein hinauf, breitet sich in meinem ganzen Körper aus, bis jeder Zoll meiner Haut brennt von – was? Furcht? Erregung?
    Wir starren einander an; der Moment dehnt sich in die Länge und verschluckt alles, was vor ihm kam. »Wie wollt Ihr jemals das Spiel der Verführung spielen, wenn Ihr so zusammenzuckt?« Seine Stimme ist weicher Samt auf meiner Haut. »Ihr werdet Eure liebe Not haben, meine Geheimnisse zu erfahren, wenn Ihr meine Berührung nicht ertragen könnt.« Dann flucht er und zieht die Hand zurück. »Was denkt sich Euer Kloster dabei, ein solches Unschuldslamm in die Welt auszusenden, damit sie die Dirne spielt?«
    Mein Herz schlägt mir bis zum Hals, als Duval zu seinem Sessel zurückkehrt. Er weiß Bescheid. Er weiß, dass die Äbtissin mich geschickt hat, um ihn auszuspionieren. Wahrscheinlich hat er es immer gewusst. Ich war die Einzige, die dachte, dass wir irgendjemandem etwas vormachen würden.
    Duval setzt sich wieder hin und studiert mich, als sei ich ein komplizierter Knoten, den er entwirren muss. Ich versuche, nicht zu zappeln.
    »Also, warum seid Ihr hier?« Ich klammere mich halsstarrig an diese Frage.
    »Eure Äbtissin hatte recht. Es spielt keine Rolle, wie wir Euch nennen; die Leute ziehen ihre eigenen Schlussfolgerungen. Als ich heute Abend bei Hof ankam, haben mir zwei Edelleute zu meiner neuen Mätresse gratuliert. Es ist dumm, dagegen anzukämpfen.«
    »Vielleicht ist mein Verstand vom Schlaf getrübt, aber ich verstehe immer noch nicht, warum Ihr hier seid.«
    Duval seufzt. »Damit meine Diener bemerken, dass ich heute Nacht Euer Schlafgemach besucht habe, und ihre eigenen niederen Schlüsse ziehen.«
    »Aber wir müssen die Scharade unter Eurem Dach doch nicht weiterführen?«, sage ich, froh darüber, etwas Konkretes zu haben, worüber wir streiten können.
    »Gewiss seid Ihr nicht bereit, Euer Leben oder die Zukunft der Herzogin darauf zu verwetten, dass alle in meinem Haushalt mir gegenüber absolut loyal sind?«
    »Ich kann nicht glauben, dass Ihr Eurem eigenen Haushalt nicht traut«, erwidere ich, aber es ist eine Lüge. Ich bin nicht überrascht, nicht wirklich.
    Duval beugt sich vor und stützt die Ellbogen auf die Knie. »Die Franzosen haben etliche bretonische Adlige gekauft, Ismae. Es ist nur die Frage, wen und für wie viel. Wäre ich der oberste Späher der Franzosen, würde ich gewiss versuchen, ein oder zwei Spione im Haus eines jeden Ratgebers zu platzieren, der Annes Vertrauen genießt.«
    »Dann würden sie sicher alle die Todesmale Mortains für ihren Verrat tragen.«
    »Und doch tun sie es nicht. Wie ich sagte, ich vermute, dass Euer Heiliger vielschichtiger ist, als Euer Kloster es Euch glauben machen möchte.«
    Widerspruchsgeist lodert in mir auf. Er ist mir willkommen. »Wie könnt Ihr wissen, dass sie die Todesmale nicht tragen? Sie

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